„Ohne Naturkapital würde es uns alle nicht geben“, steigt Martin Davies, Global Head of Nuveen Natural Capital, gleich drastisch ins Gespräch mit IPE D.A.CH am Rande der Fachmesse 2. Säule in Zürich ein. „Die Hälfte des globalen BIP kommt aus Natural Assets.“
Davies, selbst auf einer Farm groß geworden, betont mehrfach die Resilienz der Assetklasse und die fehlende Korrelation zu anderen Märkten. „Essen müssen wir immer,“ betont Davies, für den die Beimischung von Investitionen in u.a. Holz, Agrarprodukte und Wein praktisch ein Muss für jedes institutionelle Portfolio ist.
„In Europa suchen Investoren Impact Investitionen und Climate Mitigation-Ansätze“, gibt Davies zu bedenken. „Neben stabilen Renditen, den inflationsabsichernden Eigenschaften und der fehlenden Korrelation mit dem Konjunkturzyklus, kann Naturkapital helfen, Net-Zero-Ziele zu erreichen und treuhändische Pflichten zu erfüllen.“
Von Blumen und Bienen – Aufklärungsbedarf
„Bei institutionellen Investoren in der Schweiz stößt das Thema grundsätzlich auf reges Interesse“, bestätigt auch Noel Luchena, der für Nuveen von Zürich aus das Schweizer institutionelle Geschäft leitet. Allerdings bemerkt er, dass „oft die gesamtheitliche Orientierung und Zuordnung innerhalb der traditionellen Anlageklassen“ bei Schweizer institutionellen Investoren noch fehlt. „Folglich ist und bleibt die Aufklärung weiterhin ein wichtiger Faktor in der Schweiz.“
Dabei hilft ein langjähriger Track Record: Nuveen startete 1986 mit Farmland-Investitionen für den US-Pensionsanbieter TIAA, das Mutterhaus von Nuveen. Aus dieser Konstellation ergaben sich bald weitere Mandate für Pensionsfonds und andere institutionelle Investoren – mittlerweile weltweit.
Die Bedenken mancher Investoren wegen möglicher Nahrungsmittelspekulation zerstreut Davies: „Wir spekulieren nicht in Rohstoffe, wir investieren in Primärproduktion.“ Insgesamt sind die Nuveen Fonds über 11 Länder weltweit, 60 Arten von Kulturpflanzen und 25 Baumarten diversifiziert. „Alle mit nicht korrelierenden Ertragsprofilen.“
Dem Klimawandelrisiko begegnet Nuveen mit Expertenmeinungen, wie Wasserspezialisten, die sich mit der Zukunftsfähigkeit bestimmter Pflanzen beschäftigen. „Wir investieren in Landwirtschaft, um sie zu verändern und die ‚Carbon Intensity‘ zu verringern,“ so Davies.
Kritisiert wird Nuveen zum Teil wegen Investitionen in Ländern wie Brasilien. Davies sieht diese Kritik als unfair und betont, dass Nuveen mit Naturschutzorganisationen zusammenarbeitet. Außerdem sei bei den Investitionen immer der Bezug zur lokalen Bevölkerung wichtig. „Landwirtschaft schafft Arbeitsplätze auch durch Zulieferer und angrenzende Dienstleistungen.“ In Maranhão und Western Bahia, Brasilien, zum Beispiel, sei die Arbeit in der Landwirtschaft für die lokale Beschäftigung und den Wohlstand von entscheidender Bedeutung. Dies ermögliche Schulbildung sowie Gesundheitsversorgung.
Davies weiß, dass es unter Agrarinvestoren einige gibt, die sich nicht ausreichend mit den ökologischen und sozialen Auswirkungen ihrer Investitionen befasst haben. „Aber wir sind Treuhänder unserer Investitionen in Naturkapital – wir müssen es in einem besseren Zustand hinterlassen, als wir es vorgefunden haben.“
Nuveen bietet institutionellen Anlegern in Europa derzeit offene, Luxemburg-basierte Fondslösungen zum Thema Farmland oder Timberland an – beide global diversifiziert und mindestens Artikel 8 nach SFDR. Das Mutterhaus TIAA ist typischerweise jeweils zwischen zehn und 25% selbst beteiligt.
„Dieses Jahr werden wir noch eine Nature-Based-Fondslösung auflegen“, verrät Davies. „Diese soll sich mehr in Richtung Impact orientieren und sowohl Farmland als auch Timberland und Naturschutz beinhalten.“
Den investierbaren Wald vor lauter Bäumen nicht sehen

Martin Davies