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Willis Towers Watson: Deutsche Unternehmen sehen Notwendigkeit einer höheren Ausfinanzierung der Pensionspläne

Im vergangenen Jahr zahlten im DAX notierte Unternehmen rund 10 Mrd. Euro in ihre Pensionspläne ein – dies ist in etwa der gleiche Betrag, der auch im Jahr davor an Dotierungen verzeichnet wurde.

Laut Informationen von Willis Towers Watson (WTW) erfolgte die größte Zahlung durch den Automobilhersteller Daimler mit 1,9 Mrd. Euro wodurch der Ausfinanzierungsgrad um 12 Prozentpunkte auf 71% anstieg. Energieriese RWE tätigte Rückstellungen in der Höhe von 1,6 Mrd. Euro und hob damit den Ausfinanzierungsgrad um 8 Prozentpunkte auf 77% an.

„Das zeigt, dass es deutschen Unternehmen gut genug geht, dass sie in der Lage sind, insgesamt mehr als 10 Mrd. Euro in ihre Pensionspläne zu zahlen“, so Thomas Jasper, Leiter Retirement Solutions bei WTW Deutschland, gegenüber unserer Redaktion.

Insgesamt hat sich damit der durchschnittliche Ausfinanzierungsgrad der DAX-Unternehmen im vergangenen Jahr um rund 4 Prozentpunkte auf 65% verbessert – historisch gesehen der zweitbeste Wert nach den 71%, die 2007 kurz vor der Finanzkrise erreicht worden waren.

<link http: www.institutional-investment.de content investor-news artikel external-link-new-window external link in new>Wie bereits in WTWs German Pension Finance Watch im Februar in der Hochrechnung vorweggenommen, wurde der Deckungsgrad auch positiv durch einen höheren Deckungsgrad unter IAS19, sowie gute Kapitalmarkterträge beeinflusst.

Dennoch sind die Dotierungen, die deutsche Unternehmen in ihre Pensionspläne machen, von besonderer Bedeutung, weil nach deutschem Recht Pensionsverpflichtungen nicht voll bzw. gar nicht ausfinanziert werden müssen. Sie können noch immer durch Cashflow-Projektionen in der Bilanz gedeckt sein.

Das ist möglich, weil der Insolvenzschutz, anders als in anderen Ländern, nicht auf einer Ausfinanzierung basiert, sondern auf den Beiträgen zum Pensions-Sicherungs-Verein.

Bei Mercer Deutschland hält Chefaktuar Thomas Hagemann dazu fest, dass „die Unternehmen frei entscheiden können, ob und in welchem Umfang sie Pensionsvermo
̈gen schaffen. Deshalb finde sich im DAX auch fast das gesamte Spektrum von vollständiger Abdeckung bis hin zum Verzicht auf Pensionsvermögen.

Deshalb ist der durchschnittliche Deckungsgrad im DAX auch etwas irreführend, weil etwa die Deutsch Bank eine Ausfinanzierung von 101% ausweist, das Immobilienunternehmen Vonovia aber nur von 4%.

Laut Jasper von WTW gibt es aber „verschiedene Anreize für deutsche Unternehmen, weiterhin eine höhere Ausfinanzierung ihrer Pensionsverpflichtungen anzustreben.“

„Einer davon ist es, die Pensionsverpflichtungen mit dem Pensionsvermögen in Gleichklang zu bringen, weil es schwierig ist eine LDI-Strategie aufzubauen, wenn das Vermögen in Maschinen und Büroinfrastruktur gebunden ist“, erläutert Jasper.

Außerdem gibt er zu bedenken, dass Überreaktionen auf den Kapitalmärkten, vor allem nach der Finanzkrise, die Unternehmen noch mehr in Richtung höhere Ausfinanzierung treiben werden: „Die meisten Analysten und Ratingagenturen haben mittlerweile den Unterschied zwischen Ausfinanzierungsgraden von Pensionsplänen in Deutschland und dem Rest der Welt verstanden, aber auf den ersten Blick sieht ein höherer Ausfinanzierungsgrad noch immer besser aus“, so Jasper.

Beide Beratungsunternehmen stimmen darin überein, dass deutsche Unternehmen sich attraktiver für Arbeitnehmer machen müssen, u.a. durch ein gutes bAV-Angebot.

Bei Mercer erläutert Hagemann, dass Unternehmen den Trend hin zu mehr Risikoübertragung an Arbeitnehmer „gut kommunizieren müssen und gegebenenfalls kreative Lösungen suchen m
üssen, um die benötigten Arbeitskräfte und Spezialisten für sich gewinnen und binden zu können.

Jasper, ruft außerdem alle Beteiligten dazu auf, die „unglaubliche Energie, die derzeit auf Betriebsebene in Sachen bAV zu spüren ist, zu nutzen“. Einerseits sei diese dadurch bedingt, dass die Unternehmen die Nachfrage nach bAV-Lösungen sehen und andererseits dadurch, dass Arbeitnehmer nach einem verlässlichen Partner für Ihre Pensionsvorsorge suchen.

Trägheit ist aber weiterhin ein Problem, denn laut WTW würden zwar 60% der Angestellten Teile ihres Entgeltes in eine Rentenvorsorge einzahlen, bislang tun dies in der Praxis aber nur rund 20%.

Jasper schlägt ein Opting-Out auf Betriebsebene vor. Dies sei nur ein kleiner Schritt von der derzeit geltenden Regelung, wonach Arbeitgeber Entgeltumwandlung anbieten müssen, wenn Arbeitnehmer danach fragen.