2024 war ein erfreuliches Anlagejahr für die Schweizer Pensionskassen. Trotz geopolitischer Spannungen und wirtschaftspolitischer Unsicherheiten konnten die Kassen eine durchschnittliche Rendite von 7,5% erzielen und das Vorsorgekapital der Arbeitnehmenden mit hohen 3,9% verzinsen.
Das Jahr 2025 hat positiv begonnen, mit der Verschärfung des Handelskriegs hat der Wind an den Finanzmärkten jedoch gedreht. Während die Pensionskassen bis Ende Februar eine Rendite von fast 2% erzielten, sind es Ende April -0,6%. Dadurch sinkt der durchschnittliche Deckungsgrad von 112.2% per Ende 2024 auf 110.8% per Ende April 2025.
Potenter dritter Beitragszahler
Im Jahr 2024 entspricht der Anlageertrag (dritter Beitragszahler) 85 Mrd. CHF (2.Säule-Vermögen von 1.129 Mrd. CHF, BFS-Pensionskassenstatistik 2023). Dies ist mehr als die kumulierten Beiträge der Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden von rund 64 Mrd. CHF aus dem Vorjahr (BFS-Pensionskassenstatistik 2023). Selbst mit der Durchschnittsrendite von 3,7% generieren Vorsorgeeinrichtungen zusätzlich zu den regulären Beiträgen der Arbeitgebenden und -nehmenden jährlich bereits rund 42 Mrd. CHF. Dies, so Complementa, unterstreiche die Leistungsfähigkeit des Kapitaldeckungsverfahrens der 2. Säule. Zum Vergleich: Die Gesamteinnahmen der 1. Säule lagen 2023 bei rund 53 Mrd. CHF (BSV AHV-Statistik 2023), welche primär durch Lohnbeiträge und Zuschüsse finanziert werden müssen.
Die Reserven werden gestärkt
Das positive Jahresergebnis macht sich auch in der Wertschwankungsreserve bemerkbar: Der kapitalgewichtete Deckungsgrad steigt von 107,6% per Ende 2023 auf 112,2% per Ende 2024. Entsprechend ist auch die Zahl der Kassen in Unterdeckung innert Jahresfrist von 5,1% auf 2,4% gesunken. Gemessen am Deckungskapital machen diese Kassen demnach rund 10% der Vorsorgekapitalien aus.
Versicherte profitieren mehr als üblich
Vom guten Ergebnis profitieren auch die Leistungsempfänger: 2024 verzinsen die Pensionskassen das Vorsorgekapital der Arbeitnehmenden im Beitragsprimat mit durchschnittlich 3,9%. Dies entspricht dem höchsten Wert der letzten zwanzig Jahre. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Verzinsung in diesem Zeitraum liegt bei 2,3% pro Jahr. Fast alle Pensionskassen gewährten im letzten Jahr eine Zusatzverzinsung (Verzinsung über dem BVG-Minimum von 1,25%). Eine vertiefte Analyse zeigt, dass ein Drittel der Pensionskassen 5% oder mehr als Zins gutschrieben und nur 13% der Kassen das Kapital mit 2% oder weniger verzinsten.
Anteil ausländischer Aktien steigt
Der Anteil ausländischer Aktien am Vermögensmix fällt dank der guten Performance dieser Anlagekategorie mit 23% um 1,4 Prozentpunkte höher aus als im Vorjahr. Dies hat einen direkten Einfluss auf die Gewichtung der anderen Anlageklassen. Die Quote für Schweizer Aktien ist stabil geblieben. Anders sieht es bei den festverzinslichen Anlagen aus: Konnte das höhere Zinsniveau den seit längerem anhaltenden Abbau dieser Anlagekategorie im Jahr 2023 noch verlangsamen, setzte sich dieser Trend spätestens mit den ersten Leitzinssenkungen wieder fort. Festverzinsliche Anlagen machen Ende 2024 30,9% am gesamten Anlagemix aus, was einem Rückgang um 0,7 Prozentpunkte innerhalb eines Jahres entspricht.
Ein beträchtlicher Vermögensanteil wird in Immobilien investiert. Aktuell liegt die Quote bei 22,5% (Vorjahr: 22,9%). Der Rückgang ist nicht auf Verkäufe zurückzuführen, sondern primär auf die Performance-Effekte des übrigen Vermögens, insbesondere der ausländischen Aktien.
