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„Wir halten das Debt-Thema in den Frontier Markets für sehr spannend“

IPE D.A.CH-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Bregje Roosenboom, Client Portfolio Managerin Emerging Market Debt bei NN Investment Partners über die aktuelle Allokation institutioneller Anleger in die Assetklasse Emerging Market Debt und die Aussichten für Frontier Market Investments.

Bregje Roosenboom

IPE D.A.CH: Bevor wir tiefer in die Assetklasse EMD einsteigen, was sind für Sie die großen Makro-Argumente die für die Emerging Markets bzw. für Emerging Market Debt im Speziellen sprechen?
Roosenboom: Bei Emerging Market Debt handelt es sich um eine weiter wachsende Assetklasse, die mittlerweile ein Gesamtvolumen von rund 15 Billionen US-Dollar erreicht hat und eine stark diversifizierte Schuldnerbasis auf Länder- bzw. Unternehmensebene bietet. Neben dem Renditevorteil sprechen unserer Ansicht nach derzeit auch die vielfach unterbewerteten Währungen für ein Engagement in der Assetklasse.

IPE D.A.CH: …in die institutionelle Anleger, gerade auch in Deutschland, noch immer untergewichtet sind?
Roosenboom: Definitiv ja, gemessen an der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Emerging Markets sehen wir – nicht nur in Deutschland – noch immer eine teils deutliche Untergewichtung der Assetklasse, für die es keine fundamentale Ursache gibt. Risiken von EMD-Investments werden unserer Ansicht nach klar überschätzt.

IPE D.A.CH: Wie liegt eine „ideale“ Gewichtung?
Roosenboom: Wir haben im vergangenen Jahr mit der Sloan School of Management am Massachusetts Institute of Technology (MIT) eine Studie durchgeführt, die zeigt, dass der optimale Anteil von Schwellenländeranleihen in einem Fixed-Income-Portfolio in einem Umfeld mit steigenden Zinsen zwischen 8% und 35% liegt, abhängig von der Risikotoleranz der Investoren. Gerade für europäische Investoren, wo die Zinsen kaum mehr Spielraum nach unten haben, sollte dies angesichts aktueller Allokationsquoten von in der Regel 1-5% nachdenklich machen.

IPE D.A.CH: Wie beurteilen Sie die aktuelle wirtschaftliche Situation?
Roosenboom: Insgesamt weitet sich der Spread im Wachstum zwischen Emerging Markets und Developed Markets wieder aus. Während in den Industrieländern die Sorge vor einem Abschwung eher stärker wird – gerade auch in Europa – sehen wir in den Emerging Markets verbesserte Zahlen, z.B. in Lateinamerika.

IPE D.A.CH: Sehen Sie nach 2018 dann auch wieder stärkere Zuflüsse in EMD?
Roosenboom: Definitiv ja! Allein im ersten Quartal dürften rund 35 Mrd. US-Dollar in den EMD-Sektor frisch geflossen sein. Hier handelt es sich nicht nur um taktische sondern in der Mehrzahl um strategische Gelder aus dem institutionellen Sektor. Dies dürfte im Jahresverlauf anhalten.

IPE D.A.CH: Wie sehen Sie die aktuelle Bewertung?
Roosenboom: Wir sprechen im Hard Currency-Bereich aktuell von rund 330-350 bps Spread und liegen damit noch eher im oberen Bereich der langfristigen historischen Spanne von 250 bis 350 bps.

IPE D.A.CH: Was ist die größte Gefahr für die Emerging Markets bzw. worauf sollten EMD-Investoren achten?
Roosenboom: Ich denke es ist vor allem der „Handelskrieg“ zwischen den USA und China, der bei einer Verschärfung sicher auch die Emerging Markets deutlich belasten würde. Derzeit sind wir aber positiv gestimmt.

IPE D.A.CH: Sie haben sich im Vorfeld auch sehr positiv zu den Frontier Markets geäußert. Wie ist hier der Investment Case?
Roosenboom: Wir halten das Debt-Thema in den Frontier Markets in der Tat für sehr spannend. Die Wirtschaftswachstumsraten wurden hier jüngst erst nach oben korrigiert, dank der großflächigen Infrastrukturinvestitionen von China in diesen Ländern, insbesondere auch in Afrika, sowie den IMF-Programmen, die sehr unterstützend wirken. Nehmen Sie beispielsweise Ghana und Ägypten, die sich beide dank IMF-Unterstützung sehr gut entwickeln und auch für Bondinvestoren ein exzellentes Chance-Risiko-Verhältnis bieten. Wichtig hier, als aktiver Manager einen guten Einblick vor Ort zu haben und entsprechend in Einzeltitel zu allokieren.

IPE D.A.CH: Wie steht es dann um die Liquidität in den Frontier Markets?
Roosenboom: Das Volumen der Bonds hat sich hier in recht kurzer Zeit auf 115 Mrd. Euro fast verdreifacht. Die Liquidität hat sich seit 2012 verbessert, da die damaligen Erstemittenten mittlerweile mehrere Anleihen ausstehen haben. Zudem hat das Volumen der einzelnen Emissionen zugenommen. Eine geringere Liquidität ist lediglich in einigen Bereichen zu sehen, meist bei Erstemittenten mit geringem Emissionsvolumen.

IPE D.A.CH: Vielen Dank für diese Einblicke.