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„Börsennotierte Zinsprodukte wie Unternehmens- und Hochzinsanleihen sind teuer geworden, während Private Debt unverändert attraktive risikoadjustierte Renditen bietet“

„Ein verwaltetes Vermögen von 10 Mrd. Euro ist eine kritische Masse in unserer Branche: Mit Erreichen dieser Marke taucht man auf dem Radar internationaler Investoren auf“, so Charles Daulon du Laurens. Er ist Partner und Mitglied des Executive Committee der auf den Mid Market spezialisierten Investmentgesellschaft Idinvest Partners und als Global Head of Investor Relations and Marketing für die Fundraising-Aktivitäten der Gesellschaft verantwortlich. Frank Schnattinger, Chefredakteur IPE Institutional Investment, sprach mit ihm darüber, wie er dieses Ziel erreichen will und welche Möglichkeiten der deutsche Alternative Investment-Markt institutionellen Investoren auch in einem spätzyklischen Markt noch zu bieten hat.

Charles Daulon du Laurens

IPE Institutional Investment: Herr Daulon du Laurens, Idinvest Partners will zu einer der größten Investmentgesellschaften weltweit werden. Wie wollen Sie dieses Ziel erreichen?
Daulon du Laurens: So ist es. Idinvest Partners verwaltet derzeit ein Vermögen von rund 8 Mrd. Euro mit einem Wachstum von 1 Mr. Euro jährlich. Unsere Muttergesellschaft Eurazeo eingerechnet, erreichen wir sogar 15 Mrd. Euro Assets under Management (AUM). Diesen Betrag wollen wir in den kommenden fünf bis sieben Jahren gemeinsam auf 20 bis 25 Mrd. Euro steigern. Damit würden wir in die internationale Spitzenliga aufsteigen. Um das zu erreichen, haben wir ein neues strategisches Kapitel begonnen. Wir intensivieren unsere bedeutenden Verbindungen mit den führenden Pensionsfonds, Staatsfonds, internationalen Versicherungsgesellschaften, Privatbanken und Family Offices. Wohlgemerkt verfügen wir bereits über eine breite und stabile Investorenbasis: 85% unserer Investoren sind hochrenommierte institutionelle Kunden aus aller Welt, und diese Basis wächst vor allem außerhalb Frankreichs. Unsere wichtigste Aufgabe ist es, die Bedürfnisse der Investoren in den Mittelpunkt zu stellen und unsere Strategien so zu strukturieren, dass sie sowohl deren Ertragserwartungen als auch regulatorische, steuerliche oder buchhalterische Maßgaben erfüllen. Diese Ausrichtung am Kunden beinhaltet auch, die Arbeitsprozesse kontinuierlich zu optimieren und unser Team weiter auszubauen, um eine intensive Betreuung zu gewährleisten.

IPE Institutional Investment: Welche Rolle kommt Deutschland in diesen Expansionsplänen zu?
Daulon du Laurens: Deutschland ist für uns ein Schlüsselmarkt, da es hier das größte Kapitalangebot seitens institutioneller Investoren in Europa gibt. Das Land befindet sich seit einigen Jahren in einer Phase sehr dynamischen wirtschaftlichen Wachstums und die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland sind eng. Zudem ist Idinvest Partners Deutschland durch seine historischen Wurzeln – wir wurden ja 2010 aus der Allianz ausgegründet – sowie durch seine langjährigen Kundenbeziehungen zu deutschen Institutionellen eng verbunden.

IPE Institutional Investment: Idinvest Partners ist in Deutschland überwiegend im Bereich Private Debt aktiv. Worin besteht Ihrer Ansicht nach die besondere Attraktivität dieser Assetklasse für deutsche institutionelle Investoren?
Daulon du Laurens: Festverzinsliche Anlagen machen einen wesentlichen Teil der Kapitalallokation institutioneller Investoren aus – in der Regel 50 bis 65% bei Pensionsfonds und bis zu 85 oder 95% bei Versicherungsgesellschaften. Im anhaltenden Niedrigzinsumfeld fällt es ihnen zunehmend schwerer, in diesem Bereich Produkte mit adäquaten und zufriedenstellenden Erträgen sowie vertretbaren Risiken zu finden. Ein Fixed Income-Markt, der weltweit kaum noch Erträge bringt, auf der einen und der regulatorisch bedingte Rückzug der Banken aus der Realwirtschaft auf der anderen Seite eröffnen alternativen Kreditgebern die Möglichkeit, den Platz der Banken einzunehmen. In Deutschland trifft das in besonderer Weise zu, weil institutionelle Investoren hierzulande ihren Investmentfokus noch stärker auf Fremdkapital legen als anderswo. Der deutsche Markt für Staats- und Unternehmensanleihen ist sehr eng und die realen Zinsen seit Jahren im Negativbereich. Börsennotierte Zinsprodukte wie Unternehmens- und Hochzinsanleihen sind teuer geworden, während Private Debt unverändert attraktive risikoadjustierte Renditen bietet.

