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Private Equity Fonds drohen Österreich zu verlassen

Die österreichische Private Equity Vereinigung AVCO fordert ein neues Private Equity und Venture Capital Investitions-Gesetz „innerhalb der nächsten sechs bis acht Monate” andernfalls werden Fonds anfangen auszuwandern.

Ohne „international wettbewerbsfähige” gesetzliche Rahmenbedingungen sei es sowohl für inländische als auch für ausländische Investoren uninteressant, sich in Österreich niederzulassen, erklärte die AVCO am Freitag bei einem Pressegespräch in Wien. 

Das wiederum werde negative Auswirkungen auf die Wirtschaft des Landes haben, betonte Christian Kaltenegger, Vorstandsvorsitzender der Vereinigung: „Gerade Start-up und Seed Investitionen hängen sehr von der physischen Nähe der Investoren ab.” Er fügte hin zu, dass Geschäfte wie z. B. große Buy-outs durchaus auch von London oder anderen Orten aus abgeschlossen werden können, dass jedoch am Beginn einer Start-up Investition persönliche Treffen und Gedankenaustausch stehen.

Private Equity und Venture Capital Fonds befinden sich derzeit in Österreich in einem gesetzlichen Vakuum. Ende letzten Jahres ist das Mittelstandsfinanzierungsgesetz (MiFiG) ausgelaufen, nachdem die Europäische Union einige Passagen als nicht EU-konform kritisiert hatte. Die Gesetzesänderung ist noch nicht in Kraft, weil die Zustimmung der EU noch fehlt. Allerdings fordert die österreische Private Equity Industrie seit Jahren ein eigenständiges Gesetz für Private Equity und Venture Capital Investitionen, dass die Fonds von der Steuer auf Veräußerungsgewinne ausnimmt und ihnen außerdem eine andere Firmenstruktur als eine Aktiengesellschaft erlaubt.

Des weiteren fordert AVCO eine schlanke Aufsicht für die Fonds, da sie sich praktisch ausschließlich an institutionelle Investoren wenden und somit zusätzliche Maßnahmen zum Konsumentenschutz überflüssig sind. „Der Markt wird sich selbst regulieren weil institutionelle Kunden in keinen Fonds investieren, ohne vorher ihren Due Diligence-Prozess abgeschlossen zu haben,” so Kaltenegger.

Laut dem Finanzministerium ist ein Private Equity Gesetz „fast fertig”. Details wurden jedoch noch nicht genannt und der Entwurf wurde noch nicht veröffentlicht. Kaltenegger betonte, die Private Equity-Industrie verlange keine Geschenke von der Bundesregierung sondern brauche „vernünftige gesetzliche Rahmenbedingungen” um einen wichtigen Beitrag zur österreichischen Wirtschaftsentwicklung zu leisten. Er fügte hinzu, dass durch die Fonds auch angrenzende Bereiche wie Vermögensverwalter und -berater wichtige Kompetenzen aufbauen, die auch als Exportgut nach Osteuropa getragen werden können.

„Ein Private Equity-Gesetz ist kein Steuerzuckerl für eine kleine Gruppe von Heuschrecken sondern hilft österreichischen kleinen und mittleren Unternehmen und dem Finanzplatz Wien,” so der AVCO-Vorstand. Im letzten Jahr war die Zahl der Investitionen im Private Equity und Venture Capital Bereich auf 257 Mio. Euro angewachsen. Ein Vergleich mit der Zahl für 2006 von 158 Mio. Euro ist nur bedingt aussagekräftig, da die Zahlen anders erhoben wurden. Die AVCO benutzt nun eine vom Europäischen Dachverband EVCA entwickelte Online-Plattform, die eine detaillierte Auswertung der Einträge erlaubt.

Ähnliches gilt für die Zahlen zur Kapitalbeschaffung für zukünftige Investitionen, die sich für 2007 auf 431 Mio. Euro beläuft (2006: 279 Mio. Euro). Im vergangenen Jahr kamen 2,6% des Fundraising von Pensionskassen. Die größten Geldgeber bleiben weiterhin die Banken mit 31,4%. „Die Zuname von Investitionen durch Banken und Pensionskassen zeigt, dass die Private Equity Industrie in Österreich aus dem Status der Pubertät herausgekommen ist und eine vorangeschrittene Reife erreicht hat,” kommentiert Jürgen Marchart, Geschäftsführer der AVCO.