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Versicherungsarbitrage als eigenständige Asset Klasse, 1. Teil

Die Autoren sind Managing Partner von Augur Capital. Das Unternehmen ist spezialisiert auf die Beratung bei Investments im Versicherungsbereich und Versicherungsarbitrage. So fungiert Augur Capital z.B. als Investmentberater für von der Dresdner Bank AG und Hauck & Aufhäuser begebene Index-Zertifikate auf US-Lebensversicherungen.

Die Zinsen an den Kapitalmärkten bewegen sich nahe historischen Tiefständen, Immobilienanlagen sind ins Gerede gekommen, die Performance von Hedgefonds bleibt vielfach hinter den Erwartungen der Anleger zurück. Vor diesem Hintergrund entwickelt sich zur Zeit eine neue Asset-Klasse, die mit Wachstums­raten von 30 bis 50% p.a. andere Anlageformen in den Schatten stellt: Die Investition in Portfolios von „gebrauchten“ Lebensversicherungspolicen.

Immer mehr Policeninhaber und Investoren profitieren von einem einfachen Grundprinzip: Der innere Wert von Lebensversicherungspolicen ist in der Regel höher als der vom Versicherer gezahlte Rückkaufswert beim Storno. Dies geht zu Lasten der stornierenden Kunden. Eine interessante Alternative ist der Verkauf der Lebensversicherung im Zweitmarkt. Der Verkäufer erhält einen über dem Rückkaufswert liegenden Kaufpreis. Der Investor steigt in den laufenden Vertrag zu einem Preis unter dem eigentlichen Wert der Police ein. So lassen sich bei geringem Risiko attraktive Renditen von 4,5% p.a. bis zu 10%  p.a erzielen, deutlich über den Anleiherenditen vergleichbarer Laufzeiten.

Versicherungsarbitrage erfordert spezielles Know-How
Innerhalb der Versicherungsarbitrage lassen sich zwei grundsätzliche Arbitragekategorien unterscheiden. Zum einen kann der Anleger in Versicherungsrisiken, z.B. Versicherungs­leistungen im Todesfall (amerikanisches Modell), investieren; dabei ist der abdiskontierte Erwartungswert der künftigen Versicherungs­leistungen höher als der der künftigen Prämienzahlungen. Zum anderen kann sich der Anleger zu einem Abschlag in die künftige Kapitalanlageperformance der Versicherer einkaufen (deutsches Modell).

Bei deutschen Kapitallebensversicherungen erhält der Investor zu einem Fälligkeitstermin eine vertraglich garantierte Mindestleistung. Da diese Garantieleistung stets über dem Kaufpreis liegt, ist damit nicht nur das eingesetzte Kapital, sondern auch eine Mindestverzinsung garantiert.  Zusätzlich partizipiert der Investor an der Kapitalanlageperformance der Lebensversicherer durch die den Verträgen zustehende Überschussbeteiligung. Bei entsprechender Auswahl der angekauften Policen ist regelmäßig eine deutliche über der Garantieverzinsung liegende Rendite erreichbar.  Die Rendite eines einzelnen Vertrages ist abhängig von einer Vielzahl von Einzelfaktoren, wie z.B. der Höhe von Stornoabschlag, Überschussbeteiligung, Schlussgewinnanteil, dem Garantiezins, Kostenbelastungen des Vertrags, Rückstellungen für Beitragsrückerstattungen und natürlich der künftigen Kapitalanlageperformance des Versicherers. Augrund des ausgesprochen niedrigen Risikos liegt die Renditeerwartung des deutschen Modells bei 4,5 bis 5,5% p.a. und damit über der Rendite vergleichbarer festverzinslicher Anlagen.

Anders liegt der Fall bei US-amerikanischen Zweitmarkt-Policen: Dort werden die Risikoanteile von lebenslang laufenden Lebensversicherungs-Policen erworben. Mit der Versicherungssumme steht der Auszahlungsbetrag genau fest, unabhängig von Überschussbeteiligungen oder ähnlichem. Unsicherheit besteht lediglich über den genauen Auszahlungszeitpunkt, da dieser an den Versicherungsfall gekoppelt ist. Die Renditen von etwa 10% p.a., die bei diesem amerikanischen Modell realisierbar sind, korrelieren nicht mit anderen Asset-Klassen. Um diese Renditen zu erzielen, muss jede einzelne Police vor einem Kauf in Bezug auf u.a. künftige Prämienzahlungen, Lebenserwartungsprognose des bisherigen Versicherten, Vertragslaufzeit und anderen Faktoren versicherungstechnisch auf aktuarieller Basis bewertet werden.

Asset Manager muss hohen Anforderungen genügen
Die Bewertung von Kapitalanlage- und Versicherungsrisiken stellt hohe Anforderungen an einen erfolgreichen Asset Manager für Versicherungsarbitrage. Es ist ein umfassendes Know-how in den Bereichen Lebensversicherung, Kapitalmarkt und Asset Management gefordert.  Erfahrung in allen Arten der Lebensversicherungsarbitrage und eine eigene versicherungsmathematische Abteilung mit Aktuaren (Deutsche Aktuarvereinigung e.V.) sind unerlässlich.  So verfügt beispielsweise der Versicherungsarbitrage-Spezialist Augur Capital über ausgefeilte Modelle und zertifizierte Software zur Bewertung der Versicherungspolicen, Methoden und Verfahren zum Risiko-Management und zur Treasury-Steuerung. Detaillierte Kenntnisse der unterschiedlichen Lebensversicherungsmärkte, Versicherungsunternehmen, Tarife und ein entsprechender Zugang zu Policen sind notwendig. Eine laufende Überwachung der Risikostreuung, Gegenparteirisiken, das Controlling aller Partner sowie große Transparenz und Compliance-Standards sind weitere wichtige Aspekte bei der Auswahl des Versicherungsarbitrage-Spezialisten.

Lesen Sie nächste Woche, im zweiten Teil der Serie, mehr zu individuellen Investmentlösungen und den Perspektiven des Marktes.