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„Stockpicking im Zeitalter der Digitalisierung“

Digitalisierung ist der wesentliche Grund, weshalb Unternehmen in den nächsten Jahren prosperieren oder scheitern werden. Es gilt: „Digitize or die!“, so Baki Irmak und Stefan Waldhauser, Co-Founder von The Digital Leaders Fund, die zeigen wollen, wie Stockpicking im digitalen Zeitalter funktionieren kann. Anlässlich des 157. Hedgework Anfangs Juli in Frankfurt sprach Ronny Kohl mit beiden.

Stefan Waldhauser (links) und Baki Irmak

Hedgework: Herr Irmak, Herr Waldhauser, Sie sind mit dem Digital Leaders Fonds am Start, einem Aktienfonds, der ausschließlich in führende Unternehmen der Digitalisierung investieren will. Was genau ist die Idee dahinter?
Irmak: Wir sind davon überzeugt, dass die Digitalisierung nicht nur die umfangreichste Veränderung, sondern auch die größte Investmentchance unserer Zeit ist. In dieser neuen Welt gibt es viele Verlierer und wenige Gewinner. Wir haben einen Fonds aufgelegt mit dem Anspruch, in die Gewinner zu investieren. Und das sind nicht etwa nur die üblichen Technologiewerte.

Hedgework: Die Gewinner der Digitalisierung? Das klingt nach einem sehr eingeschränkten Anlageuniversum.
Irmak: Im Gegenteil, kein Unternehmen kann sich dieser Veränderung entziehen, wenn es in Zukunft noch eine Rolle spielen möchte. Es gibt kein Opting-out. Nahezu in jeder Branche gibt es Unternehmen, denen die schwierige Transformation in das digitale Zeitalter besser gelingt, die ihre Kunden begeistern und ihre Mitarbeiter mitnehmen. Ein Gesprächspartner sagte neulich, dass wir eine Art MSCI World Digital anbieten. Wenn man das Wort konzentriert noch dazu addiert, dann ist das eine gute Beschreibung.

Hedgework: Welche Unternehmen werden Sie nach welchem Auswahlkriterium aus dem Angebot herauspicken?
Irmak: Wir investieren in drei unterschiedliche Kategorien von Unternehmen. Da sind zunächst die Digital Transformation Leader wie Disney, Easy Jet oder BBVA. Also etablierte Unternehmen, die sich selbst im Transformationsprozess befinden und hierbei in ihrer Branche führend sind. Wir haben acht übergreifende Kriterien entwickelt, nach denen wir diese Unternehmen aussuchen; jedes erfolgreiche digitale Unternehmen sollte eine gute Plattform und intelligente Algorithmen entwickelt haben und obsessiv den Kundennutzen steigern. Dann haben wir im Portfolio die sogenannten Digital Business Leader, das sind oftmals junge Unternehmen, die mit disruptiven Geschäftsmodellen ihre Branche durcheinanderwirbeln. Beispiele hier sind Shopify im E-Commerce oder The Trade Desk im Bereich Online-Marketing.

Hedgework: Und zum dritten?
Waldhauser: Die dritte Kategorie sind die Digital Enabler, also die Technologiefirmen, die mit ihrer Soft- oder Hardware die Digitalisierung erst möglich machen. Hier haben wir IT-Riesen wie Microsoft und Samsung, aber auch etliche, weniger prominente Unternehmen wie Hortonworks, Twilio oder Yext im Portfolio.

Hedgework: Das scheint recht konzentriert, wie steht es bei Ihrem Fonds um die Risikostreuung?
Waldhauser: Wir achten auf eine möglichst gute Diversifikation nach Region und Branche, wobei es bei unserem Thema nicht ausbleibt, dass ein wichtiger Fokus auf Unternehmen aus dem Silicon Valley liegt. Insgesamt halten wir 30 bis 40 Werte in einem konzentrierten Portfolio, die wir intensiv begleiten. Wir fühlen uns generell als „Mitunternehmer“ und sind von unternehmerischem Denken geleitet.

