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WTW-Studie: Unternehmen in Europa richten Altersvorsorge stärker an Mitarbeitern aus

Drei Viertel der deutschen Unternehmen sehen in der bAV ein strategisches Instrument, um Talente zu gewinnen, zu binden und den Ruhestand abzusichern. Doch die Wissenslücken bei den Beschäftigten bleiben groß: Nur 17% in Deutschland wissen, wie viel sie für die Rente vorsorgen müssen (Europa: rund 23%).

Der demografische Wandel und die wachsende Unsicherheit über die Leistungsfähigkeit der staatlichen Rente machen die betriebliche Altersvorsorge (bAV) zu einem immer wichtigeren strategischen Instrument für Unternehmen zur Mitarbeiterbindung. Das zeigt die aktuelle europäische WTW-Umfrage zur Altersvorsorge 2025. Die Unternehmensberatung befragte mehr als 460 Unternehmen in zehn europäischen Ländern, darunter 65 in Deutschland. Demnach sehen drei Viertel der deutschen Unternehmen das Hauptziel der bAV darin, Talente zu gewinnen, zu binden und zugleich ein angemessenes Einkommen im Ruhestand zu sichern.

„Die betriebliche Altersversorgung ist heute weit mehr als eine reine Vorsorgeleistung. Sie ist ein strategisches Instrument, um Mitarbeitende zu gewinnen, zu binden und langfristig zu motivieren“, sagt Hanne Borst, Head of Retirement bei WTW Deutschland. „Unsere Studie zeigt deutlich, dass Unternehmen in allen befragten Ländern den Wert ihrer bAV-Angebote sichtbarer machen wollen. Dafür müssen Kommunikation, digitale Lösungen und individuelle Beratung in Zukunft noch stärker in den Vordergrund rücken.“

Umsetzung rückt stärker in den Fokus
Ira Guttenberg, Director Retirement bei WTW ergänzt: „Mit der zunehmenden Bedeutung der bAV setzen Unternehmen auch einen verstärkten Fokus auf Gestaltung und Umsetzung. Dabei geht es vor allem um vier Aspekte: eine bessere Employee Experience, die Berücksichtigung der Mitarbeitendenbedürfnisse, ein wirksames Risikomanagement sowie die Reduzierung administrativer Aufwände.“

Knapp die Hälfte der Unternehmen in Deutschland sehen große Herausforderungen, die Verwaltung sowie die operative Umsetzung der bAV zu bewältigen. Gleichzeitig wollen 55% den Einsatz von Online-Portalen und digitalen Tools fördern. Besonders deutlich zeigt sich auch der Trend, die Ruhestandsplanung individueller zu gestalten: Fast jedes zweite Unternehmen plant, Einzelgespräche zur persönlichen Planung der Altersvorsorge anzubieten.

„Gerade in Deutschland sind die Strukturen der bAV durch die Vielzahl der Durchführungswege komplex. Entsprechend hoch ist der Wunsch, Prozesse zu verschlanken und Verwaltungsaufwand zu verringern“, erläutert Guttenberg. „Außerdem sehen wir ein wachsendes Interesse an innovativen Elementen wie Opting-out-Modellen oder personalisierter Ruhestandsplanung. Unternehmen wollen, dass ihre Beschäftigten die bAV besser verstehen und aktiver nutzen.“

Risikomanagement bleibt im Zentrum
Neben der stärkeren Ausrichtung auf Mitarbeitende bleibt die Reduzierung von Risiken ein wichtiges Anliegen. Mehr als die Hälfte der Unternehmen in Deutschland wollen Kosten und Bilanzrisiken reduzieren. Auch eine stärkere Ausfinanzierung bestehender Verpflichtungen und eine gezieltere Steuerung der Kapitalanlage stehen weit oben auf der Agenda.

Europäischer Vergleich: Wissenslücken und unterschiedliche Schwerpunkte
Die europäischen Ergebnisse zeigen, dass in vielen Ländern die Verbesserung der Employee Experience im Vordergrund steht. Etwa die Hälfte der befragten Unternehmen nennt diesen Aspekt als oberste Priorität. Deutsche Unternehmen hingegen legen den größten Wert auf die Reduzierung des administrativen Aufwands, während die Verbesserung der Mitarbeiterorientierung an zweiter Stelle steht.

Zugleich zeigt sich eine deutliche Wissenslücke auf Seiten der Beschäftigten: Nur 17% der Unternehmen in Deutschland gehen davon aus, dass ihre Mitarbeiter wissen, wie viel sie für die Rente vorsorgen müssen. Im europäischen Schnitt sind es rund 23%. Hier können Unternehmen mit klarer Kommunikation und gezielter Beratung entscheidend dazu beitragen, Versorgungslücken zu schließen und das Vertrauen in die bAV zu stärken.

Balance zwischen Mitarbeiterorientierung und Risikosteuerung
Die Studie verdeutlicht, dass deutsche Unternehmen vor einer doppelten Herausforderung stehen: Einerseits wollen sie die betriebliche Altersversorgung attraktiver und verständlicher gestalten, andererseits bleibt die Risikosteuerung ein zentrales Thema.

„Der Erfolg von bAV-Angeboten in Unternehmen wird künftig davon abhängen, ob es gelingt, eine erlebbare, mitarbeiterfreundliche Vorsorge mit einer nachhaltigen Reduzierung von Risiken und Komplexität zu verbinden“, betont Borst. „Digitale Tools, transparente Kommunikation und flexible Modelle werden dabei entscheidende Hebel sein.“