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Invesco gibt Ausblick 2022

Nach zwei Jahren enormer fiskal- und geldpolitischer Interventionen zur Bekämpfung der Auswirkungen der Pandemie sieht der Asset Manager das Jahr 2022 als Jahr des Übergangs, in dem sich Politik und Wirtschaft auf einen normaleren Zustand zubewegen werden. Angesichts anhaltender Lieferkettenstörungen und eines starken Anstiegs der Nachfrage stehen zwei Fragen im Mittelpunkt ihres Ausblicks für 2022: Wie wird sich die Inflation weiterentwickeln? Und wie werden Märkte und Notenbanken darauf reagieren?

Dr. Henning Stein

Die Invesco-Experten rechnen mit einer höheren Volatilität, da die Märkte die Wachstumsverlangsamung und allmähliche Straffung der Geldpolitik erst noch verarbeiten müssten. Gleichzeitig trete Covid-19 als wirtschaftliches Risiko zunehmend in den Hintergrund. „Neue Virusmutationen stellen weiterhin ein Risiko dar. Trotzdem betrachten wir Covid-19 in unseren Prognosen als weniger besorgniserregend, da die wirtschaftlichen Auswirkungen weiter abnehmen, auch wenn es immer wieder Rückschläge gibt“, so Dr. Henning Stein, Global Head of Thought Leadership bei Invesco. „Ein Anstieg der Fallzahlen in einigen Ländern bleibt jedoch ein Risiko, da dies erneute Lockdowns und Lieferkettenstörungen zur Folge haben könnte.“

In ihrem Investmentausblick für 2022 beschreiben die Invesco-Analysten ihr Basisszenario für 2022 sowie ein „Upside“- und „Downside“-Szenario mit einer niedrigeren bzw. höheren erwarteten Inflation. Außerdem skizzieren sie die Implikationen dieser Szenarien für ihre Asset-Allokation-Präferenzen.

In ihrem Basisszenario rechnen die Anlagestrategen mit einer Normalisierung des globalen Wachstums, das zwar weiter über seinem langfristigen Trend liegen werde, sich mit dem Auslaufen der fiskalischen Anreize jedoch auf eine nachhaltigere Rate verlangsamen sollte. Sie gehen davon aus, dass die Inflation Mitte 2022 ihren Höhepunkt erreichen und im Anschluss zurückgehen wird, wenn die Lieferkettenstörungen behoben, die Impfquoten gestiegen und mehr Arbeitnehmer an ihre Arbeitsplätze zurückgekehrt sind. Letztlich werde die Inflation dadurch wieder zu ihrem Zielwert zurückkehren. „Das rückläufige Geldmengenwachstum stimmt uns zuversichtlicher. Das Geldmengenwachstum gilt auch als Vorbote der Inflation und signalisiert einen geringeren künftigen Inflationsdruck”, so Stein.

Die Invesco-Strategen glauben, dass die US-Notenbank an ihrer akkommodierenden Geldpolitik festhalten und die Zinsen erst im zweiten Halbjahr 2022 anheben wird. Die Zentralbanken anderer Industrieländer könnten jedoch früher aktiv werden. Für 2022 erwartet Invesco einen allmählichen Übergang weg von fiskal- und geldpolitisch gesteuerten Wachstumsveränderungen und eine Rückkehr zu normaleren Wachstumsraten, wenn sich das Ausgabeverhalten der Unternehmen und privaten Haushalte wieder normalisiert. So dürften die privaten Haushalte ihre ungewöhnlich hohen Sparreserven weiter abbauen und weiter Geld ausgeben – nach Ansicht der Invesco-Experten wird das die Straffung der Fiskalpolitik ausgleichen und eine weitere Freisetzung der aufgestauten Nachfrage ermöglichen.

