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Schweizer Pensionskassen wehren sich gegen Swisscanto Auswertung

Die jährliche Swisscanto-Umfrage unter Schweizer Pensionskassen ergab heuer, dass „das Interesse institutioneller Anleger an nachhaltigen Anlagen gering scheint” - aber die Fonds selbst sehen das anders.

An der Swisscanto-Erhebung nahmen heuer 247 Pensionskassen mit einem gemeinsamen verwalteten Vermögen von 360 Mrd Schweizer Franken (230 Mrd Euro) teil, was in etwa 60% des gesamten Schweizer Pensionskassen-Vermögens entspricht. 

Unter den Teilnehmern wurden nur 6% in nachhaltige Anlagevehikle investiert. Darüber hinaus zitiert Swisscanto Zahlen der Interessensgemeinschaft Nachhaltiger Anlagen (INA) wonach nur ein Prozent des gesamten Schweizer Pensionskassen nachhaltig investiert sei. „Das Interesse institutioneller Anleger an nachhaltigen Anlagen scheint also gering,” fasst Swisscanto in der Studie zusammen.

Der Geschäftsführer des Asset Management Konzerns, Gérard Fischer, relativierte die Zahlen in seiner Präsentation des Berichts etwas: „Die niedrige Zahl an nachhaltigen Investitionen war nicht überraschend, aber die Anlageform wird diskutiert.” Er verglich die Diskussion mit jener über die Ausübung von Stimmrechten, die vor zehn Jahren noch beinahe völlig ignoriert worden seien, heute aber eine immer gewichtigere Rolle spielten.

Dieter Stohler, Geschäftsführer der Pensionskasse Basel-Stadt, sieht das anders: „Ich würde sagen wir sind beinahe 100% nachhaltig investiert, auch wenn wir keine einzige Anlage in einem nachhaltigen Fonds haben,” führte er einer Diskussion im Anschluss an die Umfrage-Präsentation in Zürich aus. „Die Zahlen inkludieren nur direkte Anlagen in nachhaltigen Produkten, nicht aber nachhaltige Strategien, die von Fonds verfolgt werden,” so Stohler.

Seine eigene Pensionskasse mit rund 6,7 Mrd. Schweizer Franken verwaltetem Vermögen, habe eine Nachhaltigkeitsstrategie, die sich auf vier Säulen stütze: Negativscreening einiger Brachen, aktive Nutzung des Aktionärsstimmrechts, Engagement in Unternehmen zusammen mit anderen Investoren, sowie die Anwendung von Umwelt- und Sozialstandards beim Bau oder bei der Sanierung von Gebäuden im Immobilienportfolio der Kasse.

Martin Bäumle, Nationalrat und Mitglied der Anlagekommission der Pensionskasse der Stadt Dübendorf, merkte an, dass es für kleine Einrichtungen schwierig sei, vollständig nachhaltig zu investieren, da sich die Kasse sonst einem Klumpenrisiko aussetzen würde. Stohler fügte an, dass es von Seiten der Pensionskassen nicht unbedingt viel Pro-Aktivität brauche, da Nachhaltigkeit immer mehr Einzug in die Unternehmenslandschaft finde und damit auch Investitionen von Pensionskassen zunehmend nachhaltiger werden.

Ähnlich emotional ging es bei der parallel laufenden Fachmesse zur zweiten Säule zu als es um den schon länger vorliegenden Vorschlag des Schweizer Finanzministeriums ging, jedem Schweizer die Wahl seiner Pensionskasse freizustellen. Befürworter des Vorschlages erhoffen sich durch den Wettbewerb eine Konsolidierung des Pensionskassenmarktes, der derzeit aus rund 2.700 Einrichtungen besteht, wobei die kleinsten knapp über 200 Mitglieder haben, das Minimum für die Schaffung einer eigenständigen Pensionskasse. „Die freie Pensionskassenwahl ist ein völliger Blödsinn,” sagte Hans-Ulrich Stauffer, Vorstandsmitglied in der kollektiven Pensionskasse Abendrot. „Einige Kassen hätten dann nur mehr Invalide und Rentner und kein aktives Mitglied würde sich ihnen anschließen,” argumentierte er und fügte hinzu: „Das wäre das Ende der Solidarität in der zweiten Säule.“

Roland Müller von der Arbeitgebervertretung stimmte ihm zu und erklärte: „Wenn jede Pensionskasse auf dem offenen Markt um Mitglieder werben muss, kommt das sehr teuer.” Er betonte seine Organisation sei für die derzeitige kollektive freie Pensionskassenwahl von Unternehmen aber nicht für die freie Wahl für Individuen.