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Emerging Markets & Nachhaltigkeit – geht das?

So lautete der Titel der jüngst gemeinsam mit der Universal-Investment durchgeführten IPE-D.A.CH-Frühstücksseminarreihe an den Standorten Hamburg, Düsseldorf und München. Mit von der Partie waren die Asset Manager der Bank für Kirche und Caritas (BKC), Aktia und Berenberg. Ergänzt wurde das Programm durch eine Keynote von MSCI.

Jetro Siekkinen, stellvertretender Geschäftsführer und Leiter der Emerging Market Debt Group von Aktia, einem Emerging Markets Spezialisten aus Finnland, brach in seinem Vortrag „Schwellenländeranleihen in Lokalwährung – Das neue, echte Schwellenländer-Investment“ eine Lanze für Investment in Local Currency. Wichtiges Element im Research und für die Titelselektion ist dabei bei Aktia ein sogenanntes „Country Analysis Framework“, das wie eine vierstufige Ampel Länder in verschiedene Kategorien einteilt. Investiert, so Siekkinen, werde nur in die Kategorie „grün“, in die derzeit über 50 Länder eingeordnet werden. ESG-Faktoren werden dabei bereits „im Prozess der langfristigen Fundamentalanalyse integriert“. Bei den Instrumenten setzt Aktia insbesondere auf Government Bonds, dazu AAA geratete Bonds von Supranationals und FX Derivatives.

Eine kombinierte Strategie aus Schwellenlandanleihen in Hart- und Lokalwährung stellte Marian Heller, Portfoliomanager bei der Bank für Kirche und Caritas, vor. Bei der BKC, so Heller, stelle Nachhaltigkeit bereits seit über 15 Jahren einen ganz wesentlichen Teil der Anlagestrategie dar. Neben der ethischen Motivation gehe es dabei auch um das Risikomanagement und die Möglichkeit, damit „Schwarze Schwäne“ gar nicht in die Kundenportfolios einziehen zu lassen. Investmentziele innerhalb der Emerging Markets findet die BKC dabei insbesondere in Lateinamerika, aber auch in Teilen Osteuropas. Einen der wichtigen Faktoren bei der Fundamentalanalyse stellt laut Heller dabei die relative Kaufkraft dar. Sie sei langfristig einer der stabilsten Indikatoren der Währungsentwicklung. Hier gebe es gerade in einigen Emerging Markets mittel- bis langfristig Aufwertungspotenzial.

Frederic Waterstraat, Senior Portfoliomanager bei Berenberg Asset Management, fokussierte sich in seinem Vortrag „Nachhaltig Mehrwerte schaffen – Schwellenländeranleihen in Hartwährungen“ ebenfalls auf die Risikomanagement-Komponente. Risiken in der Anlage können durch die Vermeidung von nicht ESG konformen Praktiken deutlich reduziert werden, so Waterstraat. Ferner steigere eine nachhaltige Unternehmens- bzw. Regierungsführung den Erfolg eines Unternehmens bzw. die nachhaltige Stabilität eines Landes. Entsprechend gebe es für Anleger, die bereit seien ESG-Kriterien in ihren Investmentprozess aufzunehmen, neben der ESG-Rendite langfristig auch real eine höhere Rendite, gerade in der volatileren Assetklasse Emerging Market Debt.

Abschließend ging Daniel Sailer, Executive Director bei MSCI in seiner Keynote „ESG in Emerging Markets ist taff – aber lukrativ“ auf die Bedeutung von ESG-Kennzahlen in Indizes, mit besonderem Augenmerk auf die Emerging Markets, ein. Während früher, wie im Falle der Exxon Valdez, die vor mittlerweile 30 Jahren vor der Küste von Alaska auf Grund lief und eine riesige Ölkatastrophe verursachte, bei ESG-Vorfällen kaum Kursverluste zu verbuchen waren, führten diese mittlerweile meist zu einschneidenden Kursverlusten, so Sailer. Entsprechend wichtig sei auch die Identifikation und Berücksichtigung von ESG-Risiken für Anleger geworden. MSCI begegnet dem mit einem eigenen Team an ESG-Analysten, die mittels unterschiedlicher Faktoren und Datenquellen Unternehmen in unterschiedliche ESG-Ratingkategorien – von AAA bis CCC – einordnen. Diese Ratings finden auch Einklang in unterschiedlichen Indizes, wie beispielsweise dem MSCI ESG Leaders, der auf globaler Basis nur Unternehmen mit dem ESG-Rating AAA bis BB zulässt. Bei den Kennzahlen liegt der ESG Leaders bei einer ESG-Score von 7,0 versus 5,8 für den MSCI World. Die Anzahl der Indexmitglieder liegt mit 840 bei etwas über der Hälfte des MSCI World (1.640).

Auch bzw. gerade in Emerging Markets, so Sailer, mache diese Vorgehensweise Sinn. So könne der MSCI EM ESG Leaders gegenüber dem MSCI Emerging Markets mit einer Outperformance über 10 Jahre von über 300 Basispunkten pro Jahr überzeugen. Gerade auch in den schlechten Jahren überzeuge der ESG-Index mit geringeren Drawdowns, so Sailer. In einer Analyse zeigte er auf, dass die höheren Returns tatsächlich auch aus dem Faktor „Asset Selektion“ kommen und nicht auf anderen Faktoren wie Size oder Momentum herrühren. Gerade in Emerging Markets so sein Fazit, können ESG Ratings bzw. Kriterien bei der Titelselektion helfen, Unternehmensaktien bzw. –bonds zu identifizieren und selektieren, die widerstandsfähiger gegenüber langfristigen Risiken sind.

Insgesamt zeigte die Reihe, so auch die Reaktion der Teilnehmer, dass ESG und Emerging Markets kein Widerspruch sein müssen – im Gegenteil. Der höhere Impact, der meist durch Investitionen in aufstrebende Volkswirtschaften ausgelöst werden kann und die besseren Risikokennziffern von Portfolios mit ESG-Kriterien zeigen, dass am Ende jeder profitiert.