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Bedeutung der Nachhaltigkeit für Investitionen in der Schifffahrt nimmt zu

Partizipation an Zinssteigerungen durch nachhaltige Finanzierung von Handelsschiffen in einem AIF

Olaf Danckwerts

Prof. Dr. Orestis Schinas

Die Schifffahrt ist eine Industrie, welche aus der globalen Supply Chain nicht mehr wegzudenken ist. 90% aller transportierten Waren werden heutzutage mit Schiffen befördert. Dieses betrifft sowohl den Rohstoff- und Energiehandel als auch die Fertigprodukte. Schüttgutschiffe (Bulker), Tanker und Containerschiffe fahren global und machen rund 80% der weltweiten Handelsflotte aus. Die Globalisierung und der weltweit wachsende Wohlstand haben seit 1970 zu einem jährlichen Wachstum von rund 3% des weltweiten Seehandels geführt.

Die angebotene Leistung der Reeder besteht in dem Transport der Güter von A nach B unter Beachtung internationaler Regelungen, beispielsweise zur Sicherheit und Umweltfreundlichkeit. Da diese Regeln für alle Anbieter gelten und kaum ein Qualitätskriterium zur Differenzierung beiträgt, achtet der Auftraggeber bei der Auswahl der Reederei maßgeblich auf den Preis. Ein Reeder wirtschaftet daher nur dann erfolgreich, wenn er besonders effizient arbeitet und seine Transportleistung zu möglichst wettbewerbsfähigen Kosten anbieten kann.

Welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit für Investitionen in der Schifffahrt? Anforderungen zur Umweltverträglichkeit, insbesondere der CO2-Reduzierung, werden neben vielen anderen Industrien auch die Schifffahrt verändern. Zwar bietet diese bereits heute die effizienteste Art und Weise große Mengen zu transportieren, dennoch gibt es erhebliches Potential für CO2-Einsparungen. Neue Schiffsdesigns, alternative Treibstoffe und hybride Antriebstechnologien werden Einzug erhalten. Da Investoren zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit legen, werden auch die Investoren der Auftraggeber des Reeders die Frage nach einem nachhaltigen Transport der Waren aufwerfen.

Neben den regulatorischen Änderungen, der Reduzierung der CO2-Emissionen um 40% auf Basis des Jahres 2008 bis 2030, wird eine stark steigende Nachfrage zu nachhaltigerem Transport in der Schifffahrt auch durch Investoren angetrieben. Bestrebungen der Europäischen Union, mehr Fracht von der Straße auf die Wasserwege zu verlagern, zielen in die gleiche Richtung.

Eine Herausforderung stellt für viele Reeder daher die Finanzierung in dieser kapitalintensiven Branche dar. In einer Analyse (Prof. Dr. Orestis Schinas und Niklas Bergmann), werden die Kosten für Greening bis 2026 auf ca. USD 317 Mrd. taxiert. Danach werden ca. 235 Mrd. US-Dollar davon für Neubauten und 114 Mrd. US-Dollar für Retrofitting investiert werden müssen. Dieses bietet sehr gutes Potential, um über einen Spezial-AIF Opportunitäten wahrzunehmen. Viele Banken haben sich, insbesondere durch regulatorische Änderungen (Basel III und IV) aus der Schiffsfinanzierung zurückgezogen.

Seit 2008 ist weltweit das durch die 40 größten Institute finanzierte Schiffskreditportfolio von rund 460 Mrd. US-Dollar auf rund 300 Mrd. US-Dollar in 2019 geschrumpft. Die Finanzierungslücke wird durch das gleichzeitige Wachstum von 3% pro Jahr noch weiter vergrößert. Die jetzt zusätzlich aufkommenden Anforderungen an Nachhaltigkeit lassen den Finanzierungsbedarf in der Schifffahrt ergänzend steigen.

Für ein erfolgreiches Investment sind ein erfahrenes und professionelles Fonds- und Portfoliomanagement sowie Experten Know-how aus den Bereichen Schifffahrt, Schiffsfinanzierung und Nachhaltigkeit ebenso notwendig wie die Marktzugänge zu den Reedern. Märkte in Europa, insbesondere Griechenland als der größte Schifffahrtsmarkt weltweit, sind ebenso von besonderem Interesse wie Märkte in Emerging Markets. Da auch Schiffsfinanzierungen und die damit im Zusammenhang stehenden Besicherungen dem englischen Recht unterliegen, ist der Standort zweitrangig hinter der Qualität und Verlässlichkeit der Reederei.

Wie können Anleger über einen Spezial-AIF mit Fokus auf Schiffskrediten an steigenden Zinsen partizipieren? Ein Spezial-AIF bietet den Anlegern die Chance mittelbar, durch Ankauf einer operativen Gesellschaft der Schiffsfinanzierung und -management in ein risikodiversifiziertes, erstrangig mit Hypotheken besichertes Portfolio von Schiffskrediten zu investieren. Schiffskredite werden üblicherweise in US-Dollar mit dreimonatiger Zinsanpassung auf Basis eines variable Referenzzinssatzes wie z.B. dem LIBOR oder zukünftig dem RFR (Risk-Free-Rate) zuzüglich Marge bepreist.

Schiffsfinanzierende Banken legen den Fokus auf Schiffsneubauten bei guter Bonität der Reedereien und bedienen, wie auch die großen Fonds, Projektvolumen ab 20 Mio. US-Dollar. Der durchschnittliche Spread hat sich dabei in den Jahren von 2005 bis heute, von rund 140 bps bis auf 350 bps erhöht. Die Finanzierungskonditionen für Gebrauchtschiffe (second-hand tonnage) liegen hingegen noch deutlich darüber, erst recht wenn auch kleinere Projektgrößen bedient werden können. Eine Marge von über 800 bps erscheint hier realistisch.

Durch die Zinsanpassung alle drei Monate wird die Möglichkeit geboten, an steigenden Zinsen zu partizipieren. Daher bestehen auch keine Zinsänderungs- oder Durationsrisiken wie bei Staats- oder Unternehmensanleihen. Aktuell erscheinen Finanzierungen zu einem Referenzzins zuzüglich einer Marge von rund 8,0% p.a. plus Gebühren realistisch, was zu einer Rendite (Internal Rate of Return) von 6,5% bis 7,0% p.a. für Anleger führen könnte.

Schifffahrt ist als internationales Geschäft nahezu ausschließlich ein US-Dollar Geschäft. Sowohl die Kaufpreise der Schiffe, die Einnahmen (Charter) und auch die Betriebskosten (Opex) laufen in US-Dollar. Insofern ist es nur konsequent auch die Finanzierungstrukturen im US-Dollar vorzunehmen, um ein Währungsrisiko zu minimieren bzw. nahezu auszuschließen.

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*) Olaf Danckwerts und Prof. Dr. Orestis Schinas sind beide Partner der HHX.blue GmbH, Kiel.