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Kommentar: Nichts ist stabiler als die Veränderung

 

Der Modularisierungsprozess in der Branche hat in den letzten 5 Jahren zu einer verstärkten Demokratisierung des Marktumfeldes geführt, die einhergeht mit einer erhöhten Chancengleichheit für institutionelle Anleger wie auch Asset Manager, unabhängig ihrer Größe.

Während institutionelle Anleger in den alten, vertikal organisierten Strukturen, relativ wenig Flexibilität in der Auswahl ihrer Investment- und Administrationslösungen hatten, können Sie mittlerweile durch die Vielfalt der unterschiedlichen, spezialisierten Anbieter flexiblere und effizientere Strukturen umsetzen wie z. B. im Falle des Masterfonds und der zukünftigen Bedeutung des Asset Poolings allgemein. Das sich verändernde Rechtsumfeld trägt diesen Möglichkeiten zukünftig verstärkt Rechnung.

Voraussetzung in einer sich modularisierenden Umgebung ist jedoch auch das Beherrschen der wachsenden Komplexität. Hier sind ein sehr guter Überblick und entsprechende Prozessfähigkeiten gefragt, um eine Reihe von externen, geeigneten Dienstleistern in die gewählten Konstrukte einzubinden.. Manch einer traut sich das Management dieser Komplexität selber zu, ein Punkt der sicherlich mit der Größe des jeweiligen Investors und dem Professionalisierungsgrad des vorhandenen Teams abhängt. Andere wiederum binden entsprechende Consultants ein, um sie in diesem Prozess zu begleiten. Natürlich schließt eine erhöhte Professionalisierung die Einbindung der Consultants nicht aus, zwingt sie jedoch in Zukunft sich auf deutliche Nischen zu spezialisieren oder sich durch das Angebot einer breiten Palette (end-to-end) zu differenzieren. Industriestandards vereinfachen die Interaktion der Marktteilnehmer untereinander und geben idealer weise klare Spielregeln vor. Modularisierung führt wie wir es erleben auch zu einer wachsenden Transparenz, die auch notwendig ist, um das Vertrauen in das System aufrecht zu erhalten, vor allem angesichts der Notwendigkeit einer Stärkung der zweiten und dritten Säule in der Altersvorsorge.

Modularisierung und Chancengleichheit führen jedoch auch zur Konvergenz der Marktteilnehmer untereinander, denn das Abbauen von Barrieren ermöglicht konsequenterweise den einzelnen Spielern den Zugang zu bisher nicht da gewesenen Möglichkeiten. Wir möchten gerne einige Konvergenztrends aufzeigen, über die sich institutionelle Investoren bewusst sein sollten:

1) Der institutionelle Bereich sowie das klassische Retailgeschäft konvergieren
Treiber sind wie auch schon häufig in der Vergangenheit erwähnt die internationale Rechnungslegung, aber auch der Wunsch institutioneller Anleger nach mehr Flexibilität, was sich u. a. in Core-Satellite Ansätzen widerspiegelt und vor allem die Verlagerung zur betrieblichen Altersvorsorge. Der große Erfolg von börsengehandelten Fonds (ETFs) und im weiteren Sinne der Einsatz von Publikumsfonds bei institutionelle ist ein schönes Indiz.

2) Institutionelle Investoren und Asset Manager konvergieren
Fiduciary Management ist ein entsprechendes Schlagwort, bei dem Asset Manager das gesamte Anlagemanagement von institutionellen Investoren übernehmen. Auf der anderen Seite gibt es auch Entscheidungen entsprechend großer Investoren Portfolios verstärkt auch im eigenen Haus zu managen. Die Konsolidierung unter den Pensionseinrichtungen in Deutschland ist ein weiteres Beispiel dafür, denn Potenzial wird hier bei Investoren gebündelt, während auch der ein oder andere Asset Manager gerne die Geschicke einer Pensionseinrichtung übernehmen würde. Investment Consultants sehen sich z. B. häufiger konfrontiert mit Konkurrenz aus dem Hause der Asset Manager. Auf der anderen Seite zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung bei den Investment Consultants ab, die sich vom reinen Berater zum Anbieter von Multimanagement-Dienstleistungen entwickeln. Als Beispiel sei nur Mercer mit MGI genannt. Vor allem im Bereich der Altersvorsorge wird dieser Konvergenzprozess zu spüren sein, denn wo institutionelle Anleger verstärkt als Lösungs- und Produktanbieter auftreten, konkurrieren sie unweigerlich mit den Dienstleistungen der Asset Manager.

