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Kommentar Unternehmensanleihen: Staatsschuldenkrise - das größte Risiko

Der aktuelle Expertenkommentar aus dem Hause DB Advisors wirft einen Blick auf den Markt für europäische Unternehmensanleihen mit Investment Grade-Rating. Die Angst vor einem erneuten Rückfall in die Rezession und die anhaltende Schuldenkrise bescherten risikobehafteten Anlagen einen Tiefpunkt im August.

Thomas Höfer

Europäische Unternehmensanleihen
Der August war für europäische Unternehmensanleihen mit Investment Grade (IG)-Rating der drittschlechteste Monat im Vergleich zu durationsgleichen deutschen Staatsanleihen – die Underperformance lag bei minus 2,79%. Nur im September und Oktober 2008, kurz nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers, hatte sich der Markt für europäische Unternehmensanleihen schlechter entwickelt.

Die Angst der Investoren vor einem möglichen Rückfall in eine neue globale Rezession sowie die anhaltende europäische Staatsschuldenkrise sorgten dafür, dass Investoren risikobehaftete Anlagen mieden. So erlitten neben deneuropäischen IG-Unternehmensanleihen auch Aktien und High Yield-Anleihen empfindliche Verluste.

Der Finanzsektor stellte hierbei den schwächsten Teil des Marktes dar. Nachranganleihen aus diesem Sektor schnitten erheblich schlechter ab als der Gesamtmarkt für europäische IG-Unternehmensanleihen. Tier 1-Anleihen verloren im Durchschnitt 10,05% gegenüber deutschen Staatsanleihen, während Lower Tier 2-Anleihen 6,35% abgaben.

Bei Kreditrisikoprämien aus den konjunkturabhängigen Unternehmenssektoren sowie bei den mit BBB eingestuften Anleihen kam es zu deutlichen Verkäufen seitens der Investoren. Hier waren insbesondere Titel aus den Sektoren Rohstoffe, Stahl und Zement betroffen.

Der Primärmarkt war im August mehr oder weniger vollständig geschlossen. Die Liquidität im Sekundärmarkt war sehr niedrig bis hin zu einem teilweise kompletten Erliegen der Handelsaktivitäten. Der Markt konnte sich jedoch in den letzten Handelstagen im August stabilisieren.

Sichere Häfen
Die Aktienmärkte erlitten im August einen herben Rückschlag, was sich in den tiefroten Zahlen bedeutender Aktienindizes ausdrückte: So lag der DAX 19,2% im Minus, der S&P 500 verlor 5,7%, der Nikkei 8,9%.

Vor dem Hintergrund dieser Flucht aus risikoreichen Anlagen konnten Anlageklassen, die als sichere Häfen gesehen werden, den Markt outperformen. Gold-Futures beispielsweise erreichten ihr Allzeithoch bei 1.917 US-Dollar, während der Schweizer Franken fast Parität zum Euro erreichte und die Rendite deutscher Staatsanleihen auf 2,0% fiel. Diese Zahlen verdeutlichen den hohen Grad an Risikoaversion an den Kapitalmärkten.

Perspektiven
Ist die gegenwärtige Situation mit Ende 2008 zu vergleichen? Wir denken nicht. Das Finanzsystem steht nicht am Rande des Zusammenbruchs. So wurden seit 2008 Bankbilanzen saniert und weltweit rund 1.700 Mrd. US-Dollar an neuem Eigenkapital aufgenommen.

Im Vergleich zu Anfang 2009 ist der faire Wert, gemessen an den fundamentalen Daten, sowohl im Finanzsektor als auch im Unternehmenssektor attraktiver. Teile der Finanzkrise wurden auf die Staatsebene verschoben, die nun den Märkten beweisen muss, ob sie in der Lage ist ein tragfähiges Konzept zur Schuldenkonsolidierung auszuarbeiten.

Fazit:
Der Aspekt des globalen Wachstumsrückgangs ist aus unserer Sicht mehr als ausreichend in Kreditrisikoprämien eingepreist. Einen solchen Rückgang können die meisten Unternehmen aus unserem Anlageuniversum managen, ohne Herabstufungen im Kreditrating befürchten zu müssen. Die Staatsschuldenkrise stellt hierbei das größte Risiko für unsere Anlageklasse dar; der richtige Einstiegszeitpunkt für einen Zukauf attraktiv gepreister Anleihen ist bei gegeben hoher Volatilität schwierig zu timen.


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*) Thomas Höfer, Portfolio Manager, Head of Financial Credit Europe, DB Advisors.
(Kontakt: <link>thomas.hoefer@db.com bzw. Tel. +49 (69) 71 706 – 3190)