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ExpoReal-Nachlese Teil 2: Keine Flucht ins Risiko, aber Marktdruck durch internationale Nachfrage

Ebenfalls Thema in den Gesprächen auf der Expo war die Fragen nach möglichen Blasenbildungen im deutschen Markt.

„Die Preise in Deutschland werden fast am Limit gesehen und in Sachen Nordamerika sind die Anleger bereits wegen des zu hohen Preisniveaus, aber auch wegen der Währungssicherungskosten vorsichtig“, so Stefan Rockel, Mitglied der Geschäftsführung der Universal-Investment.

In Sachen Heimmarkt sehen sich deutsche institutionelle Investoren mit viel Konkurrenz durch internationale Investoren, hauptsächlich Sovereign Wealth Funds ohne Auszahlungsverpflichtungen, konfrontiert.

Jochen Schenk, Vorstandsvorsitzender der Real IS, glaubt, dass der Preisanstieg bei deutschen Premiumobjekten bereits ein Ende gefunden hat: „Deutsche institutionelle Investoren steigen aus dem Bieterrennen jenseits einer Nettorendite von 3% einfach aus und treiben den Preis nicht weiter nach oben, weil sie eine Mindestverzinsung zu bedienen haben.“

Hier verhindern vor allem die Garantien, welche die meisten regulierten deutschen Investoren wie Pensionskassen, Pensionsfonds oder Versorgungswerke abgegeben haben, die Teilnahme an Preiskämpfen.

Keiner der Asset Manager bestätigt einen signifikanten Anstieg des Risikoappetits unter deutschen institutionellen Investoren.

Allerdings sehen sich Vorsorgeeinrichtungen auf der Suche nach Rendite öfter als je zuvor B-Städte, Nischeninvestitionen oder Manage-to-Core-Strategien an.

„Viele Investoren haben sich wegen des Niedrigzinsumfeldes mit neuen Anlagesegmenten beschäftigt wie etwa B-Lagen, Investitionen vor allem im europäischen Ausland oder Opportunitäten in Deutschland“, erläuterte Rockel.

Aber Barbara Knoflach, Global Head of Investment Management bei BNP Paribas Real Estate, gab zu bedenken, dass es für manche Anleger rein regulatorisch schwierig sei, aus den Core-Anlagestrategien auszubrechen: „Viele müssen sofort einen Cash-Flow haben, was z.B. bei Manage-to-Core schwierig ist.“ Darüber gebe es gewisse Erwartungshaltungen: „Sehr oft werden Immobilien noch als Substitut für Bonds gesehen und es werden absolute Renditen erwartet.“

Auch bei Swiss Life geht man auf der Risikoleiter ein wenig höher. Martin Eberhardt, Mitglied der Geschäftsführung der Swiss Life KVG: „Es gibt nicht ‚die Strategie’ im Niedrigzinsumfeld – wir sehen uns zum Beispiel Nischen an, aber auch Manage-to-Core, also Value-Added-Strategien, weil wir einen eigenen Projektentwickler im Haus haben.“

Darüber hinaus steigen, wie Rockel festhielt, „deutsche institutionelle Investoren mittlerweile schon in einer sehr frühen Phase in die Projektentwicklung ein.“ Sehr oft kaufen sie auch selbst Grundstücke und bleiben dann bis zur Fertigstellung des Bauvorhabens investiert.

In diesem Zusammenhang erwähnte Johannes Anschott, Vorstandsmitglied bei der Commerz Real, einen „Flaschenhals“ im zunehmend heiß diskutierten Thema Wohnbau: „In Deutschland brauchen wir mehr leistbares Wohnen, aber dafür fehlt es an verfügbarem Bauland. Dieses befindet sich sehr oft noch in öffentlicher Hand und Genehmigungsverfahren dauern zu lange.“