3) Aktive und passive Portfolioansätze konvergieren
Immer mehr setzt sich bei den Investoren durch, dass man durch die Kombination von aktiven und passiven Ansätzen sehr gut fahren kann, es bildet sich jedoch eine neue Kategorie heraus, die sich in der Mitte positioniert und sich vor allem durch das Aufkommen von Strategie- bzw. Fundamentalindizes materialisiert. Hierbei werden auf Basis von quantitativen, transparenten und regelbasierten Berechnungsansätzen Indizes aufgesetzt, die passiv getrackt werden können. Der Clou hierbei jedoch ist zu Kosten, die nicht auf aktivem Niveau sind sondern sich zwischen traditionellen passiven und aktiven Ansätzen bewegen.

4) Die Dienstleistungen der traditionellen Erzfeinde konvergieren
Während Asset Manager, Investmentbanken und Versicherungen sich in der Vergangenheit bis auf die Zähne bewaffnet gegenüberstanden, lernen sie in einem modularen Umfeld immer mehr mit den Dienstleistungen ihrer Konkurrenten zu liebäugeln. Veränderungen in den Vertriebsstrukturen bei allen Häusern sowie die Notwendigkeit der Risikostreuung im Rahmen der betrieblichen und individuellen Altersvorsorge sind schöne Beispiele dafür. Asset Manager stellen fest, dass traditionelle Ansätze, um die Dienstleistungen von Investmentbanken und Versicherungen angereichert werden müssen, um den Anforderungen der Zukunft gerechter zu werden. Szenarien sind z. B. Portfolios, die vom Asset Manager verwaltet, von der Investmentbank entsprechend garantiert und der Versicherung gegen zusätzliche Risiken wie Langlebigkeit ausgestattet werden.

Man könnte in diesem Zusammenhang noch zahlreiche Treiber aufzählen wie z.B. die Konvergenz in den Rechtssystemen, die nicht nur das Geschehen in Europa aber auch im internationalen Kontext beeinflussen und von denen institutionelle Anleger wie auch Asset Managern gleichermaßen profitieren werden. Große Unternehmen konsolidieren die Pensionskassen in einer Holding und arbeiten künftig mit einer Einheit für ganz Europa, getragen von der Umsetzung der europäischen Pensionsrichtlinie.

All diese Entwicklungen, die im Ergebnis in den nächsten Jahren zu deutlich mehr Effizienz aus Anlegersicht führen werden, haben beträchtlichen Einfluss auf die Erfolgsaussichten der Institutionen und ihrer Mitarbeiter. Die neue Rollenverteilung innerhalb der Wertschöpfungskette erfordert viele Umdenkprozesse, ganze Einheiten werden sich komplett neu aufstellen. Man sollte vor allem die Chancen dieser Veränderungen begreifen und sich rechtzeitig aufstellen. In diesem Zusammenhang sollte man auch nicht die Standortdebatte aus den Augen verlieren, denn Innovationen wie z. B. Zeitwertkonten sollten aus Deutschland heraus entstehen, um langfristig die Bedeutung des Finanzplatzes zu stärken. Hier sind wir alle gefragt.

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*) Murat Ünal und Jan Altmann, beide Vorstand bei der Funds@Work AG (www.funds-at-work.com), Frankfurt am Main.