Mit zunehmender Immunisierung gegenüber dem Coronavirus schreiten die Erholung und Wiedereröffnung der Wirtschaft in den Emerging Markets fort. Gleichzeitig wirkt der US-Dollar relativ neutral. Daher rechnet man bei Invesco in den Schwellenmärkten mit einer Belebung des Wachstums im Vergleich zu den Industrieländern. Wie sie anmerken, scheint auch die Straffung der Geldpolitik in vielen Schwellenländern bereits relativ weit fortgeschritten zu sein. Daher gehen sie davon aus, dass weitere geld- und fiskalpolitische Schritte der Schwellenländer den länderspezifischen Wachstums- und Inflationsdruck widerspiegeln werden, wenn die US-Notenbank ihre Geldpolitik so normalisiert, wie sie es angedeutet hat.

„Abschwungphasen, in denen die Wirtschaft über Trend wächst, aber an Dynamik verliert, zeichnen sich tendenziell durch eine höhere Volatilität und stärkere Annäherung der Renditen der verschiedenen Anlageklassen aus“, erklärt Stein. „Wir rechnen mit einer rückläufigen Vergütung des Wachstumsrisikos und einer Rotation in defensive Sektoren.“

In ihrem Basisszenario haben die Invesco-Experten eine Präferenz für Aktien, alternative Anlagen und Rohstoffe. Bei einem insgesamt reduzierten Risiko würden sie Aktien leicht übergewichten, den Schwerpunkt aber auf defensive Sektoren wie IT, Kommunikationsdienstleistungen, Gesundheit, Immobilien und Basiskonsumgüter legen. Aufgrund schwächerer Wachstumserwartungen und stabiler (oder niedrigerer) langfristiger Anleiherenditen würden sie zudem Qualitätswerte und Large-Caps bevorzugen. Auf regionaler Ebene hätten die Investmentexperten eine Präferenz für Schwellenmärkte aufgrund zyklischer Divergenz sowie für US-Aktien gegenüber anderen entwickelten Märkten, da die globale Wachstumsverlangsamung für eine Konzentration auf Regionen mit einem geringeren zyklischen Exposure und Operating Leverage spreche.

Im Anleihenbereich argumentieren sie, dass das solide Wirtschaftswachstum die Kreditfundamentaldaten stützt und die niedrigen globalen Zinsen an den Kreditmärkten weiterhin für gute markttechnische Unterstützung sorgen. „Die Bewertungen sind im historischen Vergleich jedoch hoch – das begrenzt das potenzielle Wertzuwachspotenzial durch eine Spreadverengung und erhöht das potenzielle Verlustrisiko, falls es zu einer Spreadausweitung kommt“, so Stein. Durch das insgesamt niedrige Renditeniveau sei zudem das Risiko bei einem allgemeinen Renditeanstieg höher. Die Invesco-Experten verweisen auf Bank Loans als potenziell attraktive Anlageklasse, die durch starke Kreditfundamentaldaten unterstützt wird und dank ihrer variablen Verzinsung von steigenden Zinsen profitieren könnte. In ihrem Basisszenario würden die Invesco-Experten auf eine moderate Übergewichtung der Duration setzen, da sie bis zu mittleren Laufzeiten höhere Zinsen, am langen Ende der Kurve dagegen stabile bis niedrigere Renditen erwarten würden. Außerdem würden sie US-Staatsanleihen übergewichten.

Im Alternatives-Bereich sehen sie im Private-Equity-Segment eine Präferenz für Wachstums- und Risikokapitalanlagen, die ihre Outperformance in unterschiedlichen makroökonomischen Szenarien fortsetzen könnten. Auch Direct-Lending-Strategien könnten weiter von starken Kreditfundamentaldaten profitieren und aufgrund ihrer variablen Verzinsung potenziell auch von steigenden Zinsen. Real Assets wiederum würden positiv auf Inflation reagieren, weil höhere Preise in der Regel zu höheren Einnahmen und einer Aufwertung der physischen Vermögenswerte führen. Nach Ansicht der Anlagestrategen ist der Ausblick für Immobilien durch das Potenzial für einen anhaltenden Aufschwung des Welthandels, des Personenverkehrs und der Büroauslastung in Verbindung mit relativ attraktiven Bewertungen und Inflationsschutz insgesamt günstig.