Hedgework: Was macht Sie sicher, dass die Gewinner der Digitalisierung auch die Gewinner bei den Erträgen sein werden?
Waldhauser: Sie können vielfach sehen, dass Unternehmen mit plattformbasierten Geschäftsmodellen traumhafte Margen erwirtschaften – aufgrund der Netzwerkeffekte für die Marktführer und dem digitalen Charakter der Dienstleistung war Skalierung nie so wirkungsvoll. Auch in etablierten Branchen ist ein Trend zur Konzentration der Umsätze und Gewinne zugunsten weniger Unternehmen zu beobachten. Und bei den Software-as-a-Service-Geschäftsmodellen gibt es bei den Unternehmen regelrechte Cash-Maschinen mit oftmals 80% Rohertragsmarge.

Hedgework: Gibt es eine Alternative, falls die von Ihnen gewählten Unternehmen sich nicht wie erhofft entwickeln?
Waldhauser: Natürlich kommt es vor, dass wir die Entwicklung einzelner Teilmärkte oder Unternehmen falsch einschätzen. Dann müssen wir handeln und Fehler schnell korrigieren. Wir versuchen jedoch, die Trefferquote zu maximieren, indem wir nicht zu früh in der Unternehmensentwicklung einsteigen, sondern erst dann, wenn ein nachhaltiger Markterfolg einer Plattform oder Technologie absehbar ist. Das geht dann in der Regel in der Unternehmensentwicklung auch mit dem Cashflow-Break-even einher. Wir investieren also nicht in einer sehr frühen Phase in Unternehmen, die noch weitere externe Mittel benötigen, um profitabel zu werden.

Hedgework: Welche Investoren sprechen Sie mit dem Fonds an?
Irmak: Der Digital Leaders Funds ist ein klassischer Publikumsfonds, der verschiedene Investorengruppen anspricht. Täglich gewinnen wir durch unseren Onlineauftritt, der ja auch das komplette Portfolio offenlegt, Selbstentscheider, die sich ein eigenes Bild von unserem Denken und Handeln gemacht haben. Derzeit werden immer mehr Vermögensverwalter und Dachfondsmanager auf uns aufmerksam. Dabei hilft natürlich auch unser Traumstart mit 8,4% Rendite und einer tollen Outperformance in den ersten drei Monaten.

Hedgework: Mit welchem Anlagerisiko müssen die Anleger rechnen?
Irmak: Wir sind ein reinrassiger Long-only-Aktienfonds für Anleger, die langfristig, das heißt, mit einem Anlagehorizont von mindestens fünf bis sieben Jahren mit uns in die Weiterentwicklung erstklassiger Unternehmen investieren wollen. Mit der Volatilität der Märkte müssen wir und unsere Anleger leben, der Fonds wird optimiert in Bezug auf die langfristige Rendite für den Anleger und nicht etwa auf die Minimierung der Volatilität.

Hedgework: Welche Risikosicherungsstrategie fahren Sie?
Irmak: Wir denken unternehmerisch und bezahlen für unsere Aktien grundsätzlich nicht mehr als das, was diese Anteile bei einer Übernahme auf dem freien Markt außerhalb der Börse wert wären. Dabei hilft natürlich, dass wir in Unternehmen investieren, in denen wir die M&A-Aktivitäten und Übernahmepreise recht gut einschätzen können. Unsere Risikosicherung ist eine sehr gute Auswahl der Unternehmen. Wir timen nicht, wir sichern die Währung nicht ab und wir gehen den Markt nicht short.

Hedgework: Und welche Rendite streben Sie an?
Irmak: Wir wollen unsere Benchmark, den in Euro berechneten MSCI World Aktienindex, nachhaltig outperformen.

Hedgework: Stichwort Manpower – wie sieht das Team aus, das sich um den Fonds kümmert?
Waldhauser: Wir beiden sind zugleich die Fonds-Initiatoren, bilden den Anlageausschuss und sind verantwortlich für das Portfolio und die Ziel-Allokation des Fonds. Wir haben aufgrund unseres beruflichen Backgrounds ein langjähriges Netzwerk in der Digitalisierungs- und Technologieszene, das bis ins Silicon Valley reicht und sehr hilfreich ist beim Research. Das operative Geschäft des Fondsmanagements wird von den Kollegen bei unserem Haftungsdach MYRA in Zusammenarbeit mit Universal-Investment als KVG und dem Bankhaus Berenberg als Depotbank durchgeführt.

