In Richtung der neuen Regierung unter Kanzler Friedrich Merz, betonte Thurnes, dass es bereits vor zweieinhalb Jahren einen „umfassenden Fachdialog“ zum 2. Betriebsrentenstärkungsgesetz gegeben habe: „Wir haben kein Erkenntnisproblem, wir wissen welche Stellschrauben zu drehen sind. Jetzt muss der Gesetzgeber endlich den Mut zum Handeln aufbringen. Wir dürfen keine weitere Zeit verlieren.“
Bundeskanzler Merz
Zur Vorsicht mahnte Thurnes die Regierung auch bei deren Vorhaben „Frühstart-Rente“ (Ansparen schon im Kindesalter) und Reform der RiesterRente: „Es kann nicht darum gehen Vermögensbildung zu fördern. Am Ende muss bei einer opulenten Förderung auch eine lebenslange Leistung herauskommen.“
In Bezug auf die bAV ergänzte Thurnes: „Und wenn man in der geförderten privaten Altersvorsorge Garantien nahezu vollkommen ausklammern will, dann muss man in der betrieblichen Altersversorgung Garantieverzicht oder zumindest Garantieabsenkungen überall zulassen.“
bAV-Ist-Stand
Mit dem 2. Betriebsrentenstärkungsgesetz soll der Verbreitungsgrad der betrieblichen Altersvorsorge in Deutschland erweitert werden. Vor allem unter Geringverdienern und in kleineren Betrieben besteht laut Interessensvertretungen ein großer Aufholbedarf. Insgesamt hat etwa die Hälfte aller sozialversicherten Menschen in Deutschland eine Betriebsrente.
Aber diese Quote ist in den letzten Jahren kaum mehr angewachsen. Das lässt sich auch aus dem umfangreichen Statistik-Material herauslesen, das die aba auf ihrer Webseite zusammengetragen hat.
Laut dem jüngsten Alterssicherungsbericht ist die Zahl der Anwartschaftsberechtigten in den verschiedenen Durchführungswegen insgesamt zwischen 2021 und 2023 sogar leicht rückläufig.
Betrachtet nach Betriebsgröße, so ist der Rückgang vor allem in Klein- und Kleinstbetrieben zu verzeichnen. Hatten in der Privatwirtschaft in Firmen mit bis zu neun Mitarbeitenden noch 29% Anspruch auf eine bAV, waren es 2023 nur mehr 25%. Bei Betrieben bis 49 Mitarbeitenden ist der Rückgang noch deutlicher: 40% vs. 36%
In mittelgroßen Unternehmen ist der Anteil in etwa gleichgeblieben oder sogar leicht gestiegen. Die Unternehmen mit dem größten Abdeckungsgrad, nämlich jene mit 1.000 Mitarbeitenden und mehr haben ebenfalls an bAV-Stärke verloren, von 88% auf 86%.
Vorsitzwechsel bei der aba
Bei der 87. Jahrestagung der aba in Berlin am Mittwoch erfolgte auch offiziell der Wechsel des Vorstandsvorsitzes: Beate Petry übernimmt von Georg Thurnes. Sie ist seit 2022 im Vorstand der aba und im Hauptberuf Head of Pensions and other Benefits bei der BASF.
Thurnes hatte den Vorsitz seit Mai 2019 inne und wird dem „Vorstand noch bis zur Neuwahl des Gesamtvorstandes im Mai 2026 angehören“, so die aba in einer Aussendung.
Mehr Zahlen zur bAV in Deutschland finden sich auf der aba-Webseite.
Der aktuelle Entwurf zum 2. Betriebsrentenstärkungsgesetz vom September 2024 ist hier nachzulesen.
aba-Jahrestagung: „Keine Zeit mehr verlieren bei bAV"
