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Kommentar: Willkommen in der Welt der Kapitalströme

Kursunabhängige Strategien mit festen Handelsvorschriften, einschließlich passiver Fonds, sind stark gewachsen. Dabei bieten unflexible Strategien, die gehandelt werden müssen, in der Regel zu einer Kursreaktion, um Anreize für Käufer bzw. Verkäufer zu schaffen. Dies bietet einen günstigen Rahmen für alternative Strategien, die darauf ausgelegt sind, von höherer Volatilität und größeren Kapitalstrom-Effekten zu profitieren.

Aneet Chachra

Viele Unsicherheitsfaktoren des Jahres 2020 sind vorerst überwunden. Die US-Wahl ist entschieden, das Konjunkturprogramm ist verabschiedet, die Federal Reserve hält die Zinsen nahe Null und die Impfungen haben begonnen. Die meisten Anleger müssen Geld für ihren Ruhestand sparen. Aber da die inflationsbereinigten Anleiherenditen weltweit negativ sind, werden die Ersparnisse überproportional in Aktien und andere risikoreiche Anlagen gelenkt.

Aktien sind nach den meisten Bewertungskriterien historisch teuer, aber im Verhältnis zu den aktuellen Zinssätzen attraktiv. Allerdings sind sie auch viel volatiler als Cash oder gut geratete Anleihen. Aktien bieten sofortige Liquidität zu unsicheren Kursen.

Mittlerweile verzeichnen kursunabhängige Strategien mit festen Handelsvorschriften ein deutliches Wachstum. Passive Fonds sind das naheliegende Beispiel: Minimal Cash halten, nach Mittelzuflüssen kaufen, nach Mittelabflüssen verkaufen und nach Plan aufstocken oder abbauen. Aber viele andere Strategien sind ähnlich restriktiv. Zum Beispiel müssen Volatilitätsstrategien verkaufen, wenn die Volatilität steigt, und kaufen, wenn die Volatilität fällt. Target-Date-, 60/40-, Risk-Parity-, Trendfolge-, Faktor-Fonds usw. befolgen ebenfalls bestimmte Vorgaben nach Kurs-, Volatilitäts- und Korrelationsänderungen.

Der Aufschwung des Optionshandels nach Corona ist ein Katalysator. Die meisten Privatanleger sichern ihre Optionspositionen nicht ab, wohl aber die Market Maker. Das Wachstum des Optionsmarktes erhöht die Hedging-Flows in den Basiswerten. Das inhärente Leverage von Optionen, Margenhandel und das Interesse von Privatanlegern an spekulativen Aktien lassen Kursbewegungen in beide Richtungen ansteigen.

In diesem Umfeld sind die Kapitalströme oft wichtiger als die Fundamentaldaten. Unflexible Strategien, die gehandelt werden müssen, führen in der Regel zu einer Kursreaktion, um Anreize für flexible Käufer/Verkäufer zu schaffen. Diese Kursbewegungen, die durch Kapitalströme verursacht werden, steigern auch die Volatilität, die in keinem Zusammenhang mit einer tatsächlichen Veränderung des Vermögenswertes steht.

Diese Dynamik eröffnet Chancen für alternative Strategien, die darauf ausgelegt sind, Verwerfungen zu nutzen. So erfordern beispielsweise große Aktien- oder Anleiheverkäufe von Unternehmen diskretionäres Kapital, um Cash und Risikotragfähigkeit einzusetzen. Regierungen und Zentralbanken handeln innerhalb kürzester Zeit enorme Volumina an Staatsanleihen. Die Kapitalflüsse verursachen regelmäßig Anomalien bei den Aktienklassen, während die Emission von strukturierten Produkten durch Banken und Absicherungsstrategien die Referenzmärkte verfälschen. Passive Fonds, Faktorrotation und Optionsgeschäfte führen in ähnlicher Weise zu kurzfristigem Kauf-/Verkaufsdruck.

Bei all diesen Beispielen handelt es sich um direkt oder indirekt vermittelte Kapitalflüsse von Marktteilnehmern, die Geld aufnehmen/anlegen oder aufgrund eines Mandats oder einer Strategie eingeschränkt sind. Solche starren Kapitalflüsse nehmen generell aufgrund größerer Emissionen, eines gestiegenen passiven Anteils und höherer Optionsvolumina an Umfang zu. Diese Verlagerung findet statt, während flexible, diskretionäre Marktteilnehmer, die über mehrere Tage handeln, wie aktive Manager und Bank-Handelsabteilungen, insgesamt rückläufig sind.

Investoren stehen vor schwierigen Entscheidungen, um Portfolio-Rendite und Volatilität auszugleichen. In diesem nicht von Marktmeinungen, sondern von Kapitalströmen geprägten Umfeld können große Käufe/Verkäufe zu unverhältnismäßigen Kursauswirkungen im Vergleich zu anderen Assets führen.

Andererseits ist dieser Hintergrund günstig für alternative, marktneutrale Strategien, die von höherer Volatilität und größeren Kapitalstrom-Effekten profitieren können. Dabei handelt es sich um kompetenzbasierte Ansätze, die auf Erfahrung, Zugang und Infrastruktur aufbauen, um attraktive und differenzierte Renditen zu erzielen.

Schlussendlich könnte sich dieses von Kapitalströmen getriebene Marktumfeld plötzlich ändern, und neue Unsicherheitsfaktoren können und werden auftauchen. Es ist wichtig, auch auf Strategien zu setzen, die in Zeiten von anhaltendem Marktdruck und großen Kursschwankungen positive Renditen anstreben. Die Kombination von kurzfristigen und längerfristigen Strategien kann Anlegern helfen, bestehende Marktchancen zu nutzen und gleichzeitig auf das Unerwartete vorbereitet zu sein.

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*) Aneet Chachra ist Portfoliomanager bei Janus Henderson Investors.