Hedgework: Auf welche Research-Quellen greifen Sie – neben ihrem persönlichen Netzwerk – zurück?
Waldhauser: Auch das Research haben wir zu einem guten Stück digitalisiert. Wir nutzen eine Vielzahl von Informationsquellen aus dem Netz, um einschätzen zu können, wie gut die Unternehmen auf unserem Radar auf ihrer Digitalisierungs-Reise vorankommen. Das sind wertvolle Informationsquellen etwa bezüglich Technologietrends, Traffic-Daten, App-Nutzungsstatistiken oder auch Mitarbeiterzufriedenheit, die uns einen großen Zusatznutzen zu den üblichen Research-Quellen bieten. Unser Research ist fast wie bei einer klassischen Fundamentalanalyse gestaltet – nur eben angepasst und ergänzt um die digitalen Erfolgsfaktoren.

Hedgework: Wie beurteilen Sie das gegenwärtige Marktumfeld für Ihren Fonds?
Irmak: Wenn wir von den politischen Risiken abstrahieren, dann ist das Marktumfeld für unseren Fonds positiv. Auch wenn manche das Wort Digitalisierung und Buzzwords wie Künstliche Intelligenz, Blockchain etc. nicht mehr hören können, das digitale Zeitalter beginnt gerade erst. Viele klassische Unternehmen sind erst am Anfang ihres Transformationsprozesses, der übrigens nie enden wird. Der Kommunikationsstandard 5G kommt erst 2020, wir sehen erst seit zwei, drei Jahren, dass Künstliche Intelligenz das Schicksal der Unternehmen entscheidend verändern kann, weil das Zusammenfallen aus Datenmenge, Rechenleistung und ausgefeilter Software bzw. Algorithmen jetzt erst passiert. Derweil kooperieren Millionen von Entwicklern auf Plattformen wie Github und Gitlab und basteln schon konzentriert an den nächsten Software-Revolutionen.
Waldhauser: Wir sind unseres Wissens der einzige Fonds, der einen breiten Ansatz verfolgt und die Gewinner der Digitalisierung auch branchenübergreifend investierbar macht und fühlen uns daher in diesem Umfeld sehr wohl.

Hedgework: Welche Prognose geben Sie auf Sicht sagen wir von drei Jahren?
Irmak: Die Prognosen für das Weltwirtschaftswachstum liegen auch für die nächsten Jahre um die drei Prozent. Wir wollen um Faktor X schneller wachsen als die Weltwirtschaft, wobei X größer 1 ist. Je besser es uns gelingt, die Digitalisierungsgewinner herauszufiltern und die Verlierer zu meiden, umso höher wird dieser Faktor werden.

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Baki Irmak war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche-Bank-Konzern und die DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und als Mitglied im Digital Executive Committee der Deutschen Bank in London. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei der BHF Bank begonnen. Danach war er als Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro beschäftigt.

Stefan Waldhauser war in seinem gesamten Berufsleben in der High-Tech-Industrie tätig. Er gründete sein eigenes Software-Unternehmen und verkaufte es vor einigen Jahren ins Silicon Valley. Zuletzt kümmerte er sich global um strategische Initiativen bei Alfresco Software. Der Wirtschaftsmathematiker investiert seit 30 Jahren erfolgreich in Aktien und verwaltet seit Jahren investierbare Musterportfolios auf der Plattform wikifolio.

The Digital Leaders Fund ist ein neuer, global investierender Aktienfonds, der in einem konzentrierten Portfolio den Schwerpunkt auf die Gewinner der Digitalisierung setzt. Die Investmentstrategie unterscheidet bei der Auswahl drei Arten von Unternehmen: Digital Transformation Leaders, also traditionelle Unternehmen, die einen sehr hohen digitalen Reifegrad erreicht haben und dabei sind, sich von ihrer Konkurrenz abzusetzen und ihre Branche zu dominieren. Digital Business Leaders wiederum sind oftmals relativ junge Unternehmen aus dem digitalen Zeitalter, die ihre Industrie mit ganz neuen Geschäftsmodellen und Plattformen entscheidend verändern und oftmals einzelne Marktsegmente beherrschen. Die dritte Gruppe bilden Digital Enablers, Unternehmen, die mit ihrer Hardware bzw. Software die kritischen Technologien liefern bzw. entsprechende Dienstleistungen anbieten und somit den digitalen Wandel erst ermöglichen.