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Expertenbeitrag: Aktive Rendite durch Titelselektion im High Yield Markt

Zumindest was den Konjunktur- und Kreditzyklus angeht, ist der amerikanische Markt für Hochzinsanleihen seinem europäischen Gegenpart um einige Schritte voraus. Robert Cignarella von PGIM Fixed Income wird in diesem Beitrag die Situation dieser Assetklasse kommentieren und erläutern, wo er noch Anlagechancen sieht.

Robert Cignarella

Ausschließlich für professionelle und institutionelle Investoren bestimmt

1) Wo sehen Sie aktuell die besten Chancen innerhalb des US-Hochzinssegments?
Wir halten es für falsch, auf Grundlage eines Risikobudgets Kapital auf bestimmte Branchen oder Bonitätsstufen zu verteilen. Wir suchen nach Investments mit attraktiver relativer Bewertung, und zwar durch eine Bottom-up-Analyse einzelner Wertpapiere. Dabei unterstützt uns ein großes, internes Research-Team von mehr als 30 Analysten. Dies ermöglicht uns die Auswertung einer großen Zahl von Anleihen. Obwohl Moody‘s auch für 2018 eine niedrige Ausfallquote erwartet, sind wir der Überzeugung, dass die Vermeidung schwächerer Anleihen mit signifikantem Abwärtspotenzial in den kommenden Jahren eine wichtige Alphaquelle sein kann.

Wir haben in den letzten Monaten unsere Positionen bei bestimmten Emittenten im Explorations- und Förderungssegment des Energiesektors ausgebaut, wobei wir den Energiesektor insgesamt weiterhin untergewichten. Unabhängige Stromversorger halten wir angesichts der besseren Fundamentaldaten des Sektors weiterhin für relativ attraktiv bewertet.

Da wir aufgrund der Konjunkturentwicklung, Steuersenkungen und der sinkenden Arbeitslosigkeit ein robustes Konsumswachstum erwarten, halten wir auch eine Reihe von Emittenten für interessant, die vom wachsenden Privatkonsum profitieren.

Im Gesundheitssektor, der Technologiebranche und der Chemieindustrie gibt es einige attraktive Emittenten und auch im Homebuilders-Sektor sind die Fundamentaldaten weiterhin positiv.

Wir haben nach der starken Performance im letzten Jahr unsere Positionen in der Metall- und Bergbauindustrie abgebaut und sind beim Rohstoffsektor insgesamt vorsichtig. Untergewichtet haben wir den Finanzsektor, Unternehmen aus dem Automobilbereich sowie traditionelle, kabelgebundene Telekommunikationsunternehmen. Letztere befinden sich unserer Ansicht nach in einem langfristigen Abwärtstrend.

2) Halten Sie europäische Hochzinsanleihen für attraktiv? Falls ja, wie setzen Sie diese Auffassung in Ihren Portfolios um?
Wir stehen europäischen Hochzinsanleihen aktuell positiv gegenüber. Grund dafür sind die Verbesserung der Fundamentaldaten, das (zumindest kurzfristig) niedrigere politische Risiko, das unerwartet hohe Wachstum und die nach wie vor lockere Geldpolitik. Ebenso wie in den USA haben sich auch die Hochzinsanleihen in Europa in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt, mit einer deutlichen Einengung der Spreads.

Angesichts des anhaltend extrem niedrigen Zinsniveaus im Euroraum sollten sich die Spreads aufgrund der hohen Anlegernachfrage auf kürzere Sicht noch weiter verengen, zumindest soweit es nicht zu externen Schocks kommt. Mit Blick auf die Kreditqualität halten wir es für möglich, dass es zahlreiche Unternehmen im Jahr 2018 schaffen werden, durch Schuldenabbau ein Investment-Grade-Rating zu erhalten.

Wir erwägen, bei Portfolios der Kategorien US High Yield, Global High Yield, und Multi-Sector Fixed Income europäische Anleihen stärker zu gewichten, soweit dies aus Bewertungsgesichtspunkten attraktiv erscheint. So war zum Beispiel Mitte Februar der Spread von Euro-Anleihen höher als der Spread von vergleichbaren US-Anleihen. Das Spread-Niveau ist bei verschiedenen Emittenten aber teilweise sehr unterschiedlich. Die meisten unserer US High Yield Portfolios halten ca. 5 % Anleihen europäischer Emittenten. Das sind insbesondere Unternehmen mit besonders langfristigem Wachstumspotenzial und bestimmte zyklische Investments.

3) Wie sehen Sie Tail-Risks?
Angesichts der relativ niedrigen Renditedifferenz zwischen Hochzinsanleihen und Staatsanleihen mit gleicher Laufzeit und aufgrund der Tatsache, dass der Kreditzyklus mittlerweile recht weit fortgeschritten ist, sind Tail-Risks ein zunehmend wichtiges Thema. Wir sind uns bewusst, dass es eine Vielzahl möglicher geopolitischer und makroökonomischer Ereignisse gibt, die zu einer drastischen Ausweitung der Spreads von Hochzinsanleihen führen könnten.

