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„Was den Subprime Markt getroffen hat, ist eine Krise im Bereich der Kreditqualität“

Bereits vor einem halben Jahr sprach Institutional Investment mit Guy Lodewyckx, Head of Short Term Portfolio Management bei der Société Générale Asset Management (SGAM) über die Chancen bzw. Risiken des ABS-Sektors. Da seit dem letzten Gespräch (sh. Link am Ende der Seite) viel an den ABS-Märkten passiert ist, suchte Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger erneut das Gespräch mit Lodewyckx, der seinen europäischen ABS-Fonds mit einem minimalen Minus von rund einem Prozent seit Ausbruch der Subprime-Krise an den Finanzmärkten Mitte Juli sehr stabil steuert, und Andreas Mittler aus dem deutschen Relationship Management der SGAM.

Institutional Investment: Herr Lodewyckx, herzlichen Glückwunsch! Einen ABS-Fonds in den vergangenen Wochen ohne große Verluste zu managen ist nicht vielen gelungen. Was ist Ihr Geheimnis – schließlich liegen andere Fonds gar zweistellig im Minus?
Lodewyckx: Die Krise, durch die wir gerade gehen ist eine Liquiditätskrise. Das Thema Liquidität war schon immer einer der Kernpunkte in unserem Managementprozess. Entsprechend hat uns die Portfoliostruktur, der Investmentprozess und die Art der Papiere, die wir im Portfolio halten, in eine gute Ausgangposition hierfür gebracht. Der enge Kontakt mit den Marktteilnehmern hat uns ebenso geholfen mit diesen schwierigen Marktbedingung zurechtzukommen.
Mittler: Unsere ABS-Fonds sind und waren nicht in das Subprime-Segment investiert und daher nicht direkt von der Krise betroffen. Die Auswirkung, die die dortige Verwerfung auf den europäischen Markt hatte, konnten Guy und das Team sehr gut managen.

Institutional Investment: Es ist mitunter sehr schwer, eine wirklich transparente Einschätzung zu bekommen, was in den ABS-Märkten passiert. Sehen Sie noch größere Gefahren für die Märkte – insbesondere auch außerhalb des US-Mortgage-Sektors – im Anflug?
Lodewyckx: Was den Subprime Markt getroffen hat, ist eine Krise im Bereich der Kreditqualität. Für europäische ABS gibt es keine vergleichbaren Befürchtungen. Weitere negative Nachrichten aus den USA können jedoch weitere Volatilität nach Europa bringen.
Mittler: Fundamental besteht für die Papiere in unseren europäischen Portfolios also keine Gefahr. Auch sind diese gut diversifiziert und bestehen nur zu ca. 1/3 aus RMBS.

Institutional Investment: Gibt es in Teilbereichen der Märkte auf dem ermäßigtem Preisniveau bereits interessante Papier mit hohem Wertsteigerungspotenzial?
Lodewychx: In der Tat sind die Preise trotz unveränderter Kreditqualität in vielen Teilen der Märkte stark gefallen. Die Bewertungen sind vielfach entsprechend attraktiv. Für Investoren, die keine Liquiditätsbedenken haben und wissen, dass sie nicht kurzfristig wieder aus dem Markt müssen sind einige ABS-Sektoren günstig und damit attraktiv.
Mittler: Eine Information dazu: für Investoren, die diese Situation unter Timing-Gesichtpunkten nutzen möchten, haben wir ein Konzept entwickelt, um fokussiert von diesen Kaufgelegenheiten profitieren zu können. Hierfür gibt es natürlich nur ein relativ kurzes Zeitfenster.

Institutional Investment: Es war vielfach von panischen Mittelabzügen aus ABS-Fonds zu lesen. Wie waren die Auswirkungen auf das Anlagevolumen in Ihren Produkten seit Mitte Juli?
Lodewyckx: Der starke Anstieg der Volatilität hat in der Tat einige Investoren dazu bewogen, Gelder aus den Fonds abzuziehen. In den vergangenen Wochen jedoch gab es immer wieder Anleger, die die günstigen Bewertungen zu einem Einstieg genutzt haben.
Mittler: Wir hatten auch stets genug Liquidität um diese Abflüsse zu bedienen, ohne, dass die verbleibenden Investoren dadurch einen Nachteil hatten. Eine Schließung des Fonds kam für uns zu keiner Zeit in Frage.

Institutional Investment: Kann es, nüchtern betrachtet, noch zu einer zweiten Verkaufswelle an den Märkten kommen?
Mittler: In den vergangenen Wochen konnten die Anleger beobachten, wie sich die jeweiligen Fonds in der gegenwärtigen Marktphase verhalten. Das gibt mehr Sicherheit als Daten aus der Vergangenheit. Wir sind im Hinblick auf unserem Managementansatz und den im Juli/August erzielten Ergebnissen optimistisch, dass wir nach dem Durchschreiten der derzeitigen Liquiditätskrise verstärkt mit Zuflüssen rechnen können. Natürlich ist Kommunikation und Transparenz in der momentanen Phase sehr wichtig.

Institutional Investment: Zuletzt noch ein Wort zu den weiteren Aussichten der ABS-Märkte…
Lodewyckx: Wir glauben, dass die derzeit fehlende Liquidität in den Märkten, nicht zuletzt auch dank der Intervention der Zentralbanken, Zug um Zug zurück kommen wird. Dies wird den Banken in Sachen Refinanzierung der Bilanz helfen und ihnen damit wieder ein größeres Marktexposure erlauben. Grundsätzlich wird es künftig aus der Erfahrung der Vergangenheit heraus dennoch zu einer stärkeren Differenzierung am Markt kommen. Nicht alle Assets werden zu ihren Ausgangabewertungen zurückkommen: die besten Assets in Sachen Kreditqualität werden sich am schnellsten erholen.

Institutional Investment: Herr Lodewyckx, Herr Mittler, danke für diese Informationen.

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Hinweis:
Für tiefer gehende Fragen zum Thema ABS bzw. Subprime können unsere Leser Andreas Mittler von der SGAM unter der E-Mail-Adresse: <link>Andreas.MITTLER@sgam.com erreichen.