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„Die Bedeutung komplexer Derivatestrategien hat enorm zugenommen“

Angesichts der stark gelaufenen Aktienmärkte stellt sich für immer mehr institutionelle wie auch private Investoren die Frage, welche Absicherungsstrategie möglicherweise Sinn macht. Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach in diesem Zusammenhang mit Ulf Becker von Lupus alpha über den Einsatz von Derivatestrategien.

Institutional Investment: Herr Becker, die Konstellation ist bekannt: Aktienmärkte möglicherweise nahe ihrem Top, die Renditen am Rentenmarkt trotz des Einbruchs des Bund Futures alles andere als berauschend. Was bringen asymetrische Investmentstrategien dem Investor an dieser Stelle?
Becker: Definitiv ein Stück weit mehr Stabilität für das Portfolio. Um beim Beispiel der Aktienmärkte zu bleiben, ist dies gerade für Investoren vorteilhaft, die erst jetzt wieder in den Markt einsteigen bzw. Neuinvestments tätigen. Hier macht es Sinn, nicht das volle Aktienrisiko im Falle einer deutlichen Korrektur tragen zu müssen. Aber auch für Investoren, die antizyklisch agieren und im Tief 2003 investiert haben, besteht damit die Möglichkeit, einen Teil der Gewinne mitzunehmen und zumindest partiell mit Netz und doppelten Boden am Markt investiert zu bleiben.

Institutional Investment: Wo liegen die Renditetreiber der Absolute Return-Strategien – sprich, wie gehen Sie vor?
Becker: Wir nutzen Optionsstrategien, um asymmetrische Anlageprofile abzubilden. Das heißt eine vorab definierte Absicherung nach unten und Partizipation nach oben.. Natürlich gäbe es auch die klassische Alternative eines CPPI-Modells, allerdings ist hier die Crux, dass es in Abwärtsphasen wie zuletzt Ende Februar/Anfangs März zu lange dauert, bis sie ihre Aktienbestände abgebaut haben. Am Ende des Tages bleibt bei unserer Strategie natürlich ein steigender Aktienmarkt der Renditetreiber, lediglich das Risiko wollen wir hierbei nicht zu 100% tragen. Schauen Sie sich beispielsweise den Dow Jones in den letzten 100 Jahren an: die Märkte sind definitiv riskanter als die Mehrzahl der Anleger glaubt.

Institutional Investment: Woher sehen Sie die höhere Volatilität an den Märkten kommen?
Becker: Insbesondere in dem stark gestiegenen Leverage der Unternehmen. In den letzten Jahren wurde von Unternehmensseite der Fremdkapital-Hebel deutlich reduziert. Doch seit Mitte letzten Jahres sieht man  wieder verstärkt, dass Unternehmen dazu übergehen – teilweise gezwungen durch LBOs – wieder mehr Leverage aufzubauen. So lange Unternehmen gesund sind und die Zinsen noch vergleichsweise niedrig bleiben, ist das noch kein Problem. Geraten die Gewinne allerdings unter Druck, schlägt dies natürlich voll durch.

Institutional Investment: Lassen Sie uns konkret über die optionsbasierten Derivatestrategien sprechen. Bei welchen Investorengruppen sehen Sie hier das größte Interesse?
Becker: Versicherungen und Pensionskassen geben dem Thema immer mehr Gewicht, aber auch Banken, insbesondere im Depot A, sind hier ganz klar zu nennen. Weniger relevant ist der Bereich der Family Offices, diese sehe ich dagegen im Bereich der „High Risk/High Return“-Investoren. Diese Investoren suchen eher 12-15% Rendite p.a. und sind entsprechend aggressiver im Markt unterwegs.

Institutional Investment: Gibt es noch Märkte, die sich nur schwierig durch optionsbasierte Strategien bzw. Konstrukte abdecken lassen?
Becker: Von der Investmentseite her ist dies überhaupt kein Problem mehr. Was die Kosten angeht, sind Europa und USA sicher günstiger als der asiatische Markt darstellbar, allerdings sind die Unterschiede nur von geringem Ausmaß. Insofern decken wir mit unseren Derivatestrategien auch exotische Märkte und sogar Australien ab.

Institutional Investment: Besten Dank für diese Einblicke.