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ESG Investing: Invesco sieht Energiekrise als Chance zum Abstoßen künftiger „gestrandeter Vermögenswerte“

Ethisch anlegende Investoren sehen ihre Überzeugungen durch die aktuelle globale Gemengelage auf die Probe gestellt. Im turbulenten Marktumfeld des Jahres 2022 haben sich ESG-Strategien sehr volatil gezeigt. Invesco rät jedoch zum Durchhalten: Mittel- bis langfristig spreche weiterhin alles für den „Investment Case“ des nachhaltigen Investierens, schreiben Bernhard Langer, Chief Investment Officer, Invesco Quantitative Strategies, und Oliver Bilal, Head of EMEA Distribution, in einem aktuellen Beitrag zum Thema.

Bernhard Langer

Oliver Bilal

„Die erfolgreichsten Strategien sind diejenigen mit einem langfristigen Anlagehorizont“, betont Langer. „Eine Strategie, die Unternehmen mit hohen ethischen Standards auswählt, wird langfristig überdurchschnittliche Erträge liefern.“

Russlands Vorgehen in der Ukraine habe eine vorübergehende Neuordnung der Prioritäten ausgelöst und Aktien aus kontroversen, von ESG-Strategien gemiedenen Sektoren wie Rüstung und fossile Energie satte Zugewinne beschert. Langer zufolge sollten Anleger dies aber vor allem als Chance betrachten, sich von diesen Anlagewerten zu trennen, solange andere noch bereit seien, gutes Geld dafür zu bezahlen. „Die Weichen für die Umstellung auf eine Null-Emissionen-Wirtschaft sind gestellt. Dadurch werden sich die Rahmenbedingungen gravierend verändern und diese Vermögenswerte zu wertlosen ‚stranded assets‘ werden, die niemand mehr haben will“, so der Investmentstratege.

Weltweit erhöhten die Aufsichtsbehörden den Druck auf die Vermögensverwalter, ihre Portfolios umweltfreundlicher auszurichten. Auch in vielen weiteren Sektoren zwinge die politisch und durch den Druck zunehmend klimabewusster Verbraucher vorangetriebene Neuausrichtung der Wirtschaft auf eine grünere Zukunft die Unternehmen dazu, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken.

Angesichts der Milliardengewinne, die die großen Energiekonzerne dank der hohen Öl- und Gaspreise infolge des Ukraine-Kriegs einstreichen, würden die Forderungen nach politischen Konsequenzen lauter. Italien und Großbritannien haben bereits „Übergewinnsteuern“ für Energiekonzerne eingeführt, Länder wie Frankreich, Irland und Spanien erwägen ähnliche Maßnahmen.

Auffällig sei der Gegensatz zum Umgang mit den Herstellern von Covid-19-Impfstoffen, die ebenfalls hervorragend an der Pandemie verdient haben, von den Regierungen aus offensichtlichen Gründen aber anders behandelt worden sind: Während fossile Energieunternehmen Probleme für eine nachhaltige Wirtschaft und den Planeten verursachen, haben die Impfhersteller dazu beigetragen, eine drängende gesellschaftliche Herausforderung zu lösen und die Wirtschaft nachhaltiger aufzustellen, so Langer.

In der Schusslinie stünden die fossilen Energieunternehmen auch nicht nur aufgrund ihrer als unmoralisch erachteten „Übergewinne“. So würden immer mehr Klagen gegen diese Unternehmen und ihre umweltschädigenden Produkte eingereicht. Noch kämpfe die Branche dagegen an, stelle gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse in Frage und betreibe Lobbyarbeit gegen Maßnahmen zum Schutz des Klimas, die für eine nachhaltige Zukunft für künftige Generationen unverzichtbar seien.

„Heutige Investoren – und die Gesellschaft als Ganzes – nehmen Unternehmen zunehmend in die Verantwortung für die schädlichen Auswirkungen ihrer Aktivitäten entlang der gesamten Wertschöpfungskette“, betont Bilal. „Diese Sektoren müssen zu ethischeren Geschäftspraktiken übergehen und ihre Geschäftsmodelle auf eine nachhaltigere Grundlage stellen.“

Man müsse nicht weit zurückblicken, um ein Beispiel für eine Branche zu finden, die an ihren nicht nachhaltigen Praktiken zugrunde gegangen sei, sagt Langer mit Verweis auf die Opioid-Krise in den USA, wo in den 1990er Jahren nach Behördenangaben mehrere Hunderttausend Menschen an den Folgen von Opioidmissbrauch starben. Pharmaunternehmen, denen vorgeworfen wurde, die Suchtgefahr durch opioidhaltige Schmerzmittel bewusst verschleiert zu haben, sahen sich in der Folge mit Massenklagen konfrontiert, die sie letztlich in die Insolvenz zwangen. Bilal zufolge kann ESG Investing daher auch als „Strategie zur Vermeidung von Wetten gegen die Gesellschaft“ bezeichnet werden.

Aus Anlegersicht werde es zwar immer einfacher, einen direkten Zusammenhang zwischen ethischen Geschäftspraktiken und der Aktienperformance herzustellen. Allerdings werde dies immer noch dadurch erschwert, dass auf das Fehlverhalten von Unternehmen häufig erst mit Verzögerung reagiert werde – wenn die Unternehmen „erwischt“ würden.

„Für uns als Vermögensverwalter ist es in dieser Übergangsphase daher wichtig, die richtige Balance zwischen bewährten Anlagefaktoren wie Qualität, Bewertung, niedrige Volatilität und Momentum auf der einen und ESG-Signalen auf der anderen Seite zu finden“, betont er. Invesco Quantitative Strategies setze daher auf eine Kombination von ESG mit seinem bewährten Multi-Faktor-Ansatz, um risikokontrollierte Portfolios zu konstruieren, die Mehrerträge gegenüber ihrem Referenzindex und ein besseres ESG-Profil anstreben.