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Kommentar: Europäische Aktien haben sich weiter von ihrem Ausverkauf im letzten Jahr erholt

Auch wenn sich manche Marktsegmente – etwa die exportabhängigen Automobilhersteller – uneinheitlich entwickelten, haben sich europäische Aktien weiter von ihrem Ausverkauf im letzten Jahr erholt.

Die politischen Entwicklungen waren nicht immer gut; einmal mehr gelang es dem britischen Parlament nicht, einen Weg aus der verfahrenen Lage beim EU-Austritt zu finden. Dennoch rechnete man am Markt auch weiterhin nicht mit einem No-Deal-Brexit, was das Pfund weiter stützte. Auf Sektorebene lagen zyklische Titel erneut vorn; häufig im Gegensatz zum 4. Quartal 2018, als sie aufgrund der wachsenden Unsicherheit unter Druck gerieten. Defensive Immobilien- und Versorgerwerte, die sich in den letzten Monaten des alten Jahres recht gut gehalten hatten, fielen hingegen jetzt hinter den Markt zurück.

Im letzten Berichtsmonat blieb unsere Strategie hinter dem MSCI Europe Index zurück. Hauptgrund für den Minderertrag war Plus500, eine Online-Handelsplattform für Differenzkontrakte. Als die Geschäftsleitung warnte, dass die Gewinne 2019 aufgrund neuer Regulierungsvorschriften hinter den Analystenerwartungen zurückbleiben würden, brach die Plus500-Aktie massiv ein. Wir haben unsere Position im Rahmen der Risikosteuerung verringert, bleiben aber aufgrund der günstigen Bewertungen investiert.

Zu einem Rückschlag kam es auch beim deutschen Zahlungsabwickler Wirecard, dem vorgeworfen wurde, in der Singapurer Niederlassung ab 2015 drei Jahre lang bei insgesamt rund 6,9 Mio. Verträgen interne Compliance-Regeln verletzt zu haben. Wirecard bestritt jegliches Fehlverhalten und erklärte, die Ergebnisse einer internen Untersuchung nach deren Abschluss öffentlich zu machen.

Der britische Lebensmitteleinzelhändler Sainsbury sorgte ebenfalls für Minderertrag. Die Aktie fiel, als die britische Wettbewerbsaufsicht in einer ersten Entscheidung Einwände gegen die Art und Weise des geplanten Zusammenschlusses mit dem Wettbewerber Asda erhob.

Für Mehrertrag sorgten hingegen Positionen im Informationstechnologiesektor. Das britische Unternehmenssoftwarehaus Micro Focus berichtete über unerwartet gute Umsätze und etwas höhere Margen. Auch der britische Cyber-Sicherheitsanbieter Avast half der Performance, da viele andere Anbieter von Antivirensoftware über hohe Gewinne berichteten.

Die Aktie der italienischen Bank Unicredit stieg nach erfreulichen Unternehmensergebnissen, nicht zuletzt aufgrund der Erholung des Firmenkundengeschäfts in Italien und Osteuropa. Die Aktie von Evolution Gaming erreichte nach erfreulichen Gewinnmitteilungen neue Höchststände. Das Unternehmen hob aufgrund des zuletzt höheren Umsatzwachstums und steigender Margen seine Ziele für 2019 an.

Ausblick und Strategie
Die Erholung seit Jahresbeginn bestätigt uns darin, dass sich die Lage am europäischen Aktienmarkt verbessert hat. Auch wenn die Bewertungen noch immer gewisse Zweifel an den aktuellen Gewinnerwartungen widerspiegeln, dürften sich die Unternehmensgewinne insgesamt erholen.

Sektoren, die sich gegen Ende des Konjunkturzyklus traditionell gut halten, profitieren von der anhaltenden, wenn auch nicht so ausgeprägten Konjunkturerholung. Unterdessen verbessern sich die Unternehmensfinanzen weiter, so dass durchaus neues Fremdkapital zur Finanzierung von Fusionen und Übernahmen sowie Aktienrückkäufen aufgenommen werden kann.

Wir rechnen mit beidem, was den Erträgen nur guttun kann. Elementare Risiken bleiben ein möglicher Handelskrieg zwischen den USA und China, die Politik in Europa (werden Italien oder die Europawahlen zu neuen Problemen führen?) und die Verschuldung amerikanischer Unternehmen. So sehr wir uns dieser Risiken bewusst sind, so wenig ändern sie aber an unserer positiven Einschätzung europäischer Aktien. Dennoch sollte man in nächster Zeit mit Volatilität rechnen.

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*) Ken Hsia ist Fondsmanager European Equity bei Investec Asset Management.