Seit dem Ende der Pinochet Ära 1990 verfügt Chile über eine stabile Demokratie sowie eine verlässliche Rechtsordnung, führte in Teilen aber auch die neoliberale Wirtschaftspolitik des Regimes fort. Mit dieser Mischung stieg Chile zu einer der führenden Volkswirtschaften der Region auf und lag laut Oxford Economics (Stand Juni 2025) innerhalb Lateinamerikas mit einem BIP/Kopf von 33.800 US-Dollar (PPP) in den Top 3.
Maßgeblicher Wirtschaftstreiber in Chile ist der Bergbau, wobei Kupfer laut Statista für rund die Hälfte aller Exporte und ein Fünftel der Staatseinnahmen verantwortlich ist. In den Zweitausendern profitierte der Markt von einem Rohstoff-Superzyklus, aktuell bietet hingegen vor allem die steigende Weltmarktnachfrage nach Lithium Potenzial. Auch hier ist Chile der zweitgrößte Lieferant der Welt und profitiert von der fortschreitenden Elektrifizierung in den Bereichen Automotive und Energiewirtschaft.
Zwar ist der Bergbau damit die Schlüsselindustrie des Landes, doch neben den klassischen Minenarbeitern schafft dieser auch zahlreiche Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor. Sowohl direkt, so sitzen in den Büros neben der Verwaltung auch z. B. Drohnenpiloten, welche Geräte in abgelegenen Regionen des Landes steuern, als auch indirekt durch nachgelagerte Dienstleitungen oder vom allgemeinen Aufschwung profitierende Unternehmen. Eine voranschreitende wirtschaftliche Diversifizierung mit dem Ziel, das Land weniger abhängig von den Schwankungen der Rohstoffpreise zu machen, dürfte künftig für weitere Flächennachfrage auf dem Immobilienmarkt sorgen.
Santiago als wirtschaftliches Zentrum hat über die Zeit damit einen hohen Bedarf an modernen Büroflächen erfahren, welcher insbesondere im Central Business District (CBD) kaum noch bedient werden kann. Der Leerstand im „El Golf“ genannten Teilmarkt liegt, je nach lokalem Broker, bei 6-8%, was gemessen an lokalen Verhältnissen einer sehr hohen Auslastung entspricht. Neue Entwicklungen sind mangels Flächenangebot kaum noch möglich, eine Entwicklungspipeline ist quasi nicht existent. Ein Szenario, dass für die kommenden Jahre deutliche Mietsteigerungen erwarten lässt.
Zu den starken Fundamentaldaten auf dem Büromarkt kommt ein investorenfreundliches Umfeld mit kaum bürokratischen Hürden, auch für ausländisches Kapital. Ein weiterer Investitionstreiber ist das inflationsresistente Währungssystem (Unidad de Fomento, UF): Die unabhängige Nationalbank hat 1967 für die (Finanz-)Wirtschaft eine Sonderwährung institutionalisiert, die Unidad de Fomento (UF). Während der Chilenische Peso als offizielles Zahlungsmittel inflationsbedingt starken Schwankungen unterliegt, fungiert der UF als stabile Rechnungswährung. Ihr Wert wird fortlaufend an den chilenischen Verbraucherpreisindex (Índice de Precios al Consumidor – IPC) angepasst, um die Inflation auszugleichen. Dadurch bleibt die Kaufkraft des UF über die Zeit konstant. Gegenüber dem chilenischen Peso steigt ihr nominaler Wert in der Regel an, kann jedoch je nach wirtschaftlicher Lage auch vorübergehend sinken. Gewerbemietverträge in Chile verwenden den UF als stabile, inflationsentkoppelte Rechnungswährung. Wohnungsmieten werden hingegen, wie Gehälter, in der Landeswährung Peso gezahlt.
Um als Investor in Santiago de Chile aktiv zu werden, ist dennoch eine umfassende Kenntnis des lokalen Markts essenziell. Ortsansässige Akteure müssen flexibel auf die lokalen Gegebenheiten reagieren und speziell auf den Markt abgestimmte Investmentprodukte entwickeln können. Manova Partners beispielsweise wickelt etwa 90% seiner chilenischen Transaktionen als Off-Market-Deals ab.
Häufig übernehmen die Asset Manager dabei vor Ort ganze Portfolios statt einzelne Objekte. So gelingt es, komplexe Ver- und Ankäufe effizient und zu attraktiveren Konditionen abzuwickeln. Durch den Erwerb bestehender Unternehmensstrukturen („Share Deals“), werden dem Verkäufer zudem zeit- und kostenintensive Auflösungsprozesse erspart. Voraussetzung solche Transaktionen durchzuführen sind neben Immobilienexpertise etwa auch interne Steuer- und Finanzexpertise, die schnelle und fundierte Entscheidungen ermöglichen, ohne auf internationale Beratungsriesen angewiesen zu sein.
In Summe bietet Santiago ein stabiles Wachstumsumfeld und einen fundamental starken Büromarkt mit viel Upside. Lokale Marktkenntnis und Netzwerk vorausgesetzt bieten sich Investoren hier spannende Möglichkeiten um renditestark zu diversifizieren.
---
*) Oltmann Ahlers, Head of Latin America von Manova Partners
Gastbeitrag: Santiago de Chile – unterschätzter Investment-Hotspot in Südamerika

Oltmann Ahlers