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Immobilienmärkte: Rück- und Ausblicke – Ein Wetterbericht

Ernst & Young, BrickVest, Catella, Deutsche Hypo, CBRE und Knight Frank sagen heitere Bedingungen ohne Blasenbildung voraus.

Einen Barometer hat praktisch niemand mehr zu Hause. Die moderne Form dieser Messgeräte, die atmosphärischen Druck anzeigen, findet man in elektronischen Posteingängen: Mit der zunehmenden Bedeutung von Immobilien und anderen Sachwerten ist die Zahl der „Barometer“ für diese Investmentmärkte exponentiell angewachsen.

So kann man zum Beispiel am Barometer von Ernst & Young für 2018 „weiterhin steigende Preise bei Wohnimmobilien“ ablesen, sowie gute Preisentwicklungen für Logistik und Büro, wobei sich dieser letztgenannte Sektor sogar „besser als der Einzelhandel“ entwickle. Insgesamt bleibt Deutschland „sehr beliebt in turbulenten Zeiten“.

Am Barometer von BrickVest lässt sich allerdings eine leicht fallende Tendenz in der Beliebtheit Deutschlands als Anlagemarkt für Gewerbeimmobilien feststellen. Dafür steige die Risikoakzeptanz bei Investitionen in diesem Sektor in Deutschland „deutlich“. Im Steigen begriffen sei auch das Interesse an B-Städten sowie regionalen Märkten. Im Gegenzug hätten A-Städte in der Gunst der Anleger den „ bislang niedrigsten Stand“ erreicht.

Aber egal, ob sie nun „Barometer“, „Index“ oder „Ausblick“ heißen, keiner der Analysten sieht eine Blasenbildung am deutschen Immobilienmarkt. Noch vor fast genau einem Jahr hatten Warnungen der Bundesbank über einen zu stark zunehmenden „atmosphärischen Druck“, wenn man so will, die Branche einerseits zu sofortigen Gegenreaktionen veranlasst. Andererseits zeigten sich ein paar Investoren jedoch auch beunruhigt.

Über die vergangenen 12 Monate hat sich allerdings noch viel deutlicher als bisher eine differenziertere Betrachtung der Sachwertanlagen herauskristallisiert. Es wird kaum mehr eine Prognose über die Preisentwicklung am Gesamtmarkt abgegeben. Die Unterschiede zwischen den Sektoren, Regionen und auch die Abgrenzung zu Infrastruktur, Logistik und sonstigen Sachwerten haben sich noch stärker verdeutlicht.

Ein allgemeiner Trend, den die Analysten bei Catella ablesen, ist der positive Einfluss des starken Wirtschaftswachstums auf die deutschen Immobilienmärkte. Dennoch sagt der schwedische Asset Manager voraus, dass der Einzelhandelssektor „unter Druck“ geraten werde: „Investoren sind zunehmend konfrontiert mit kurzen Mietverträgen, fehlender Innovation und dem Umstand, dass die Auswirkung der Digitalisierung auf das Konsumverhalten unterschätzt wird.“

Hindernisse für die Wiederholung des Rekordjahres 2017 im Immobiliensektor sagen auch die Prognosen der Deutschen Hypo voraus: Das gute Wirtschaftswachstum könnte durch „Fachkräftemangel und fehlende Infrastrukturinvestitionen“ gebremst werden, was auch die Anlagemärkte beeinflussen könne. Allerdings hält die Deutsche Hypo auch fest, dass 2017 „trotz der angespannten Situation aufgrund des Produktmangels“ ein Transaktionsvolumen von rund 57 Mrd. Euro zu verzeichnen war, „das noch vor einem Jahr viele Marktteilnehmer nicht für möglich gehalten hätten.“

Das „fehlende Angebot“ könnte auch 2018 einige Anleger „ausbremsen“, wie CBRE anmerkt. Die Analysten des globalen Immobiliendienstleisters orten weiterhin starkes Interesse an deutschen Immobilienmärkten von internationalen Investoren: „Allen voran asiatische und hier insbesondere japanische institutionelle Investoren wie Versicherungsunternehmen, Pensionskassen oder auch Staatsfonds”.

Zum Schluss noch ein Blick auf die Wetterkarte, die Knight Frank für die europäischen Gewerbeimmobilienmärkte zusammengestellt hat: In Deutschland stehen die Aussichten für alle drei Teilsektoren Büro, Einzelhandel und Logistik für 2018 auf „sonnig“.