Vier von fünf Pensionskassen investieren in Alternative Anlagen. Ende 2024 machen Alternative Anlagen (inkl. Infrastruktur) über 10% des Gesamtvermögens aus. Besonders Infrastrukturanlagen erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit. In dieser Subkategorie war auch im vergangenen Jahr ein deutliches Wachstum (+0,5 Prozentpunkte) auf 3,0% zu verzeichnen.
Mehr als die Hälfte des Pensionskassenvermögens ist im Ausland investiert. Die Vorsorgeeinrichtungen sichern im Durchschnitt ungefähr zwei Drittel der Währungsrisiken ab. Die effektive Fremdwährungsquote liegt bei 18,8% (nach Absicherung).
Stabiler Ausblick für den Umwandlungssatz
Der Trend zu tieferen Umwandlungssätzen schwächt sich ab. Obwohl der Umwandlungssatz im letzten Jahr im Durchschnitt um 0,04 Prozentpunkte gesenkt wurde, deutet das aktuelle Teilnehmerfeld an, dass dieser Wert in den nächsten fünf Jahren nur noch marginal nach unten korrigiert wird. Frühere Anpassungen waren aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung und des tiefen Zinsniveaus notwendig. Ohne diese Maßnahmen müssten jüngere Jahrgänge indirekt eine tiefere Verzinsung hinnehmen. Für das laufende Jahr geben die Pensionskassen an, dass das Sparguthaben im Alter von 65 Jahren mit durchschnittlich 5,19% in eine Rente umgewandelt wird. Vereinzelt ist zu beobachten, dass Pensionskassen mit tendenziell eher tieferen Umwandlungssätzen diesen Satz sogar leicht anheben bzw. anheben wollen.
Pensionskassen sind für volatile Märkte gewappnet
Die Pensionskassen sind dank den beiden guten Vorjahren mit einem hohen Deckungsgrad ins Jahr 2025 gestartet. Auf einen positiven Jahresstart folgte ab März aufgrund der Zollrhetorik der US-Regierung ein schwieriges Marktumfeld. Die Ankündigung von flächendeckenden Mindestzöllen in der Höhe von 10% durch die US-Regierung und weitere, wenn auch vorerst ausgesetzte Zölle, führten zu starken Schwankungen an den globalen Aktienmärkten. In einem derart volatilen Umfeld zeigt sich die Bedeutung der Portfoliodiversifikation und einer sorgfältig ausgearbeiteten Anlagestrategie. Frankenobligationen und Schweizer Immobilien federten die Rückschläge ab. Dank der komfortablen Reservesituation und der breiten Diversifikation im Anlagemix befindet sich die 2. Säule insgesamt in einer stabilen Verfassung. Einzelne Pensionskassen haben demnach aufgrund der erhöhten Marktvolatilität ihren Sitzungsrhythmus vorübergehend erhöht, was als Ausdruck einer bedachten Anlagepolitik gewertet werden kann.
Prospektiv dürfte sich das Zinsniveau im Schweizer Franken als Herausforderung für die Schweizer Pensionskassen erweisen. Der Leitzins liegt seit März 2025 bei 0,25% und weitere Senkungen – oder gar erneute Negativzinsen – sind nicht ausgeschlossen. Dies wird die Attraktivität von nicht notierten Schweizer Immobilienanlagen weiter unterstreichen. Wobei sich hier wie in der Zeit vor 2022 ein Anlagenotstand abzeichnet und Kapitalerhöhungen von Anlagestiftungen oft wieder mehrfach überzeichnet sind. Bei Auslandanlagen stellen die hohen Absicherungskosten für Fremdwährungen ein Hindernis dar bzw. schmälern die Attraktivität insbesondere bei festverzinslichen Anlagen. Weitere Herausforderungen ergeben sich aus der weltweit steigenden Staatsverschuldung und einem möglichen Vertrauensverlust gegenüber dem US-Dollar und US-Staatsanleihen. Die Pensionskassen sind in diesem Jahr im Anlagebereich gefordert, haben sich aber durch die Stärkung der Reserven und der Wahl von Anlagestrategien, die auch für Krisenszenarien getestet sind, gewappnet.
Schweizer Pensionskassen im Jahr 2024: höchste Verzinsung seit 20 Jahren
