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Aktuelle Lage des VZB - Aufarbeitung beginnt

„In den vergangenen Tagen haben Presseberichte über Insolvenzen von Unternehmen, in die das VZB investiert hat, bei unseren Mitgliedern weitere Fragen zum Stand der Aufklärung und zur künftigen Strategie des VZB hervorgerufen.“ So beginnt das Versorgungswerk Zahnärztekammer Berlin einen offenen Brief auf ihrer Website zur aktuellen Lage des VZB, der auch auf die Vertreterversammlung vom 12. Juli 2025 eingeht.

Berlin, Sitz des VZB Versorgungswerk Zahnärztekammer Berlin

Das Wichtigste kommt zuerst: „Das VZB befindet sich in einer finanziellen Schieflage. Wir arbeiten nach wie vor mit Hochdruck an einer vollständigen und zugleich realistischen Übersicht. Leider müssen wir jedoch bereits jetzt davon ausgehen, dass aufgrund ermittelter und noch zu erwartender Wertberichtigungen ein erheblicher Teil der Anlagen des VZB akut gefährdet sind. Die bislang feststehenden Gründe für die aktuelle Finanzsituation liegen im Wesentlichen in für Rentenkassen unüblichen, hochriskanten und überproportionalen Investments in Unternehmensbeteiligungen, Start-ups und Immobilien spezieller Nutzungsarten sowie unzureichend oder gar nicht besicherten Darlehen an diese Beteiligungen und andere Unternehmen.“

Aufarbeitung der Vergangenheit
Bereits im Februar 2025 habe der bisherige Verwaltungsausschuss gemeinsam mit der Vertreterversammlung und dem Aufsichtsausschuss drei unabhängige Kanzleien mit der juristischen Aufarbeitung der Vorgänge beauftragt. Ein erster Zwischenbericht dieser Kanzleien und weitere Untersuchungen haben demnach unter anderem Pflichtverletzungen, Verstöße gegen gesetzliche und interne Anlagerichtlinien sowie ein Versagen von Kontrollmechanismen aufgezeigt, so das VZB weiter.

Vor diesem Hintergrund hat am 12. Juli 2025 die 12. Sitzung der Vertreterversammlung des VZB stattgefunden. Die Vertreterinnen und Vertreter waren sich weitgehend darin einig, dass eine konsequente inhaltliche und juristische Aufarbeitung dieser Sachverhalte und die vollständige personelle Neuaufstellung des Verwaltungsausschusses erforderlich ist.

Nachdem bereits im Frühjahr die Mitglieder des Verwaltungsausschusses Dr. Ingo Rellermeier (Berlin), Dr. Markus Roggensack (Berlin) und Frau Sigrid Seifert (Berlin) abberufen worden waren und Dr. Lutz-Stephan Weiß (Berlin) im April sowie Dr. Rolf Kisro (Berlin) im Juli ihr Ehrenamt niedergelegt hatten, stimmte die Vertreterversammlung erneut mit der erforderlichen 2/3-Mehrheit für die sofortige Abberufung von Dr. Michael Geuther (Brandenburg) und Rolf Weggen (Bremen) als Mitglieder des Verwaltungsausschusses. Es wurden Alexander Klutke (Berlin) zum stellvertretenden Vorsitzenden und Dr. Jörg Lips (Brandenburg) zum Mitglied des Verwaltungsausschusses gewählt. Der Bremer Sitz im Verwaltungsausschuss wurde zunächst nicht nachbesetzt, da es keinen Wahlvorschlag gab.

Die Vertreterversammlung sprach sich auch für die Prüfung von Schadensersatzansprüchen gegen die früheren Mitglieder des Verwaltungsausschusses aus.

Bisherige Investments
Zu den bisherigen Investments ist die Aussage: „Es ist unsere ausdrückliche Verpflichtung, das Vermögen unserer Mitglieder vor nicht tragbaren Risiken zu schützen. Im Zuge der diesbezüglichen Portfolioprüfung hat sich das VZB aus rechtlichen Gründen gegen weitere Auszahlungen an bestimmte Beteiligungen entschieden, da diese Verpflichtungen außerhalb des gesetzlich und satzungsmäßig definierten Aufgaben- und Wirkungskreises des Versorgungswerks eingegangen wurden. Diese wesentlichen Teilmaßnahmen untermauern den neu eingeschlagenen Kurs der Risikominimierung und Vermögensstabilisierung. Sie wurden durch die Auffassung des Landgerichts Berlin gestützt, das einen entsprechenden Darlehensvertrag nach summarischer Prüfung als rechtsunwirksam einstufte.“

Sicherung der Rentenansprüche
Die Sicherung der Liquidität und der langfristigen Leistungsfähigkeit des VZB habe höchste Priorität. Deswegen arbeite man intensiv an strukturellen Reformen. Wie kürzlich mitgeteilt, werde daher bis zum Vorliegen des Jahresabschlusses 2024 der Versand der Rentenanwartschaftsmitteilungen ausgesetzt, um den Mitgliedern baldmöglichst eine sachlich fundierte und verlässliche Information zur Verfügung zu stellen.

Neue Anlagestrategie
Für die künftige Anlagestrategie sei ein „grundlegender Kurswechsel“ eingeleitet worden. Zukünftig gelte daher:
*Einhaltung regulatorischer Vorgaben,
*Professionalisierung und Transparenz der Kapitalanlagetätigkeit des VZB,
*breite Diversifikation der Anlagen und
*Mischung aus jederzeit liquidierbaren Kapitalanlagen und Sachwerten.

Kommunikation und Transparenz
Zum Thema Kommunikation und Transparenz hält der Unterzeichner des Schreibens Thomas Schieritz, Vorsitzender des Verwaltungsausschusses, abschließend fest: „Wir werden Sie laufend über aktuelle Entwicklungen, geplante Maßnahmen und Zwischenergebnisse der Aufarbeitung informieren. Angesichts der Handlungen der bisherigen Führung des VZB erscheinen spürbare Einschnitte bei den Versorgungsansprüchen sowie Belastungen im Bereich der Renten und Beiträge unausweichlich. Der von der Vertreterversammlung gegen enorme Widerstände eingeleitete Kurswechsel hin zu vollständiger Aufklärung, professionell begleiteter struktureller Erneuerung und offener Kommunikation ist daher alternativlos. Nur wenn wir gemeinsam mutig auf Fehlentwicklungen hinweisen, diese entschlossen bekämpfen und ihnen dauerhaft vorbeugen, kann eine berufsständische Altersversorgung funktionieren – wir alle tragen dafür Verantwortung.“