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„Das langfristige Marktpotenzial für Multimanager-Fonds in Deutschland liegt bei 50 Mrd. Euro“

Reiner Beutler, Leiter institutionelle Kundenbetreuung im Investment Management bei Siemens Financial Services GmbH, München im Gespräch mit Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger

Institutional Investment: Herr Beutler, betrachtet man das weltweite Volumen von Multimanager-Fonds von rund einer Bio. US-$ sowie die deutlich zweistelligen Wachstumsraten der vergangenen Jahre, so ist zweifelsohne von einer Erfolgsgeschichte zu sprechen. Warum tun sich institutionelle Anleger im deutschsprachigen Raum mit dem Thema noch so schwer?

Reiner Beutler: Wenn man einem Investor eine neue Strategie vorstellt, beträgt der Vorlauf bis es zu einer Umsetzung kommt, durchaus 12-18 Monate. Deshalb ist es völlig normal, dass sich Multimanagerfonds erst allmählich im Markt etablieren. Man darf auch nicht vergessen, dass sich ein Teil der Anbieter zudem erst langsam über künftige, zu erwartende Performance das Vertrauen der Anleger „erarbeiten“ muss und nicht wie wir auf inzwischen knapp sieben Jahre Performancehistorie verweisen kann.

Institutional Investment: Gibt es grundsätzliche Vorurteile der institutionellen Anleger, die in diesem Zusammenhang genannt werden können?
Beutler: Der Begriff „Multimanager“ ist nicht eindeutig definiert. Unter dieser Definition finden sich Master-KAGs genauso wie für das Privatkundengeschäft strukturierte Dachfonds als auch alle Manager-of-Manager-Strategien (MoM), wie z.B. auch die der INNOVEST. Deshalb wird gerne die Gefahr von Kostenkaskaden als Vorurteil von einem reinem Dachfondssegment auf das MoM-Segment übertragen. Auch wird des öfteren erwähnt, dass sich diese Strategien nur für „kleinere“ institutionelle Anleger eignen – ein Fehlurteil. Denn hier wird unterschätzt, dass Beimischungen, die Anleger in einem Spezialfonds zulassen, pro Asset Klasse und Region oftmals auf nur 5-10% begrenzt sind. Möchte ich als Anleger nämlich gut diversifizierte Portfoliostrukturen und nicht ein punktuelles Einzeltitelrisiko, im guten wie im schlechten, so brauche ich pro Beimischung ein Volumen von 15-20 Mio. Euro. Um dies umzusetzen, benötigt der Anleger also ein Volumen von mindestens 300-400 Mio. Euro pro Spezialfonds. Bei Spezialfonds dieser Größenordnung sprechen wir sicher nicht mehr nur von „kleineren“ institutionellen Anlegern.

Institutional Investment: Wie ist das Thema Multimanager überhaupt von verwandten Konzepten wie Dachfonds abzugrenzen bzw. was genau ist darunter im engeren Sinne zu verstehen?
Beutler: Ein Manager of Manager (MoM) kauft nicht Standardpublikumsfonds verschiedener Anbieter, sondern vergibt an ausgewählte Asset Manager Beratermandate. Damit ist man zum einem nicht abhängig, ob von diesem Anbieter überhaupt Publikumsfonds existieren. Der wesentliche Vorteil ist aber, dass der MoM somit seine Anlagestrategie und seine -restriktionen, die mit den anderen, bestehenden Mandaten korrespondieren, vorgibt. In unserem Falle erhalten wir auch alle Umsätze unserer Asset Manager am Handelstag plus eins über unsere Depotbank. Damit ist ein zeitnahes Controlling und Monitoring der von uns mandatierten Asset Manager sichergestellt.

Institutional Investment: Für welche Investorengruppen macht das Thema Sinn – kann man hier eine klare Abgrenzung vornehmen?
Beutler: Es gibt hier keine Abgrenzung, was auch ein Blick in unsere Kundenstruktur unterstreicht.

Institutional Investment: Was sind für Sie die drei wichtigsten Gründe pro Multimanager?
Beutler: Eine auf die Bedürfnisse des Anlegers abgestellte transparente Anlagestrategie aus einer Hand mit klarer Aufgabentrennung zwischen taktischen Entscheidungen des MoM und internationalem Spezialisten-Know-How in der Titelselektion. Darüber hinaus ist das durch die ie internationale Diversifikation eröffnet zusätzliches Ertragspotential sowie eine strukturierte Auswahl und Kombination von erfolgreichen Asset Managern zu nennen.

Institutional Investment: Wo kann der deutsche Markt diesbezüglich in zwei bis drei Jahren stehen?
Beutler: Das Marktsegment Multimanager hat sich von 0 Euro Ende 2003 auf 1,3 Mrd. Euro Ende 2005 entwickelt. Aufgrund der Resonanz im Markt erwarte ich bis 2009 ein weiterhin starkes Volumenwachstum auf über 5 Mrd. Euro. Damit hätten wir insgesamt aber erst 10% des langfristigen Marktpotenzials erreicht.

Institutional Investment: Vielen Dank für diese Einblicke.