IPE Institutional Investment: Weil es weniger liquide und riskanter ist?
Daulon du Laurens: Für das Halten illiquider Assets gibt es eine Prämie, und diese ist nach der Finanzkrise deutlich gestiegen. Für Investoren stellt das aber auch eine Opportunität dar, weil sie ihre Risikoexposition auf Kredite für mittelständische Unternehmen oder Immobilienkredite erweitern können, die bislang überwiegend in der Hand von Banken lagen. Das eröffnet ihnen Diversifizierungsmöglichkeiten in Assetklassen, zu denen sie bislang keinen Zugang hatten. Es stimmt, dass die besseren Preise und Renditen zu Lasten der Liquidität gehen, aber: Muss wirklich die gesamte Bilanz langfristig orientierter Investoren wie Versicherungen oder Pensionsfonds aus liquiden Assets bestehen? Was das Risiko angeht, gibt es Segmente in Private Debt, die vergleichbare Risiken, weniger Liquidität, aber erheblich bessere Konditionen als vergleichbare gelistete Produkte aufweisen: Über die Anlagezyklen hinweg lassen sich 100 oder 150 Basispunkte mehr Rendite erzielen. Das macht die Anlageklasse insbesondere im Niedrigzinsumfeld attraktiv. Dazu kommt im Falle von Senior- oder Unitranche-Finanzierungen, dass diese entweder durch Sachwerte oder Unternehmensanteile besichert sind. Das bietet ein zusätzliches Maß an Absicherung und damit eine höhere Rückflussrate im Fall eines Kreditausfalls.

IPE Institutional Investment: Warum ist Private Debt hierzulande dann immer noch ein Nischenmarkt?
Daulon du Laurens: Wir stellen fest, dass viele Investoren Private Debt noch nicht gut genug kennen und erst nach und nach verstehen, warum es sinnvoll ist, einige Prozent des Portfolios in diese Anlageklasse zu allokieren. Deutschland entwickelt sich sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite etwas langsamer als andere Märkte, nimmt aber zunehmend Fahrt auf. In vielen Gesprächen, die wir mit deutschen institutionellen Investoren führen, stellen wir fest, dass sie nur besser verstehen müssten, was Private Debt ist, wie es funktioniert, wie sich sein Wert relativ zum besser bekannten öffentlichen Anleihenmarkt verhält und welche Sicherheiten und Garantien es bietet. Und die Investoren fragen sich natürlich: Wo stehen wir im Zyklus, lohnt es sich noch, einzusteigen?

IPE Institutional Investment: Und, tut es das?
Daulon du Laurens: Die Credit Spreads sinken und die Kreditrisikoparameter haben sich etwas verschlechtert, gleichzeitig steigt der Verschuldungsgrad. All das trifft aber auf den Kreditmarkt als Ganzes zu und betrifft nicht allein Private Debt, auch wenn wir diese Entwicklung hier gleichermaßen beobachten. Wir halten Private Debt dennoch aus mehreren Gründen für die bessere Alternative: Private Debt ist nicht handelbar, sondern ein buy-and-hold-Instrument. Dadurch ist es weniger volatil. Besicherte Kredite haben höhere Erholungsquoten als gelistete Schuldtitel. Und der Private Debt-Markt hat – auch wenn es seltsam klingt – den Charme, ineffizient zu sein. Denn aus diesen Ineffizienzen lässt sich Wert generieren: Private Debt-Finanzierungen sind sehr genau auf die spezifische Situation eines Kreditnehmers oder Unternehmens zugeschnitten. Dadurch ist der Wettbewerb nicht so hoch, insbesondere im unteren Mid-Market-Segment. Die Konditionen und andere Informationen sind nicht öffentlich, und Experten sind in der Lage, diese Intransparenz zu ihrem Vorteil zu nutzen. In diesem Marktsegment kann es sein, dass man auf zwei Investmentopportunitäten stößt, die zwar den gleichen Risikolevel aufweisen, aber mit einer davon ist eine deutlich höhere Rendite zu erwirtschaften. Dadurch lassen sich auch in dieser Phase des Zyklus noch attraktive Investments finden. Tritt ein wirtschaftlicher Abschwung ein, haben Investoren den Vorteil niedrigerer Volatilität und höherer Sicherheit in Form höherer Erholungsquoten, da Kreditfonds die Unternehmen – etwa durch einen Sitz im Beirat – engmaschig überwachen sowie begleiten und es Covenants gibt.