Wir haben daher das Risikoexposure etwas gesenkt und repositionieren unsere Portfolios in Erwartung höherer Volatilität. Dabei geht es sowohl um den Schutz gegen steigende Volatilität, als auch – in bestimmten Fällen – um die Ausnutzung der sich in diesem Zusammenhang bietenden Chancen. Wir sehen nach wie vor viele relativ günstig bewertete Anleihen, die unserer Auffassung nach mehr Aufwärtspotenzial als Abwärtsrisiko bieten. Tatsächlich würden wir vor dem Hintergrund der nach wie vor starken Fundamentaldaten einen Ausbau bestimmter besonders attraktiver Positionen in Erwägung ziehen, sollte es volatilitätsbedingt zu einer Ausweitung der Spreads kommen. Wir sind außerdem bemüht, höher verzinste (und riskantere) Positionen durch überdurchschnittlich hohe Cashbestände und bonitätsstarke Investments auszugleichen, wie zum Beispiel Collateralized Loan Obligations mit AAA-Rating.

Unsere größte Sorge ist eine Rezession, die durch ein unvorhergesehenes Ereignis ausgelöst wird. Vor dem Hintergrund der weltweiten Konjunkturbelebung, der nach wie vor soliden Unternehmensdaten und des robusten Stellenwachstums halten wir eine „typische“ Rezession in den nächsten Jahren für unwahrscheinlich. Eine Rezession kann aber natürlich immer von unerwarteten Ereignissen ausgelöst werden. Im Gegensatz zu früheren Rezessionen würden wir dann aber aufgrund der heute relativ konservativen Einstellung bei Emittenten und Investoren eine weniger deutliche Spread-Ausweitung erwarten.

4) Welche Auswirkungen erwarten Sie von der Steuerreform auf den US-Markt für Hochzinsanleihen?
Die neue Steuergesetzgebung wird für Unternehmen und Wirtschaft voraussichtlich insgesamt positiv sein. Dabei muss aber zwischen verschiedenen Branchen und in Abhängigkeit von der Kapitalstruktur der einzelnen Unternehmen differenziert werden.

Unternehmen mit niedriger Verschuldungsquote, hohen Kapitalausgaben und bislang hoher zahlungswirksamer Steuerbelastung sollten am meisten profitieren. Der stärker verschuldete Teil des Hochzinsmarkts wird dagegen durch die Beschränkung der Abzugsfähigkeit von Zinsaufwand belastet. In vielen Fällen wird dies aber durch die Senkung des Körperschaftsteuersatzes von 35 % auf 21 % und die Möglichkeit zur Sofortabschreibung von Kapitalinvestitionen ausgeglichen werden.

Es ist zu erwarten, dass Emittenten mit hoher Fremdkapitalquote angesichts der geänderten steuerlichen Anreize ihre Verschuldung langfristig zurückfahren werden. Wir erwarten insgesamt mehr Übernahmen, Fusionen und Kapitalmaßnahmen zur Verbesserung der Eigenkapitalquote. Damit sollte sich die Kreditqualität insbesondere im spekulativen, am meisten ausfallgefährdeten Teil des Markts verbessern.

5) Wie gewichten Sie Hochzinsanleihen in Multi-Sector Fixed Income Portfolios?
Wir hatten Hochzinsanleihen seit Jahren deutlich übergewichtet, diese Positionen für Multi-Sector Portfolios dann aber 2017 und Anfang 2018 etwas reduziert. Obwohl wir Hochzinsanleihen immer noch leicht übergewichten, haben wir die Kreditqualität in diesen Portfolios im Allgemeinen hochgefahren und bauen in Erwartung besserer Kaufchancen „trockenes Pulver“ auf. Was den Bankensektor angeht, haben wir aufgrund der aggressiveren Kreditvergabe und der möglichen Neubewertung des Risikos in diesem Sektor unserer Positionen verkleinert.

Die Hochzinsinvestments unserer Multi-Sector Portfolios basieren auf gründlichem Bottom-up-Research und decken das gesamte Qualitätsspektrum ab; viele davon werden voraussichtlich von der Steuerreform profitieren. Vor dem Hintergrund der positiven wirtschaftlichen Entwicklung und des günstigen Kreditumfeldes würden wir eine erneute Ausweitung unserer Hochzinsinvestments in Erwägung ziehen, falls diese Anleihen durch eine Ausweitung der Spreads wieder attraktiver werden.

Ihr Kapital ist Risiken ausgesetzt und der Wert Ihrer Anlagen kann sowohl steigen als auch fallen.

Quelle: PGIM Fixed Income

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*) Robert Cignarella, CFA, ist Managing Director und Leiter des Leveraged Finance Team von PGIM Fixed Income, das die High Yield Bond und Bank Loan Teams für Europa und die USA umfasst. Zuvor war er als Managing Director und Co-Head für Hochzinsanleihen und Bankkredite bei Goldman Sachs Asset Management tätig. Außerdem war er Portfoliomanager für Hochzinsanleihen und Kreditanalyst bei Goldman Sachs und Finanzanalyst bei Salomon Brothers. Herr Cignarella hält einen MBA der University of Chicago.

PGIM Fixed Income ist ein globaler Assetmanager, der aktive Investmentlösungen für alle Anleihemärkte bietet. Das Unternehmen verfügt über Geschäftsstellen in Newark (New Jersey), London, Tokio und Singapur und verwaltet mehr als 709 Mrd. US-Dollar. Weitere Informationen finden Sie unter den IPE Referenzen und auf <link http: www.pgimfixedincome.com external-link-new-window external link in new>www.pgimfixedincome.com. (Stand: 31. Dezember 2017)

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