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Senior Loans im Fokus

Die BayernInvest gab vergangene Woche bekannt, als eine der ersten deutschen KAGen für einen institutionellen Investor einen Spezialfonds mit der Anlagemöglichkeit von bis zu 30% in Senior Loans aufzulegen. Als Manager für diese Assetklasse wurde ING Investment Management mandatiert. IPE Institutional Investment sprach mit Olivier Struben, Portfolio Manager und Team Leader der in London ansässige, europäischen ING Senior Loan Group über die Anlageklasse, die in Deutschland bislang noch nicht im Fokus der Anleger stand, und die Aussichten des Marktes.

Das 44-köpfige Senior-Loans Team von ING Investment Management ist in Scottsdale, Arizona und London ansässig und wird von Dan Norman und Jeff Bakalar geleitet. Das derzeit in Senior-Loans verwaltete Vermögen beträgt nach Angaben von Struben aktuell rund 11 Mrd. US-Dollar. Es handelt sich dabei um große syndizierte Kredite, die von Non-Investment-Grade Unternehmen über Banken begeben werden und durch Assets des Kreditnehmers gesichert sind. Sie stehen an erster Stelle in der Kapitalstruktur des Unternehmens und bieten damit eine sehr hohe Sicherheit. Typischerweise, so Struben, stellten Senior Loans etwa 40-60% der Liabilities eines Kreditnehmers dar.

Investmentrechtlich, so die BayernInvest, handelt es sich bei Senior Loans um unverbriefte Darlehensforderungen, welche seit Änderung des Investmentgesetzes 2008 und Anpassung der Anlageverordnung für Versicherungen Ende 2010 als Anlageinstrument für Spezialfonds zugelassen sind. 

Auf der Investmentebene, je nach Anlegertyp, so Struben, haben Senior Loans darüber hinaus den großen Vorteil für Investoren, dass ihre Verzinsung variabel ist und damit regelmäßig (üblicherweise alle 45-60 Tage) auf Basis eines festgelegten Spreads gegenüber Referenzzinssätzen wie dem LIBOR bzw. EURIBOR angepasst wird. „Gerade im aktuellen Umfeld haben Sie damit diesbezüglich als Investor eine maximale Sicherheit, durch einen Zinsanstieg keine Kursverluste zu erleiden“, so Struben.

Gefragt nach dem Coupon-Spread betont Struben, dass historisch gesehen, der Spread für Senior Loans von 250 bis 600 Basispunkte über LIBOR geschwankt hat. Dem gegenüber rentieren High Yields mit ca. 500 bis 750 Basispunkten über den Treasury Rates. Gegenüber letztgenannten sieht Struben Senior Loans klar im Vorteil: „Als Senior Loans Investor stehen Sie im Falle einer Insolvenz zunächst einmal an erster Stelle, was die Reihenfolge der Schuldner angeht. High Yield Investoren stehen da in der Reihe bis alle Senior Debt Bereiche befriedigt sind.“ Doch auch bei der Gestaltungsmöglichkeit, beispielsweise im Rahmen einer Umschuldung bzw. Reorganisation eines betroffenen Unternehmens sieht er große Vorteile. „Wir als Investor in Senior Loans sitzen in solchen Fällen als erste mit am Verhandlungstisch und können aktiv mit gestalten. Derlei Möglichkeiten haben Sie im High Yield Bereich praktisch gar nicht.“

Gemäß einer Datenbank von Moody’s liegt die Recovery-Rate von Senior Loans im Zeitraum 1987 bis 2010 nach Abschluss aller Umschuldungsmaßnahmen etc. („Ultimate Recovery“) bei stolzen 80,3%. Subordinated Bonds kommen demnach beispielsweise nur auf einen Wert von 29,3%.

Die fehlende Handelsmöglichkeit mangels Primärmarkt sieht Struben nicht als Problem an. „Es hat sich ein gut organisierter Sekundärmarkt entwickelt. Hier wurden über die letzten fünf Jahre gemessen jährlich Transaktionen im Volumen von rund 440 Mrd. US-Dollar abgeschlossen.“

Die Renditen des Senior Loan-Marktes müssen den Vergleich mit anderen Assetklassen wie High Yield oder Mezzanine nicht scheuen. So ist in den 10 Jahren vor der Finanzkrise 2008 kein Jahr mit negativen Vorzeichen zu erkennen, die Rendite lag zwischen zwei und zehn Prozent p.a. (S&P/LSTA Index). Nach dem Einbruch 2008 (-29%) konnte dieser zudem in den beiden Folgejahren mit einem Plus von 52% bzw. 10% schnell wieder ausgeglichen werden. Gute aktive Manager wie ING Investment Management könnten den Index dabei in der Regel jährlich nach Kosten um weitere Basispunkte outperformen, so Struben. Der Blick auf die Zahlen zeigt, dass es ihm und seinem Team in acht der letzten zehn Jahre mitunter deutlich (bis zu 266 Basispunkten) gelungen ist. Nur 2008 und 2010 lagen sie 61 bzw. 80 Basispunkte hinter dem Index (nach Kosten).

Auch für das aktuelle Jahr zeigt sich Struben optimistisch: „Auch 2011 dürfte der LSTA Index wieder positiv abschließen. Angesichts der derzeitigen Verwerfungen am Markt möchte ich mit einer konkreten Prognose allerdings vorsichtig sein.“