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Gastbeitrag: Institutionelle setzen bei Real Estate verstärkt auf Logistik und auf Spanien

Am liebsten Büroimmobilien im Vereinigten Königreich, Frankreich oder Deutschland, bevorzugt mit wenigen weiteren Investoren, gerne mit etwas höherem Risiko – so lassen sich die aktuellen Präferenzen von institutionellen Investoren zusammenfassen. Diese wurden von der INREV im Rahmen der Investment Intentions Survey 2018 ermittelt.

Michael Schneider

Macron, May, Merkel, Trump oder Xi Jinping? Zumindest bei Immobilieninvestments bevorzugen Institutionelle die ersten drei Genannnten. Dies zeigt die „Investment Intentions Survey 2018“ der INREV (European Association for Investors in Non-Listed Real Estate): Institutionelle Investoren werden 2018 rund 51,1 Mrd. Euro in Immobilien investieren werden. Von den 51 Mrd. Euro fließt der größte Teil nach Europa (rund 41,2%), gefolgt von den USA (31,7%). Die Region Asien-Pazifik (17,4%) landet auf dem dritten Platz.

Über welche Vehikel fließen die Gelder nach Europa? Ein Großteil der geplanten Investmentsumme wird laut INREV-Befragung über Joint-Venture- und Club-Deal-Strukturen fließen. Rund 56% der Investoren gaben an, Joint-Ventures und Club-Deals ausbauen zu wollen. Auf dem zweiten Platz kommen mit etwa 49% nicht-börsennotierte Fonds. Es folgen Individualmandate (rund 40%) und Direktinvestments (ebenfalls rund 40%). Eine Erklärung für die Beliebtheit von Club-Deals und Joint-Ventures ist, dass sich viele Investoren wünschen, im kleinen – homogenen – Kreis (Club-Deal) oder zusammen mit nur einem weiteren Investor (Joint-Venture) zu investieren, ohne ggf. divergierende Investoreninteressen.

Dies ist übrigens auch ein Grund für die Beliebtheit von Individualmandaten oder Direktinvestments. Bei diesen Investments müssen sich Investoren überhaupt nicht mit anderen abstimmen und können ihre spezifischen Anlageziele optimal umsetzten. Mit 49% werden bewusst die nicht-börsennotierten Fonds genannt. Der Grund: Institutionelle wollen nicht von den volatilen Kapitalmarktentwicklungen beeinflußt werden. Mit Ausnahme der Direktinvestments können alle genannten „Lieblingsanlageformen“ auch als regulierte AIF-Vehikel umgesetzt werden, was die hohe Beliebtheit z.B. der offenen Spezialfonds oder der InvKGen bei den deutschen institutionellen Investoren erklärt.

Vereinigtes Königreich, Frankreich und Deutschland sind Favoriten
Wo fließt das Geld innerhalb Europas hin? Es gibt bei den Investoren eine ganz klare Favoriten-Gruppe – bestehend aus dem Vereinigten Königreich, Frankreich und Deutschland. Am stärksten nachgefragt war – trotz aller Brexit-Turbulenzen – bislang das Vereinigte Königreich, das von 66% der Investoren genannt wird. Frankreich (63%) und Deutschland (60%) folgen auf den Plätzen zwei und drei. Den vierten Platz auf der Liste der beliebtesten Investitionsdestinationen teilen sich die Niederlande und Spanien mit jeweils 34%. Vor allem Spanien ist in den vergangenen beiden Jahren rasch aufgestiegen. 2016 lag es noch auf Platz neun.

Bei der geografischen Verteilung ist überraschend, dass der Brexit keine größeren negativen Auswirkungen auf das Investoreninteresse am Vereinigten Königreich hat. Insbesondere der als sehr transparent und fungibel geltende Londoner Immobilienmarkt zeigt sich auch in einem schwierigen Umfeld stabil. Aktuellen Zahlen zufolge scheint sich aber insbesondere Deutschland zwischenzeitlich als Zielland vor die anderen Nationen zu schieben. Wächst da doch die Skepsis gegenüber dem Vereinigten Königreich, je näher der Brexit-Termin – ohne absehbare politische Lösung – rückt? Des Weiteren ist erfreulich, dass das Interesse an Spanien relativ stark gestiegen ist. Dies dürfte auf die fortschreitende Erholung der spanischen Wirtschaft und damit auch des Immobilienmarktes zurückzuführen sein.

Logistik wird von zwei Dritteln aller Investoren nachgefragt
Welche Nutzungsarten sind bei Investoren 2018 gefragt? Rund 89% der Befragten erwarten Investitionen in Büroimmobilien. Es folgen Einzelhandel mit 75%, Wohnen mit etwa 73% und Logistik mit 64%. Auf den Plätzen fünf und sechs liegen Projektentwicklungen und Student Housing, die von 33% bzw. 25% der Investoren genannt wurden. Insbesondere Logistik hat einen großen Sprung in der Investorengunst gemacht und ist aktuell sehr stark nachgefragt. Man kann – neben Büro, Handel und Wohnen – derzeit fast von den großen vier Nutzungsarten sprechen.

Bei den Risikoklassen zeigt sich für 2018 eine Verschiebung hin zu mehr Risiko. Der Bereich „Value-Added“ liegt mit 57% der Investoren ganz vorne. An zweiter Stelle folgt die Klasse „Core“ mit 53%. Rund ein Drittel (28%) der Investoren ist offen für Opportunistic-Investments. Auch hier zeigt sich, dass sich eine jahreslange Entwicklung weiter fortsetzt. Zwar verfolgen auch viele Investoren Core-Strategien, aber die Risikoneigung nimmt zu.

Die INREV befragte für ihre am 16. Januar 2018 veröffentlichte „Investment Intentions Survey 2018“ insgesamt 320 Teilnehmer. Darunter befanden sich 107 Investoren, 206 Fondsmanager und sieben Dachfondsmanager. Von den 107 Investoren stammen 46 aus Nordamerika, 40 aus Europa und 21 aus dem Raum Asien-Pazifik.

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*) Michael Schneider ist Geschäftsführer der INTREAL International Real Estate Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH.