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„Langfristig generieren nachhaltig agierende Unternehmen eine bessere Rendite und auch das Thema Engagement verbessert klar die Renditekennziffern“

IPE D.A.CH-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Louise Dudley, Portfolio Manager bei Hermes Investment Management über die Integration von ESG-Faktoren in Investmentprozesse.

Louise Dudley

IPE D.A.CH: Hermes Investment Management ist bereits seit vielen Jahren im Bereich der nachhaltigen Anlagen aktiv. Warum tun sich noch immer viele Investoren schwer, sich dem Thema zu nähern?
Dudley: Es ist weniger das Thema an sich, als vielmehr die noch immer sehr unterschiedlich verwendeten Definitionen von Daten- und Indexprovidern und Asset Managern. Jeder versteht unter der Definition von Nachhaltigkeit ein sehr unterschiedliches Set-up. Negativ- und Positivscreening, Impact Investing und ESG Investing – es ist für Investoren hier kaum möglich den kompletten Überblick zu behalten. Eine andere Herausforderung ist die schnelle Weiterentwicklung des Konzeptes der Nachhaltigkeit. Ohne dezidierte Ressourcen ist es kaum möglich mit der Geschwindigkeit der Änderungen und Anpassungen Schritt zu halten.

IPE D.A.CH: Wie gehen Sie selbst an das Thema heran?
Dudley: Wir verwenden im Rahmen unserer Aktienstrategien eine durchaus breite ESG Definition – wir sagen dazu Mainstream ESG Investing. Darunter verstehen wir die Integration eines vielschichtigen ESG-Ansatzes in den Investmentprozess, der eine Vielzahl an Sustainability-Faktoren und auch Engagement-Ansätze in sich vereint.

IPE D.A.CH: Wie funktioniert diese Kombination aus ESG Integration und Active Ownership?
Dudley: Wir haben über die vergangenen Jahre eine deutlich bessere Performance durch die Integration feststellen können. Langfristig generieren nachhaltig agierende Unternehmen eine bessere Rendite und auch das Thema Engagement, das wir über unsere Einheit Hermes EOS – als Unternehmensbereich für Engagement und Stewardship – bereits seit 2004 verfolgen, verbessert klar die Renditekennziffern. Man muss aber auch ehrlich sein, beim Thema Volatilität hilft beides nicht unbedingt. Hier haben wir keine große Veränderung in den Kennziffern feststellen können.

IPE D.A.CH: Wie gehen Sie bei der Analyse der ESG Faktoren vor?
Dudley: Für uns ist wichtig, sich nicht auf externe Analysen und Ratings zu verlassen. Wir nutzen diese natürlich auch im Rahmen unseren quantitativen Screenings, gehen für unsere eigenen Scorecards allerdings noch einen Schritt weiter und ergänzen diese mit weiteren Faktoranalysen. Auf der qualitativen Seite nutzen wir als Startpunkt ebenfalls externes Research, ergänzen aber durch unsere Erfahrungen aus dem Engagement und unsere langjährige ESG-Expertise weitere Punkte. Letztlich ist es für uns wichtig, alle uns zur Verfügung stehenden Daten und Faktoren nutzen zu können, um ein klares Bild über die möglichen Probleme und Potenziale eines Unternehmens zu bekommen.

IPE D.A.CH: Welche Erfahrungen haben Sie mit der Nutzung der E-S-G-Faktoren gemacht – gibt es große Unterschiede in den Performance-Beiträgen?
Dudley: Es gibt Unterschiede, aber ich kann bestätigen, dass alle Faktoren hier langfristig einen positiven Alpha-Beitrag liefern. Es ist also nicht nur von der Risikomanagement-Seite wichtig, hier einen breiten Ansatz zu wählen.

IPE D.A.CH: Wie ist Ihre Erfahrung mit dem besten bzw. schlechtesten Dezil der Unternehmen bei der ESG-Analyse?
Dudley: Ein Dezil fällt hier besonders auf, die schlechtesten 10%. Hier lässt sich eine klare dauerhafte Underperformance feststellen. Beim besten Dezil lässt sich dagegen nicht festhalten, dass gute Governance automatisch zu einer Outperformance führt.

IPE D.A.CH: Wie beobachten Sie die Veränderungen bei der ESG-Score, wie wichtig ist die Dynamik?
Dudley: Für uns ist die Dynamik eines Unternehmens hierbei sehr wichtig. Wir haben hierfür extra ESG-Dashboards im Rahmen unser er Unternehmensanalyse entwickelt, die uns aufzeigen wie sich ein Unternehmen verändert. Diese Trends fliesen in unsere Investmententscheidungen mit ein.

IPE D.A.CH: Was ist Ihre Hoffnung beim Umgang der Investoren mit der ESG-Thematik?
Dudley: Wir haben über die letzten Jahre klar feststellen können, dass sich institutionelle Anleger ein wesentlich tiefgründigeres Wissen über ESG angeeignet haben. Entsprechend groß ist mittlerweile das Verständnis. Allerdings gibt es noch ein sehr breites Spektrum an Erwartungen an entsprechende Strategien, die das ein oder andere Mal kaum umsetzbar sind. Hier erwarte ich noch eine gewisse Vereinheitlichung, die vermutlich auch durch die Politik künftig stärker vorangetrieben wird.

IPE D.A.CH: Besten Dank für diese Einblicke!