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„Wir sind von der positiven Entwicklung des europäischen ABS-Marktes voll überzeugt“

ABS-Papiere gelten für den einen oder anderen Investor noch immer als „rotes Tuch“. Dennoch konnte gerade der europäische Markt in den vergangenen Jahren mit ansehnlichen Renditen und niedrigen Ausfallraten glänzen. IPE D.A.CH-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach in München mit Rens Ramaekers, Portfolio Manager ABS, Mortgages & Consumer Loans bei Aegon Asset Management über die Aussichten des Marktes und die Risiken im Falle eines deutlichen wirtschaftlichen Abschwungs.

Rens Ramaekers

IPE D.A.CH: Es ist mittlerweile über 10 Jahre her, doch noch immer verbinden viele Investoren das Thema ABS mit der Subprime-Krise in den USA…
Ramaekers: Es wird leider noch immer nicht überall differenziert. Dennoch sprechen wir hier am Ende des Tages von zwei komplett unterschiedlichen Märkten. Auf der einen Seite der US-Markt, der in den Jahren 2007 bis 2017 eine kumulative Default Rate im Bereich der ABS-Bonds von 19,3% aufweist, auf der anderen Seite der europäische Markt, wo die Ausfallrate im gleichen Zeitraum bei marginalen 1,6% liegt.

IPE D.A.CH: Worauf führen Sie diesen eklatanten Unterschied zurück?
Ramaekers: Es ist letztlich die Struktur der Märkte, von der Loan Origination bis hin zum Verfahren im Falle eines Defaults, die sich komplett unterschiedlich darstellt. Die beiden Hauptgründe sind der vollständige Rückgriff der Kreditgeber auf den Kreditnehmer, den die Kreditgeber in Europa haben, und die Interessengleichstellung zwischen dem Kreditgeber und dem Investor aufgrund der Risikobereitschaft am Markt. Dies fehlt in den USA, was dem Kreditnehmer falsche Anreize setzt, im Falle von Schwierigkeiten von den Schuldtiteln Abstand zu nehmen, und dem Kreditgeber, da er nur von größeren Emissionsvolumina profitieren wird.

IPE D.A.CH: Sprechen wir weiter über den europäischen ABS-Markt. Wie würden Sie den Case für interessierte Investoren umschreiben?
Ramaekers: Wir sprechen hier über einen liquiden, gegenüber Staatsanleihen und Corporates noch immer hochrentierlichen Markt mit Investment-Grad-Charakter, der neben hochwertigen Assets auch einen sehr interessanten Diversifikationsfaktor mit Konsumkrediten bringen kann.

IPE D.A.CH: Was meinen Sie hier konkret?
Ramaekers: Gerade institutionelle Investoren haben eine hohe Allokation bei den Schuldnern „Staat“ und „Corporates“. Mittels ABS können sie diese mit dem Faktor „Consumer“ diversifizieren. Die Korrelation gegenüber Government Bonds liegt beispielsweise bei -0,2, gegenüber EMD bei +0,2. Dies bringt Diversifikationsvorteile im Portfolio eines Anlegers.

IPE D.A.CH: Über welche Rendite sprechen wir aktuell in der Assetklasse?
Ramaekers: Wir rechnen für unsere Investoren mit einem Ertrag von 2,25-2,75% im aktuellen Kalenderjahr auf Eurobasis. Unser Fonds Aegon European ABS Strategy weist dabei ein Durchschnittsrating von A/AA auf.

IPE D.A.CH: Hat sich das Investorensentiment gegenüber ABS-Papieren in den letzten Jahren gebessert?
Ramaekers: Wir sehen definitiv mehr Interesse, gerade von institutioneller Seite aber auch zunehmend aus dem Wholesale-Sektor. Dennoch konzentrieren sich unsere Gespräche mit dem Kunden immer noch mehr auf die Assetklasse als auf das konkrete Produktangebot. Der Lernprozess wird hier noch andauern.

IPE D.A.CH: Helfen als Argument auch die Floating-Rates des europäischen ABS-Marktes?
Ramaekers: Die Angst vor Zinssteigerungen ist derzeit auf Investorenseite nicht exorbitant. Dennoch sehen es viele unserer Kunden als Komfort an, sich mit diesem Investment, das sich am LIBOR orientiert, um ein Zinsänderungsrisiko keine Gedanken machen zu müssen. Dies ist wiederum ein Differenzierungsmerkmal gegenüber dem US-Markt, wo der größte Teil des Marktes auf der Zinsseite fixiert ist.

IPE D.A.CH: Welchen Einfluss hat die EZB mit Ihren Ankaufprogrammen im ABS-Markt?
Ramaekers: Wir sprechen hier nur von einem geringen Exposure. Per Jahresende 2018 lag der Anteil der EZB im europäischen ABS-Markt bei rund 4% - gegenüber 41% im Covered Bonds-Markt. Dies ist auch der Grund, warum der ABS-Markt im Vergleich zu anderen Investment-Grade-Anleihemärkten noch Renditen aufweist.

IPE D.A.CH: Wie sieht Ihre Allokation derzeit aus?
Ramaekers: Unser Fonds ist europaweit breit diversifiziert, mit einer kleinen Beimischung von etwa 10% an staatlich garantierten Studentenkrediten. Im Bereich der Sicherheiten sind wir derzeit mit Consumer ABS und CLOs übergewichtet und untergewichten Produkte wie spanische und niederländische RMBS. Insgesamt sind wir mit über 100 ABS Bonds im Portfolio diversifiziert.

IPE D.A.CH: Gut genug für einen möglichen wirtschaftlichen Abschwung?
Ramaekers: Wir denken ja! Im Rahmen verschiedener Stresstests, die wir regelmäßig auf jedem einzelnen Bond, den wir kaufen, durchführen, haben wir bislang kein Szenario entdeckt, das wir für wahrscheinlich halten und das einen Default auf der Anleihe bewirken könnte. So müsste beispielsweise der UK-Immobilienmarkt um über die Hälfte einbrechen und die Defaults bei über 50% liegen, dass wir mit unseren Positionen Geld verlieren. Natürlich müssen wir bei sich verschlechternden wirtschaftlichen Bedingungen mit einer gewissen Volatilität rechnen, aber grundsätzlich sind wir von der positiven Entwicklung des europäischen ABS-Marktes voll überzeugt.

IPE D.A.CH: Besten Dank für diese Einblicke.