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Kommentar zum Aktienmarkt: Vorbild Honigdachs

Ende 2008 sagte ich meinen Kollegen, es sei ein kapitaler Fehler Aktien zu verkaufen. Ich hatte Recht. Es wird jedoch immer schwieriger, die Wendepunkte des Markts mit Genauigkeit vorauszusagen.

Jim Goff

Gleiches gilt für konjunkturelle und politische Entwicklungen. Dies vorausgeschickt, meine ich, dass derzeit vieles darauf hindeutet, dass wir uns erneut einem Extrempunkt nähern, an dem sich Aktien lohnen:

• Die Schlagzeilen sind schlecht, der Marktkonsens sehr negativ.

• Die Märkte preisen alles – bis auf Katastrophen – ein. Die Bewertungen, in erster Linie Renditen des freien Cashflow, sind äußerst attraktiv – vor allem im Vergleich zu Anleiherenditen.

• Die Korrelationen zwischen Aktien sind hoch, weil sich die Marktteilnehmer auf gesamtwirtschaftliche und systemische Fragen konzentrieren. Und nicht auf die Fundamentaldaten einzelner Unternehmen.

• Die Unternehmensgewinne und Bilanzen sind stark. Unternehmen können Mitarbeiter einstellen und mit historisch hohen Bargeldbeständen investieren.

• Schwellenmarktländer, die bisher die Wirtschaft gebremst haben, um die Inflation zu bekämpfen, gehen zur Konjunkturstärkung über. Das Wachstum der Schwellenmärkte ist von zentraler Bedeutung, da es 80 Prozent des globalen Wachstums ausmacht.

• Keine harte Landung in China: Seit dreißig Jahren hat China kein negatives BIP mehr gesehen. Die Regierung hat zu viele Steuerungsmöglichkeiten, als dass dies geschehen würde.

• Die Konsumausgaben dürften höher als erwartet ausfallen, da sich die Verbraucher in den vergangenen Jahren zurückgehalten haben.

• Die US-Wirtschaft ist besser als allgemein angenommen.

• Zinsen und Hypothekenzinsen befinden sich auf einem historischen Tiefstand, die Energiekosten sind rückläufig.

• Die Regierungen machen eine restriktive Finanzpolitik, was die Ursachen unserer Probleme verringern könnte.

Ein Waldbrand führt normalerweise Jahre später zu einem gesünderen Wald. Der Kapitalismus wird sich behaupten, wenn auch mit Schmerzen und Turbulenzen. Alle denken nur an den Abwärtstrend, vergessen aber, dass die Wirtschaft ein Zyklus ist.

Vertrauen und Honigdachse
Unternehmen, in die wir großes Vertrauen haben, nennen wir bei Janus Honigdachse. Das Guinness Buch der Rekorde nennt den Honigdachs „das zähste Tier der Welt“. Wikipedia beschreibt Honigdachse als „ausgesprochen furchtlose, aggressive Tiere, die mit Ausnahme des Menschen wenig natürliche Feinde haben.“ Gleichzeitig sind sie gut geschützt: Ihre Haut könne „selbst von den Zähnen von Raubkatzen oder Giftschlangen Zähnen von Raubkatzen oder Giftschlangen oder von Stachelschweinstacheln nicht durchdrungen werden.“

Honigdachs-Unternehmen haben ausgezeichnete Managementteams, klare Zielvorstellungen und Strategien. Sie können mit Problemen wie einer schwachen Konjunktur oder starken Wettbewerbern umgehen. Sie gehen aus Krisen gestärkt hervor. Sie haben starke Geschäftsmodelle und wachsen ein langfristig.

Ich habe ein Video gesehen, in dem eine giftige Königskobra einen Honigdachs beißt. Der Dachs ist einige Minuten lang besinnungslos, erholt sich und frisst dann die Kobra. Alle Achtung. Wir suchen Unternehmen, die so zäh sind. Vielleicht versetzt ihnen die Konjunktur einen Schlag. Sie konzentrieren sich jedoch unerschütterlich darauf, für ihre Kunden da zu sein, den Marktanteil auf lange Sicht auszubauen und einen langfristigen Wert für die Aktionäre zu schaffen.

Kein Zweifel: Wir müssen auf die Gefahren aus dem Marktumfeld achten, damit sie uns nicht überrollen. Es ist jedoch außerordentlich schwierig, die gesamtwirtschaftliche Entwicklung vorherzusehen. Klüger ist es als Anleger, Unternehmen zu untersuchen und in jene zu investieren, die langfristig Wert schaffen.


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*Jim Goff ist Director of Research bei Janus Capital.