Es liest sich wie das „Who is Who“ der größten internationalen Pensionsfonds: Die kalifornische Lehrerpensionskasse Calstrs (349 Mrd. US-Dollar verwaltetes Vermögen), UN Joint Staff Pension Fund (88,8 Mrd. US-Dollar), das britische University Superannuation Scheme (77,9 Mrd. GBP) und die Schweizer Pensionskasse des Bundes, Publica (42,5 Mrd. CHF). Insgesamt haben sich umgerechnet mehr als 530 Mrd. Euro an institutionellem Vorsorgevermögen zusammengetan, um gemeinsam mit der britischen University of Cambridge einen Nachhaltigkeits-Index zu entwickeln, der die gesamte Wertschöpfungskette der fossilen Energiewirtschaft umfasst.
„Es gibt derzeit keine Produkte von der Stange, die passive Investitionen in weltweite Unternehmensanleihen möglich machen, ohne dabei den Ausbau des fossilen Brennstoffsektors zu fördern“, so die University of Cambridge in einer Aussendung. Über fossile Brennstoffproduktion, neue Gas- und Kohle-befeuerte Kraftwerke und über Banken sowie Versicherer, die diese Industrie weiter unterstützen, seien Investoren in globale Indizes immer wieder solchen Investitionen ausgesetzt.
Gemeinsam mit Bloomberg Index Service hat sich die Universität anhand von Studien, sowie den von der deutschen NGO Urgewald erstellten Ausschlusslisten „Global Coal Exit List (GCEL)“ und „Global Oil and Gas Exit List (GOGEL)“ an die Arbeit gemacht. Dabei durfte aber der Erfahrungsaustausch mit institutionellen Investoren nicht fehlen.
Gegenüber IPE DACH erläuterte die Schweizer Publica, dass sie ihr „Wissen und die Erfahrung mit ESG-/Klima-Indizes geteilt“ habe, speziell jene zur Integration von Klimakriterien in Corporate Bond-Allokationen. Die Publica arbeitet selbst bereits mit der GCEL von Urgewald für ihren Kohleausschluss.
Außerdem hat die Pensionskasse des Bundes gemeinsam mit FTSE Russell „maßgeschneiderte ESG-Indizes entwickelt“, um Staatsanleihen entsprechend zu gewichten. „Bei den Staatsanleihen von Schwellenländern haben wir letztes Jahr unsere ESG-Benchmarks fertig implementiert“, bestätigte die Publica gegenüber unserer Redaktion.
Theorie und Praxis
Dem Index liegt u.a. eine Studie der Cambridge Researchers zugrunde, die sich tiefer mit Nachhaltigkeit und Unternehmensanleihen beschäftigt (Link zur Studie).
Rund 90% des Kapitals, das derzeit noch in fossile Brennstoffe fließt, kommt demzufolge aus Anleihen. Damit hätten Anleihekäufer auch einen Hebel, um neue fossile Energieprojekte teurer werden zu lassen, so eine Conclusio der Wissenschaftler.
Darüber hinaus wurde bestätigt, dass Firmen, die einen Druck verspüren, aus Anleihen-Indizes ausgeschlossen zu werden, eher ihre Unternehmenspolitik ändern. „Ausschlüsse aus Anleihen-Indizes haben das Potential den Einfluss von Investoren auf den Ausbau des fossilen Brennstoffsektors zu verstärken“, so ein weiteres Fazit der Studie.
In der Praxis austesten wird das zunächst der United Nations Joint Staff Pension Fund (UNJSPF), der die Vorsorgegelder für UN-Angestellte verwaltet. „Endlich haben große Asset Owner weltweit einen Index für diesen Markt, der vom Ausbau des fossilen Brennstoffsektors abschrecken soll,“ wird Pedro Guazo in der Cambridge Aussendung zitiert. Er zeichnet als Repräsentant des UN-Generalsekretärs für die Verwaltung des Vermögens im UNJSPF verantwortlich.
Bei der Publica wird noch überlegt: „Wir verfolgen die Lancierung des Cambridge Bond-Index sowie die generelle Entwicklung im Markt weiter“, so eine Sprecherin abschließend.
Publica: Anleihen als Druckmittel für fossilen Ausstieg
