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Gastbeitrag: Kanada – der oft unterschätzte Immobilienmarkt in Nordamerika

Kanada zählt zu den stabilsten Immobilienmärkten weltweit und gewinnt vor dem Hintergrund geopolitischer Unsicherheiten zunehmend an Bedeutung für europäische Investoren. Während viele westliche Märkte derzeit mit Zinswende, konjunktureller Abschwächung und regulatorischen Veränderungen umgehen müssen, präsentiert sich Kanada als langfristig berechenbarer Standort mit soliden Fundamentaldaten. Für deutsche institutionelle Anleger kann der Markt eine sinnvolle Ergänzung zur Diversifikation internationaler Immobilienportfolios darstellen.

Wenzel Hoberg

Friedrich von Carlowitz

Makroökonomische Stärke - Stabilität durch Diversität
Wirtschaftlich betrachtet steht Kanada auf einem soliden Fundament. Das Land vereint eine diversifizierte Industriestruktur – von Energie und Rohstoffen über Finanzdienstleistungen bis hin zu Technologie – und verfügt über eine im internationalen Vergleich niedrige Staatsverschuldung. Als rohstoffreiches, energieunabhängiges Land ist Kanada weniger anfällig für externe Einflüsse als viele europäische Staaten.

Die politischen Institutionen gelten als stabil, die Regulierung als verlässlich und vorhersehbar. Dies schafft Vertrauen – insbesondere in einem Umfeld, in dem sich politische Risiken in den USA und Europa zuletzt eher erhöht haben. Während in den Vereinigten Staaten Themen wie Handelspolitik, Fiskaldisziplin und Regulierungsunsicherheit für Volatilität sorgen, bleibt Kanada von solchen Schwankungen weitgehend unberührt.

Gleichzeitig ist die kanadische Wirtschaft eng mit der US-amerikanischen verflochten und profitiert so indirekt von der Dynamik, ohne aber politische Risiken zu übernehmen. Da unter anderem Energie-Exporte, aber auch viele über das nordamerikanische Handelsabkommen USMCA geregelte Produkte von den angedrohten US-Zöllen ausgenommen sind, ist der negative Einfluss auf die kanadische Wirtschaft viel geringer, als z.B. für Europäer. Kanada positioniert sich damit als stabile Alternative im nordamerikanischen Kontext: wirtschaftlich integriert, politisch eigenständig.

Transparenter Markt mit institutioneller Tiefe
Kanada verfügt über einen hochentwickelten, liquiden Immobilienmarkt, der rund vier bis fünf Prozent des weltweiten investierbaren Immobilienvolumens stellt – bei nur zwei Prozent Anteil am globalen Bruttoinlandsprodukt. Damit ist das Land in seiner wirtschaftlichen Bedeutung überproportional präsent.

Nationale und internationale institutionelle Investoren dominieren das Marktgeschehen. Sie verfolgen langfristige, risikoaverse Strategien, die auf stabile Erträge und nachhaltiges Wachstum ausgerichtet sind. Diese institutionelle Prägung und der stabile Finanzierungsmarkt führen zu geringerer Preisvolatilität, höherer Markttransparenz und verlässlicher Governance – Eigenschaften, die gerade für deutsche Anleger im regulierten Umfeld von VAG und BaFin von Bedeutung sind.

Demografische Dynamik als struktureller Wachstumstreiber
Kanada wächst – und das stärker als jedes andere Industrieland. Jährlich kommen bis zu einer halben Million Menschen hinzu, überwiegend qualifizierte Zuwanderer. Die Urbanisierungsrate steigt, insbesondere in den großen Metropolregionen Toronto, Vancouver oder Montreal.

Dieses Bevölkerungswachstum trifft auf eine restriktive Baupolitik und begrenzte verfügbare Flächen. Die Folge: ein struktureller Nachfrageüberhang, vor allem im Wohnungssegment. Staatliche Programme fördern gezielt den Mietwohnungsbau, zum Teil über zinsgünstige staatliche Finanzierungen oder steuerliche Anreize. Dadurch entsteht ein stabiles Fundament für inflationsgeschützte Cashflows und langfristig planbare Erträge.

Der Logistiksektor profitiert vom Ausbau regionaler Lieferketten und der wachsenden Binnenwirtschaft. Besonders gefragt sind Small- und Mid-Bay-Flächen – kleinere Logistikobjekte, die Nähe zu Verbrauchszentren bieten und weniger von globalen Handelszyklen abhängen.

Büro- und Einzelhandelssegmente zeigen eine differenzierte Erholung nach der Zinswende: Während der klassische Büromarkt deutliche Anpassungen erfuhr, stabilisieren sich hochwertige, ESG-konforme Flächen in zentralen Lagen. Der Einzelhandel, insbesondere der mit Lebensmittel-Anker, hat eine stabile Nachfrage, die von einer robusten Konsumstimmung geprägt ist – und bietet oft Nachverdichtungspotential für z.B. Wohnungen.

Vergleich zu den USA und Europa
In den USA bleibt der Immobilienmarkt zwar groß und innovativ, ist aber mit höheren Schwankungen behaftet. Politische Unsicherheiten, extreme Marktzyklen und eine stärkere Abhängigkeit von Fremdkapital führen zu höherer Volatilität – mit entsprechendem Risikoprofil.

Europa bietet mehr Stabilität, kämpft aber mit schwachem Wachstum, demografischem Rückgang und einer zunehmend erstickenden Regulierungsdichte. Viele europäische Immobilienmärkte sind zudem durch steigende ESG-Anforderungen und stagnierende Ertragsniveaus gekennzeichnet.

Kanada bewegt sich zwischen diesen beiden Polen: stabil wie Europa, wachstumsstark wie die USA. Es verbindet westliche Rechts- und Governance-Strukturen mit dem Wachstumspotenzial eines jungen, dynamischen Marktes – eine Kombination, die institutionellen Anlegern ein ausgewogenes Rendite-Risiko-Profil ermöglicht.

Performance und Marktreife
Track Record und Performance der breit diversifizierten Fiera Real Estate Core Strategie bestätigen diese Einschätzung: So lieferte diese in den letzten 10 Jahren einen Total Return von brutto 7-9%. Je nach Eigenkapital-Ticketgröße wird ein laufender Nettoertrag in Deutschland von 4,0-4,5% p.a. erwartet..

Fazit: Ein Markt mit langfristiger Relevanz
Der kanadische Immobilienmarkt bietet institutionellen Investoren die Kombination aus Stabilität, Transparenz und Wachstum. Eine verlässliche Regierung, konservative Finanzierungskultur, starkes und geordnetes Bevölkerungswachstum und urbane Dynamik schaffen ein florierendes Umfeld.

Für deutsche Investoren bietet Kanada eine Möglichkeit, Portfolios geographisch und strukturell weiter zu diversifizieren – mit einer Renditeerwartung, die risikoadjustiert deutlich über dem Durchschnitt der OECD-Märkte liegt.

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*) Friedrich von Carlowitz, Geschäftsführer der KINGSTONE Capital Advisory GmbH, und Wenzel Hoberg, Global Head of Real Estate bei Fiera Real Estate