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„Unsere Empfehlung lautet, Staatsanleihen zu einem gewissen Grad durch Investment Grade Corporates zu substituieren“

IPE D.A.CH Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Peter Becker, Investment Director im Londoner Büro der Capital Group, über den weiteren Ausblick an den Fixed Income Märkten 2025.

Peter Becker

IPE D.A.CH: Herr Becker, der vielzitierte „Liberation Day“ von Donald Trump war ja für uns alle eher das böse Erwachen, nachdem in der Wirtschaft und an der Börse zunächst viel Hoffnung mit der Präsidentschaft Trumps verbunden wurde…
Becker: Dass zunächst fast auschliesslich auf den Protektionismus für die US-Volkswirtschaft fokussiert wird, konnte man da ganz sicher noch nicht so erkennen. Dennoch muss man klar festhalten, dass die Märkte dann auch nach dem Liberation Day schnell wieder in den Risk-on-Modus geschalten haben. Man sieht aber dennoch an der Schwäche des US-Dollars in den letzten Monaten, dass sich Investoren durchaus auch vom US-Markt abgewendet haben, um weniger von der Politik dort abhängig zu sein.

IPE D.A.CH: Mittlerweile konsolidiert der US-Dollar…
Becker: Ja. Wir sehen, dass sich der US-Dollar wieder etwas erholt. Das ist vermutlich weniger den Zöllen geschuldet als vielmehr der Unsicherheit, die durch die Festsetzung der aktuellen Abgaben nun zumindest ein Stück weggefallen ist.

IPE D.A.CH: Was heißt das insgesamt für die Fixed Income Allokation auf institutioneller Seite, z.B. bei Global-Aggregate-Investments?
Becker: In den Hinterköpfen hat diese ganze Diskussion natürlich das Bewusstsein der Investoren geschärft, dass da ein großer Anteil im US-Markt, bzw. in US-Treasuries und im US-Dollar liegt. Wir haben zu diesem Thema in den letzten Monaten viele Gespräche mit institutionellen Adressen geführt, wie man so eine Allokation umstellen kann.

IPE D.A.CH: Wo liegen die Stellschrauben?
Becker: Global Investment Corporates sind hier der Schlüssel, um den dominierenden Block der US-Treasuries zu minimieren bzw. zu ersetzen. Unsere Berechnungen haben gezeigt, dass deswegen auf keine Rendite verzichtet werden muss, im Gegenteil.

IPE D.A.CH: Lassen Sie uns da gerne später noch etwas genauer einsteigen, ich würde gerne zunächst noch beim Thema Corporates bleiben. Sind sich Investoren da mittlerweile grundsätzlich bewusst, dass sie unter Umständen der „bessere“ Schuldner im Vergleich zu manchen Staaten sind?
Becker: Dieser Trend zu Corporates geht deswegen ganz klar weiter. Neu hinzu kommt nun, dass man auch wieder in die Emerging Markets schaut, wo die Verschuldung auf Staatsebene oftmals deutlich niedriger liegt. Wir bei Capital sehen hier in den letzten Monaten ein deutliches Interesse an EMD-Anlagen, entweder Blended oder aber auch in Lokalwährungen.

IPE D.A.CH: Wie sieht es dann aktuell mit High Yield aus?
Becker: High Yield ist ja bekanntlich sehr gut gelaufen, es waren meines Erachtens aber gerade von institutioneller Seite nicht alle Investoren mit dabei. Aktuell wäre ich eher vorsichtig den breiten Markt zu kaufen, dafür haben wir mit den aktuellen Zöllen einfach zu viel Unsicherheit in der Wirtschaft. Selektiv ja, aber insgesamt muss man abwarten, wie insbesondere die Konsumenten in den USA reagieren und wie die Unternehmen davon in Folge betroffen sind. Entsprechend sagen wir hier: nicht dem Risiko nachlaufen, auch wenn die Rendite im Vergleich zu anderen Fixed Income-Anlageklassen durchaus noch interessant aussieht.

IPE D.A.CH: Wie sehen Sie in Ihrem Haus die Handlungsoptionen der Notenbanken, namentlich Fed und EZB, im zweiten Halbjahr?
Becker: Wir haben es gesehen, die Fed ist aktuell sehr abwartend unterwegs. Aktuell sind im US-Markt nur noch anderthalb bis zwei Zinsschritte für dieses Jahr eingepriced. Vielmehr ist bei der Fed die Frage, wie es 2026 aussieht, hier sieht es eher nach einem schwächeren Jahr aus, was der Fed die Möglichkeit zu weiteren Zinsschritten geben könnte. Das wird aber sehr Daten-abhängig sein, insbesondere vom Arbeitsmarkt. In Europa ist unsere Überzeugung, dass der Zinssenkungszyklus nahezu vorbei ist. Der fiskalische Impuls in Europa ist sehr groß und könnte inflationär wirken. Hier muss die EZB erst einmal abwarten, wie dies sich entwickelt. Ein Zinsschritt nach unten ist in den nächsten 12 Monaten noch realistisch, aber mehr wird unter normalen Umständen, also in Abwesenheit einer deutlichen Wachstumsschwäche, nicht passieren.

IPE D.A.CH: Wie lässt sich dies insgesamt nun am besten in einem globalen Fixed Income Portfolio zusammenfassen?
Becker: Global Aggregate ist für viele institutionelle Investoren sicher noch die große Benchmark bei Fixed Income. Dennoch setzen Investoren mittlerweile gezielte „Building Blocks“ ein, um die Allokation selbst vorzunehmen. Wir haben dafür zuletzt auch für rollierende Zeiträume von fünf Jahren Berechnungen angestellt, welche Über- bzw. Untergewichtungen dazu führen können, die Benchmark mit einer hohen Konfidenzrate zu schlagen. In aller Kürze zusammengefasst lautet die Empfehlung, Staatsanleihen zu einem gewissen Grad durch Investment Grade Corporates zu substituieren und höherverzinsliche Sektoren beizumischen. Konzeptionell wird es bei vielen Investoren künftig weiter stärker in diese Richtung gehen.
 

IPE D.A.CH: Auf welchem Renditeniveau liegen wir dann bei einem solchen Modell?
Becker: Wir liegen hier aktuell bei einer Rendite von ca. 6,4% auf US-Dollar-Basis für ein diversifiziertes Multi Credit Sektor Portfolio mit einem durchschnittlichen Investment Grade Rating, was gehedged einem Niveau von rund 4% in Euro entspricht. Definitiv ein Niveau mit dem viele institutionelle Investoren sehr gut arbeiten können, was interne Verrechnungszinsen etc. angeht.

IPE D.A.CH: Besten Dank für das Update!