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Expertenbeitrag: Die differenzierte Entwicklung der Unternehmensanleihen in den Emerging Markets

In den Schwellenländern setzte der Bereich Unternehmensanleihen auch 2017 sein Wachstum fort. Die Entwicklung des Sektors beruht wesentlich auf den günstigen Refinanzierungsbedingungen und dem Markteintritt neuer Emittenten aus bislang weniger stark vertretenen Branchen. Die Rendite lag in der ersten Jahreshälfte bei soliden 5,0%.¹ Trotz der Tatsache, dass sich die Spreads analog zum übrigen Markt bereits deutlich eingeengt haben, bieten EM-Unternehmensanleihen auch weiterhin Investmentchancen – zumindest für Anleger, die in der Lage sind, Kreditrisiken umfassend zu analysieren.

Aayush V. Sonthalia

Ausschließlich für professionelle Investoren bestimmt – nicht an Privatkunden weitergeben

Ähnlich wie in den Industrienationen war bei Unternehmensanleihen auch in den Schwellenländern im bisherigen Jahresverlauf eine rege Emissionstätigkeit zu beobachten. Das Emissionsvolumen hat bereits in den ersten neun Monaten den Wert des Vorjahres (316 Mrd. US-Dollar) überschritten, und J.P. Morgan geht für das Gesamtjahr von Emissionen in Höhe von 440 Mrd. US-Dollar aus. (EM-Staatsanleihen kommen bis zum Ende des 3. Quartals nur etwa auf ein Drittel des Volumens der EM-Unternehmensanleihen). Das anhaltend hohe Emissionsvolumen hat dazu geführt, dass der Gesamtwert der gehandelten EM-Unternehmensanleihen sich Ende August 2017 auf 945 Mrd. US-Dollar belief. Im Vergleich zum August 2012 stellt dies einen Anstieg von mehr als 80% dar.²

Die hohe Nachfrage nach Neuemissionen begünstigt auch die Refinanzierungstätigkeit. Trotz unternehmensspezifischer Kreditrisiken lag die Ausfallquote in der ersten Jahreshälfte 2017 mit nur noch 1,1% auf einem historischen Rekordtief (2016: 3,7%).² Grund waren die hohe Refinanzierungsbereitschaft, das zunehmende Wirtschaftswachstums in den meisten Schwellenländern und die Stabilisierung der Wechselkursentwicklung.

Chancen nutzen in einem Wachstumsmarkt
Im Folgenden werden wir uns mit einer Reihe vielversprechender Möglichkeiten innerhalb der Anlageklasse befassen.


Die staatlichen Ölgesellschaften einiger lateinamerikanischer Länder wie Brasilien, Kolumbien und Mexiko haben in Reaktion auf die Ölpreisentwicklung erhebliche Restrukturierungsmaßnahmen unternommen. Betriebskosten wurden gesenkt, Kapitalinvestitionen optimiert und Bilanzen konsolidiert. Diese Bemühungen haben dafür gesorgt, dass den Unternehmen jetzt wieder mehr Kapital für die Erdölprospektion, die Ausweitung der Öl- und Gasproduktion und zur Erneuerung ihrer Reserven zur Verfügung steht. Als integrierte Öl- und Gasunternehmen haben sie außerdem ihre Mid- und Downstream-Aktivitäten rationalisiert und rentabel gemacht.

In einer Reihe südamerikanischer Länder haben die Hauptgesellschafter der Unternehmen – die jeweiligen Regierungen – mit Gesetzesreformen und anderen Maßnahmen eine Liberalisierung der Öl- und Gasindustrie durchgesetzt. Durch diese Maßnahmen wurde die Förderung der umfangreichen Tiefseevorkommen und unkonventioneller Ressourcen ausländischem Kapital und modernen Technologien geöffnet. In einer Reihe von Ländern bietet sich für internationale Ölunternehmen (einschließlich der Großkonzerne) erstmals wieder die Chance eines Engagements im Mid- und Downstreambereich, vor allem im Rahmen von Joint Ventures. Wir gehen davon aus, dass diese Unternehmen angesichts ihrer besseren Fundamentaldaten in den nächsten ein, zwei Jahren mit einer Hochstufung ihrer Kreditwürdigkeit rechnen können – zumindest soweit sich die Ratings ihrer jeweiligen Regierungen verbessern. Wir sind der Auffassung, dass der Markt das Potenzial für eine Entwicklung noch nicht voll eingepreist hat.

Auch Unternehmen aus dem Bereich der Transportinfrastruktur Südamerikas bieten Relative-Value-Potenzial. In Südamerika ist der Infrastruktursektor sehr uneinheitlich und differenziert aufgebaut. Viele verschiedene Unternehmen halten Konzessionen zum Bau und Betrieb von Flughäfen, Mautstraßen und Eisenbahnunternehmen. Manche Anleiheemittenten sind Privatunternehmen, während es sich bei anderen faktisch um Staatsunternehmen handelt. Die Anleihen werden im Allgemeinen durch die Einnahmen aus den Konzessionen gedeckt, die im Vergleich mit dem Cashflow anderer Unternehmen in der Regel berechenbarer und weniger volatil sind. Außerdem erfolgt vielfach eine Tilgung über die Laufzeit der Anleihe. Länderrisiken spielen in diesem Sektor eine wichtige Rolle, da die Konzessionen politischen Risiken unterliegen. Die Stabilität der lokalen Wirtschaft und Währung ist ebenfalls ein wichtiger Bonitätsfaktor, hat aber nicht die gleiche Bedeutung wie das politische Risiko. Innerhalb des Sektors bevorzugen wir Anleihen mit einem signifikanten Renditeaufschlag im Vergleich zu den Staatsanleihen des Landes und minimalen Baurisiken.

