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Swiss Sustainable Finance Konferenz: Kontroverse Diskussion zur Einbeziehung von ESG-Kriterien in institutionelle Portfolios

MSCI hält Investoren dazu an, zuerst die Portfolio-Risiken zu überprüfen, bevor „grüne“ Investitionen hinzugefügt werden.

Die Einbeziehung von ESG-Kriterien bei der Zusammenstellung institutioneller Portfolien als Teil der treuhänderischen Pflichten wird derzeit heftig und kontrovers diskutiert.

Aber Frank Juliano, Leiter Asset Management beim Schweizer Ausgleichsfonds Compenswiss, meint, man müsste es von der anderen Seite betrachten:

„Wenn man ESG-Kriterien nicht in die Überlegungen mit einbezieht, dann könnte das als Bruch der treuhänderischen Pflichten angesehen werden“, sagte er in einer Diskussion bei der Swiss Sustainable Finance (SSF) Konferenz in Bern am Dienstag.

„Das heißt nicht, dass ESG dann unbedingt in das Portfolio hineinkommen muss, aber institutionelle Investoren sollten es zumindest in Erwägung ziehen.“

Sowohl in der EU als auch in der Schweiz überlegen Behörden derzeit, ob die Anwendung von ESG-Kriterien bei institutionellen Investoren Teil der treuhänderischen Pflicht werden soll.

Compenswiss verwaltet derzeit ein Vermögen von 37,5 Mrd. Schweizer Franken einerseits für den Ausgleichsfonds der ersten Säule des Landes (AHV/AVS), aber auch für Invaliditätsfälle und für die Ersatzzahlungen aus Militärdienstzeiten sowie Mutterschutz.

„Wir verwalten Vermögen für alle Schweizerinnen und Schweizer und wir müssen sicherstellen, dass wir unsere Entscheidungen im besten Interesse aller treffen“, so Juliano.

„Eine ESG-Beurteilung kann ergeben, dass dieser Ansatz sich für ein Portfolio nicht eignet, aber ohne eine solche Beurteilung nimmt man mögliche Negativrisiken für die Versicherten in Kauf“, erläuterte Juliano.

Er betonte, dass es vor allem bei ESG „keinen Ansatz gibt, der allen passt“.

Ein anderes Panel bei der Konferenz der SSF-Vereinigung, die sich vor vier Jahren gegründet hat, um ESG-Themen unter Schweizer Institutionen stärker voranzutreiben, setzte sich mit dem Thema Klimawandel auseinander.

Alle Teilnehmenden stimmten überein, dass dies derzeit ein wichtiges Thema bei institutionellen Investoren sei und dass es eher nicht isoliert von anderen ESG-Faktoren betrachtet werden sollte.

Und Remy Briand, Leiter ESG und Immobilien bei MSCI, wies noch auf eine ganz andere Problematik mit dem derzeitigen Trend hin:

„Es gibt weltweit erhöhte Aufmerksamkeit und Interesse gegenüber ESG und für das Klimasegment im besonderen aber wie diese Fragestellungen in Strategien und Zielsetzungen zur Risikoreduktion umgewandelt werden, ist derzeit noch eher ungeschliffen.“

Aber er hielt fest, dass es „bereits einige Verbesserungen gibt.“

Briand rief Investoren dazu auf, mehr Informationen einzuholen, bevor sie Entscheidungen wie die Anwendung von Low Carbon-Indizes treffen:

„Ein erster Schritt für Investoren sollte es sein, das Risiko in ihrem Portfolio zu messen, um zu überprüfen, ob dies mehr oder weniger Exposure zu Kohlenstoff aufweist als die Benchmark.“

Briand betonte, dass „genau das die meisten institutionellen Investoren derzeit nicht machen“.

Die SSF hatte vor kurzem ihren jährlichen Bericht zu ESG-Investitionen in der Schweiz veröffentlicht (Link zur deutschsprachigen Zusammenfassung).

Darin wurde ein deutlicher Anstieg des Volumens an ESG-Investitionen insgesamt verzeichnet – und zwar um 82%.

Allerdings sei diese Zahl vor allem auf eine Zunahme der Studienteilnehmer im Vergleich zum Vorjahr zurückzuführen.

Die Studie zeigt aber auch, dass es tatsächlich mehr und vor allem qualitativ bessere Ansätze von nachhaltigem Investment gibt.

Der neue Rekordwert von 390,6 Mrd. Schweizer Franken in nachhaltigen Investitionen – für den übrigens vor allem institutionelle Investoren verantwortlich zeichnen – wurde erreicht, obwohl ein strengerer Kriterienkatalog an nachhaltige Investitionen angelegt worden war.