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„Die Assetklasse Exportfinanzierung bietet Investoren und Unternehmen eine win-win-Situation“

In der Exportfinanzierung könnte sich für Investoren eine sehr interessante Nische abseits des Mainstream auftun, was Unkorreliertheit und Ertragstabilität angeht. Finanzinstitute sind aufgrund der verschärften Eigenkapitalvorschriften auf dem Rückzug. IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Bob Kowit, Senior Vice President of Global Fixed-Income bei Federated Investors über die Aussichten der Assetklasse.

Bob Kowit

IPE Institutional Investment: Bob, Sie sind bereits seit langem als Anleger im Bereich Exportfinanzierung aktiv, wie stark ist die Asset Management-Industrie dort bereits vernetzt?
Kowit: Man muss ganz klar festhalten, dass bislang in erster Linie die dort vertretenen Banken bzw. spezialisierten Versicherungen von den hohen risikoadjustierten Renditen profitiert haben. Hier entsteht regulatorisch allerdings eine zunehmende Lücke. Ich würde es eher als Chance für Investoren bzw. die Investmentindustrie verstehen wollen, denn als besetzte Nische.

IPE Institutional Investment: Können Investoren selbst diese Lücke füllen?
Kowit: Keinesfalls direkt. Bedenken Sie, dass die ganzen Entscheidungs- und Anlageprozesse im Bereich der Exportfinanzierung nicht wirklich skalierbar sind. Wenn man weiß, welche Expertise und Manpower in den entsprechenden Abteilungen vorherrschen muss, um in dieser Assetklasse aktiv werden zu können, kann dies eigentlich nur über die Kapitalsammelstellen und in Form von Mandaten bzw. Fondslösungen passieren. Ist dies der Fall, sehe ich bei Investoren und den Unternehmen auf der anderen Seite eine win-win-Situation.

IPE Institutional Investment: Was ist für Sie der größte Vorteil für Investoren, der für ein Investment in der Assetklasse “Exportfinanzierung” spricht?
Kowit: Ich würde zumindest drei nennen wollen. Zu allererst das Thema Inflation, das in den Gedanken der Investoren eine durchaus wichtige Plangröße ist. Die Finanzierungen laufen mit LIBOR+. Ein entsprechender Schutz ist daher sicher.

IPE Institutional Investment: Lassen Sie mich kurz unterbrechen. Über welchen Aufschlag auf den LIBOR sprechen wir aktuell?
Kowit: Unsere Core-Trade-Finance-Strategie liegt derzeit knapp 500 Basispunkte über dem LIBOR, eine Performance die sich risikoadjustiert mehr als sehen lassen kann.

IPE Institutional Investment: Ganz sicher! Lassen Sie uns über weitere Vorteile für Investoren sprechen…
Kowit: Neben der angesprochenen Rendite muss man hier ganz sicher die kurze Duration nennen. Unser Portfolio liegt derzeit bei 18 Monaten, angesichts der vorhandenen Unsicherheit in Bezug auf das Zinsänderungsrisiko ein wichtiges Argument. Auch die geringe bzw. teilweise negative Korrelation zu anderen Assetklassen möchte ich hier anfügen.

IPE Institutional Investment: Können Sie hierzu einige Beispiele geben?
Kowit: Ich gebe Ihnen hier die Zahlen für den Zeitraum November 2005 bis November 2011 und denke hier liegt angesichts der Vorkommnisse an den Märkten in diesem Zeitraum eine hohe statistische Signifikanz vor. Wir sprechen am Beispiel unseres Fibonacci Master Fund von einer negativen Korrelation von -0,08 gegenüber dem S&P 500. Gegenüber dem JP Morgan EMBI+ liegt sie bei -0,19, gegenüber dem iBoxx US-Treasury bei 0. Selbst gegen dem S&P/LSTA Leveraged Loan Index liegt ebenfalls eine negative Korrelation von -0,19 vor.

IPE Institutional Investment: Das wundert mich doch. Schließlich wird das Thema Exportfinanzierung in der Literatur oft am ehesten noch mit dem Leveraged Loan Markt verglichen…
Kowit: Ich gebe Ihnen recht, muss aber gleich sagen, dass der Vergleich hinkt. Zwar werden beide Assetklassen gegenüber dem LIBOR gemessen und verfügen ebenfalls über eine relativ kurze Duration. Blickt man genauer darauf, stellt man allerdings fest, dass es sich um völlig unterschiedliche Vorgehensweisen handelt, die auch intuitiv in keinem Verhältnis stehen und entsprechend wenig korreliert sind.

IPE Institutional Investment: Lassen Sie uns über das Thema Risikomanagement sprechen. Wie ist es historisch um die Default-Rates im Bereich Exportfinanzierung bestellt?
Kowit: Die Asian Development Bank hat gemeinsam mit der WTO eine Studie vorgenommen, in der der 11,4 Millionen Transaktionen von 2005 bis 2010 untersucht wurden. Das Ergebnis war beeindruckend: es waren weniger als 3.000 Defaults dabei. Die Recovery Rate dieser lag übrigens auch bei über 60%!

IPE Institutional Investment: Wir sprachen die Performance bereits vorhin an, über welche Volatilität sprechen wir dabei?
Kowit: Das es für das Thema „Exportfinanzierung“ keinen repräsentativen Index gibt, darf ich Ihnen wieder Zahlen unseres Vehikels nennen. Hier lag im Zeitraum November 2005 bis 2011 die Volatilität auf Monatsbasis bei 1,24%. Beim S&P Leveraged Loan Index übrigens im gleichen Zeitraum bei 11,45%, wenn Sie mir diese Bemerkung erlauben.

IPE Institutional Investment: Abschließend die Frage nach geeigneten Vehikeln bzw. Investmentformen für Investoren – ein Thema, das gerade in Deutschland nicht unbedingt immer einfach zu lösen ist…
Kowit: Das habe ich von unseren Kollegen bereits zu Ohren bekommen. Grundsätzlich bieten wir zwei mögliche Vorgehensweisen an. Zum einen die eines aufgesetzten Mandats, welches in unsere Core-Strategie investiert. Zum anderen gibt es die Möglichkeit über einen Feeder – für deutsche Investoren kann dies beispielsweise ein Luxemburg-Variante sein – in den Masterfonds zu investieren. Die Liquidität ist hierbei quartalsweise gegeben.

IPE Institutional Investment: Vielen Dank für diese Einblicke.