Wir favorisieren außerdem nachrangige Anleihen bestimmter lateinamerikanischer Finanzinstitute in Mexiko, Brasilien und Kolumbien. Wir gehen davon aus, dass im aktuellen Umfeld die spekulativeren Anleihen eines Emittenten zusätzliches Renditepotenzial bei vergleichsweise wenig zusätzlichem Risiko bieten. Dies sollte insbesondere für bonitätsstarke Banken gelten, die unserer Einschätzung nach wirtschaftliche Schwächephasen gut überstehen sollten und auch bei möglichen Kreditproblemen innerhalb ihrer jeweiligen Volkswirtschaften typischerweise weniger stark betroffen sind. Tatsächlich nimmt der Anteil notleidender Kredite in Brasilien und Kolumbien immer noch zu, wir gehen aber davon aus, dass sich dieser Trend dem Ende zuneigt.

Renditechancen sehen wir auch bei den Anleihen bestimmter staatsnaher Unternehmen in Indien, die historisch meist auf staatliche Unterstützung bauen konnten. Da der indische Staat keine Dollaranleihen begibt, kaufen viele ausländische Investoren die Dollaranleihen staatsnaher Unternehmen als Alternative. Wir sehen insbesondere Potenzial bei Emittenten, die diesen quasi-staatlichen Emittenten nahe stehen und strategisch wichtige Dienstleistungen erbringen. Ein Beispiel wären die Anleihen einer Ölraffinerie, die als Gemeinschaftsunternehmen zwischen einem staatseigenen Unternehmen und einem Großkonzern organisiert ist. Die robuste Inlandsnachfrage nach Kraftstoffen macht die Raffinerie bereits zu einem guten Schuldner. Wir gehen außerdem davon aus, dass für das Gemeinschaftsunternehmen im Problemfall staatliche Unterstützung zu erwarten ist.

Auch bei einer Reihe staatlicher Unternehmen aus China bieten sich Renditechancen. Staatseigene Unternehmen dienen in China nicht nur als Instrument zur Umsetzung staatlicher Politik, sie bieten in manchen Fällen auch erhebliches Wachstumspotenzial für die Zukunft. Zum Beispiel kann die Politik der chinesischen Regierung zur Verbesserung der Ernährungssicherheit für einen großen Hersteller agrochemischer Produkte robustes langfristiges Wachstum garantieren, das außerdem von staatseigenen Banken mit günstigen Krediten unterstützt wird. Die agrochemische Industrie befindet sich weltweit in einer Konsolidierungsphase. Es ist zu erwarten, dass die führenden Unternehmen innerhalb des Sektors durch ihre Größe und die Vielfalt ihres Know-hows und Produktangebots gut aufgestellt sind, ihre Marktanteile im Rahmen dieser Entwicklung auszubauen. Genau wie im Fall der staatseigenen Ölunternehmen Lateinamerikas vermuten wir auch hier, dass für diese Unternehmen Aufstufungspotenzial besteht, das vom Markt gegenwärtig noch nicht voll erkannt wird.

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¹Quellen: PGIM Fixed Income und JP Morgan. Die Performance in der Vergangenheit ist keine Garantie und gewährt keine zuverlässigen Anhaltspunkte für die Zukunft. Eine Investition in Indices ist nicht möglich. Die durchschnittliche Jahresrendite des J.P. Morgan CEMBI Broad Diversified Index lag für die vergangenen 12 Monate bei 6,8% und für die vergangenen fünf Jahre bei 6,2%.

²Quellen: PGIM Fixed income und J.P. Morgan (J.P. Morgan CEMBI Broad Diversified Index) mit Stand zum 31. August 2017 bzw. 30. Juni 2017.


*) Aayush V. Sonthalia, CFA, ist Principal und Portfoliomanager für Emerging Market Corporates bei PGIM Fixed Income. Davor war er in der Credit Research Group von PGIM Fixed Income als Analyst für Unternehmensanleihen tätig. Bevor er zu PGIM Fixed Income wechselte, war Herr Sonthalia als Portfoliomanager bei BlackRock, Inc. und als Händler, Researchanalyst und Portfoliomanager für R3 Capital und Lehman Brothers tätig. Er erwarb einen Bachelor of Engineering von der Universität Mumbai und einen MBA des Indian Institute of Management, Ahmedabad. Er ist außerdem Chartered Financial Analyst.

PGIM Fixed Income ist ein globaler Assetmanager, der aktive Investmentlösungen für alle Anleihemärkte bietet. Das Unternehmen verfügt über Geschäftsstellen in Newark (New Jersey), London, Tokio und Singapur und verwaltet mehr als 676 Mrd. US-Dollar. Weitere Informationen finden Sie unter den IPE Referenzen und auf pgimfixedincome.com. (Stand: 30. Juni 2017)

Quelle: PGIM Fixed Income. Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen beruhen auf öffentlich verfügbaren Informationen aus Quellen, die PGIM Fixed Income als zuverlässig erachtet. Die Informationen stellen die Ansichten und Meinungen des Autors mit Stand zum 8. September 2017 dar und dienen ausschließlich der Information. Sie stellen keine Anlageberatung dar und sollte nicht als Grundlage für eine Anlageentscheidung verwendet werden. Die zugrunde liegenden Annahmen und Ansichten unterliegen der Änderung. Die Performance in der Vergangenheit ist keine Garantie und gewährt keine zuverlässigen Anhaltspunkte für die Zukunft. Eine Investition in Indices ist nicht möglich. Dieses Material wird nur für Personen bereitgestellt, die professionelle Kunden oder zugelassene Gegenparteien sind. 2017-4264.