IPE Institutional Investment: Die Zahl der in Deutschland aktiven Kreditfonds ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Wird der Markt enger?
Daulon du Laurens: Deutschland verfügt über einen sehr fragmentierten Markt. Das trifft sowohl auf die Investorenseite mit hunderten mittelgroßer Investoren wie kleinen regionalen Pensionsfonds und Versicherungen als auch auf die Investmentseite mit einer großen Zahl mittelständischer Unternehmen zu. Gerade die mittelgroßen Investoren sind mit Private Debt noch nicht sehr vertraut. Und auf der Unternehmensseite verfügt Deutschland branchenübergreifend über eine große Vielfalt von Unternehmen, die außerordentlich erfolgreich in einer sehr schmalen Marktnische sind und die großen Bedarf an flexiblen, agilen und schnellen Finanzierungen für ihre Innovations- und Expansionspläne haben, beispielsweise in Buyout-Situationen. Damit tun sich Banken relativ schwer. Daher sehen wir sowohl bei der Kapitalbeschaffung als auch bei den Investments noch großes Potenzial. Wir konzentrieren uns auf den unteren Mid-Market, weil es dort weniger Wettbewerb mit den ganz großen alternativen Kreditanbietern gibt, deren Fonds mehrere Milliarden schwer sind. Solche Summen kann man in unserem Marktsegment kaum investieren. Wir bewegen uns seit 2007 in diesem Markt und haben uns über die Jahre einen hervorragenden Zugang zu Transaktionen erarbeitet. Dadurch haben wir einen Wettbewerbsvorteil: dank besserer Informationen gelangen wir an attraktivere Deals und erzielen höhere risikoadjustierte Renditen für unsere Investoren.

IPE Institutional Investment: Der wachsende Wettbewerb sorgt für eine zunehmende Lockerung der Kreditbedingungen. Wie bewerten Sie diese Situation?
Daulon du Laurens: Wir sehen die steigende Zahl von Covenant Lite-Deals und das Aufkommen der 1st out/2nd out-Strukturen kritisch. Es gibt keine Erfahrungswerte damit, was geschieht, wenn ein Kredit platzt und man sich mit dem Träger der vorrangig besicherten Branche vor Gericht auseinandersetzen muss. Aber aufgrund der Größe und Struktur unserer Mid-Market-Fonds haben wir den Vorteil, dass wir das uns anvertraute Kapital nach wie vor einsetzen und gute Renditen erwirtschaften können, ohne auf solche Strukturen zurückgreifen oder die Kreditbedingungen anderweitig einschränken zu müssen. Bislang sind wir in der Lage, die Kreditqualität aufrecht zu erhalten. Und wir sind dabei auch relativ immun gegen die Einengung der Spreads geblieben, indem wir uns einfach mehr Investmentmöglichkeiten ansehen. Mehr Transaktionen zu bewerten, um die gleiche Menge an Kapital einzusetzen, bedeutet zwar mehr Arbeit. Aber das Angebot ist groß genug, um rund 800 Mio. Euro pro Fondsgeneration zu investieren, ohne Qualitätsabstriche machen zu müssen.


Veranstaltungshinweis: Idinvest spricht im Rahmen der anstehenden IPE Institutional Investment Frühstücksseminarreihe „Rethinking Fixed Income: Private Debt & Alternative Credit“ im Oktober über „Alternative Kreditstrategien im europäischen Mid Market“. Hier finden Sie genaues zu den Terminen, dem Programm sowie eine Anmeldemöglichkeit!