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„Wir werden uns sicher nicht zum Daytrader entwickeln“

IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Markus Kaiser, Managing Director bei Veritas Investment Trust, über die aktuellen Marktturbulenzen und Auswirkungen auf die Investmentstrategie der Veritas ETF-Dachfonds.

IPE Institutional Investment: Herr Kaiser, die letzten Wochen waren alles andere als einfach. Wie sehen Sie das große Bild an den Märkten?
Kaiser: Man muss hier zunächst etwas ausholen. Fakt ist, dass die Idee der Währungsunion eine gute war und ist. Das Problem, das uns momentan sehr belastet, ist allerdings, dass die Idee nicht zu Ende gedacht wurde. Konsequent wäre gewesen, in diesem Zuge auch eine Art „Vereinigte Staaten von Europa“ zu bilden. Dies ist bis heute nicht geschehen und daher stehen weiterhin nationale Interessen im Vordergrund, die einer vertraglichen Lösung der Probleme entgegen wirken. Wie schnell sich diese Systemfalle entschärfen lässt, wird entscheidend für die weitere Entwicklung der Märkte sein. Hier eine zeitliche Prognose abzugeben ist angesichts der politischen Komponente allerdings mehr als unseriös.

IPE Institutional Investment: Das heißt weitere unsichere Wochen…
Kaiser: Je nach Bewegung in der Politik ganz sicher.

IPE Institutional Investment: Was heißt das für die Allokation in Ihrem Dachfonds?
Kaiser: Das heißt, dass es auch in unseren Portfolios zu drastischen Änderungen gekommen ist, da wir einen disziplinierten Investmentansatz verfolgen. Seit Ende August beträgt die Aktienquote nahezu 0%. Dabei sind wir noch mit 90% Aktienquote in den August gegangen und waren in Nordamerika übergewichtet, was durch den bis dahin intakten Trend und die relative Stärke des Marktes gerechtfertigt war.

IPE Institutional Investment:Nun heißt es Renten und Geldmarkt?
Kaiser: Richtig, derzeit besteht das Portfolio insbesondere aus europäischen bzw. deutschen Staatsanleihen, wobei wir auf europäischer Ebene Renten-ETFs nutzen, die Problemländer wie Portugal oder Griechenland aus der Allokation herauslassen.

IPE Institutional Investment: Wie sieht es im Geldmarkt aus?
Kaiser: Hier können Sie über die richtige Währungsallokation noch etwas Rendite generieren. Wir sehen seit Wochen einen – gegenüber dem Euro – stärkeren US-Dollar und haben in der Überzeugung, dass diese relative Stärke anhalten wird, hier Exposur ein auf US-Dollar lautende Geldmarkt-ETFs aufgebaut.

IPE Institutional Investment: Sie sprachen bereits über Ihren Investmentansatz. Wie gut kommen Sie hier mit den immer kurzfristigeren Marktreaktionen bzw. der stark gestiegenen Volatilität zurecht?
Kaiser: Wir setzten zu 75% auf Wochentrends, die sich in der Vergangenheit auch als die stabileren und verlässlicheren Indikatoren erwiesen haben. Dennoch, und gerade das hat uns die letzten Wochen sehr geholfen, fließen zu 25% Tagessignale in die Portfoliobewertung bzw. Modellierung mit ein. Die Tagessignale sind sensitiver als die Wochensignale und reagieren somit bei hoher Volatilität schneller. Insgesamt möchte ich aber betonen, dass es sich bei unserem Dachfonds um eine vermögensverwaltende Strategie handelt, entsprechend wichtig ist es für uns,insbesondere die langfristigen Markttrends richtig zu identifizieren. Aufgrund von Volatilität werden wir uns sicher nicht zum Daytrader entwickeln.

IPE Institutional Investment: Sie haben im Juli dieses Jahres Ihre Emerging Markets Strategie gelauncht. Ganz sicher kein einfacher Startpunkt, dennoch die Frage – Bewährungsprobe bestanden?
Kaiser: Definitiv ja, wir sind rechtzeitig aus dem Aktienmarkt gekommen bzw. auf Basis unserer Signallage bereits defensiv gestartet. Die Praxis hat gezeigt, dass wir das richtige Produkt für Investoren anbieten, die von der Dynamik der Emerging Markets profitieren möchten aber keine extremen Kursrückschläge von weit über 20% hinnehmen möchten.

IPE Institutional Investment: Wie gut lassen sich die Emerging Markets mittlerweile überhaupt in Form von ETFs darstellen?
Kaiser: Die für uns wesentlichen Märkte sind inzwischen einwandfrei mittels ETFs darstellbar und liquide über eine Vielzahl von Market Makern handelbar. ETFs sind mittlerweile mit Abstand die effizientesten Instrumente, um eine aktive Strategie mit flexibler Aktienquote abzubilden.

IPE Institutional Investment: Ein Blick in die Zukunft – Short-ETFs sind in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen. Für Sie auch künftig ein Mittel, das man im Rahmen einer Dachfondsstrategie einsetzen kann?
Kaiser:Auf taktischer Ebene kann der Einsatz von Short-ETFs bei entsprechenden Trends dazu beitragenMehrwerte zu generieren. Sofern das Universum an Short-ETFs größer wird, können sich daraus auch erweiterte Einsatzmöglichkeiten ergeben. Die Entwicklung werden wir genau beobachten, analysieren und wenn es Sinn macht entsprechende Strategien entwickeln.

IPE Institutional Investment: Herr Kaiser, vielen Dank für diese Einblicke.