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Kommentar Emerging Markets-Anleihen: Erfolgreicher Jahresabschluss

Emerging Markets-Anleihen verzeichneten im Dezember wieder einen positiven Ertrag. Damit konnten Fremdwährungsanleihen das Jahr mit einem guten Ergebnis abschließen. Auf der ökonomischen Seite zeigen sich viele Länder weiterhin stabil und Ende 2011 mit wenigen Neuigkeiten.

Dr. Nicolas Schlotthauer

Die Makroebene
Für einen Großteil der Emerging Markets-Länder ergaben sich im letzten Monat des Jahres 2011 nur wenige Neuigkeiten. Die Zahlen zur ökonomischen Entwicklung vieler Länder blieben weitgehend im erwarteten Rahmen. Sowohl das Wirtschaftswachstum als auch die Inflationsraten zeichnen ein Bild einer insgesamt ausgewogenen makroökonomischen Entwicklung. Dementsprechend wurden die Schlagzeilen im Dezember von politischen Entwicklungen sowie von Rating-Aktionen verschiedener Agenturen dominiert, was insbesondere einige Länder in Osteuropa betraf.

In Russland kam es nach den Parlamentswahlen im Dezember zu anhaltenden landesweiten Protesten. Diese verliefen weitgehend friedlich. Regierung und Ordnungskräfte suchten den Dialog und größere Konfrontationen konnten vermieden werden. Dementsprechend ist derzeit auch keine Verschlechterung der politischen Stabilität zu beobachten. Etwas schwieriger gestaltete sich die Entwicklung in einzelnen Regionen von Kasachstan, wo es temporär zu gewalttätigen Ausschreitungen kam. Die Regierung reagierte darauf hin mit einer Neubesetzung einiger politischer Ämter, was die Gesamtlage beruhigte.

Besonders zahlreiche politische Schlagzeilen gaben es erneut in Ungarn. Da die Regierung weiterhin an ihren Vorstellungen zu politischen Projekten, wie dem Zentralbankgesetz festhält, hat der Internationale Währungsfonds die Verhandlungen mit Ungarns Regierung über ein Hilfspaket derzeit unterbrochen. Darauf reagierten auch die Rating-Agenturen: Nachdem Moody's Ungarn schon im November den Status „Investment-Grade“ entzogen hatte, vollzog S&P diesen Schritt im Dezember. Die Entwicklung in Ungarn zeigt, dass sowohl die internationalen Finanzinstitutionen als auch die Rating-Agenturen, eine Abweichung der Regierungen von einem stabilitätsorientierten Kurs in der Wirtschaftspolitik derzeit nicht dulden. Positiv zeigt sich hingegen die Entwicklung der Länder-Ratings für einige andere Emerging Markets.

Indonesien war in der Lage, bei der Rating-Agentur, Fitch, den Status des „Investment-Grade“ zu erlangen. Damit reiht sich dieser Emittent ein in die Reihe der Länder, welche in den vergangenen Quartalen eine positive Rating-Entwicklung aufwiesen. Etliche Staaten haben entweder bereits bei allen großen Agenturen den Status „Investment-Grade“ erreicht, wie im Falle von Kolumbien und Panama, oder aber sie stehen kurz davor, so z.B. Costa Rica, Indonesien, Rumänien und Uruguay. Per Saldo überwiegen daher in der Gruppe der Emerging Markets-Länder noch immer die Rating-Upgrades gegenüber den Herabstufungen.

Hartwährungsanleihen
US-Dollar-denominierte Staatsanleihen von Emerging Markets-Ländern lieferten im Dezember nochmals einen positiven Ertrag, +1,1% in US-Dollar, und schlossen damit das Jahr insgesamt mit einem sehr guten Ergebnis ab, +7,3% in US-Dollar. Trotz der gemischten Nachrichtenlage aus den Industrieländern konnte sich diese Anlageklasse im letzten Monat des Jahres gut behaupten. Beim Ertrag gab es allerdings wieder eine breite Streuung. Einen überdurchschnittlichen Return lieferten Staatsanleihen aus Argentinien, Kroatien, Litauen, Venezuela, Weißrussland, die in den Vormonaten teils deutliche Rückschläge hinnehmen mussten. Daneben konnten aber auch die Bonds von lateinamerikanischen Emittenten mit gutem Rating, unter anderem Brasilien, Kolumbien, Mexiko, Peru und Uruguay eine bessere Performance als der Gesamtindex verzeichnen. Demgegenüber liefen Anleihen von Ägypten im Dezember sehr schlecht. Sie verloren angesichts der politischen Schlagzeilen deutlich an Wert. Daneben ergaben sich zudem Kursverluste für Länder mit niedrigem Rating wie der Dominikanischen Republik, Jamaika, Pakistan und Sri Lanka sowie für Emittenten mit unerwarteten politischen Entwicklungen wie in Kasachstan und Russland).

Lokale Bondmärkte der Schwellenländer
Lokale Emerging Markets-Anleihen konnten im Dezember eine positive Performance erzielen. Der Ertrag in Euro lag im Berichtsmonat bei 1,4%. Auf Indexebene wurde diese Entwicklung fast vollständig durch die Aufwertung von einigen Währungen gegen Euro getrieben. Demgegenüber lieferten die lokalen Bond-Märkte per Saldo eine ausgeglichene Performance. Die Anleihen von Peru, Mexiko und Ungarn erlitten im Dezember stärkere Kursverluste. Im Fall von Peru wurde dies durch die Inflationszahlen verursacht, während bei Ungarn der negative Rating-Trend und die generell volatile politische Lage auf der Anleiheentwicklung lasteten. Deutliche Kursgewinne ergaben sich hingegen für die Bonds von Kolumbien und Brasilien.

Ein wesentlicher Treiber der Performance von Emerging Markets-Währungen war im Dezember wieder einmal die Entwicklung des US-Dollar gegen Euro. Die europäische Gemeinschaftswährung verlor im Berichtsmonat etwa 4% gegenüber dem US-Dollar. Da die Währungen von Staaten in Lateinamerika und Asien sowie von Südafrika vorrangig gegen  US-Dollar gehandelt und analysiert werden, konnten die meisten von ihnen im Dezember eine Aufwertung gegen EUR verzeichnen. Nur der brasilianische Real fiel in dieser Gruppe etwas zurück, da er deutlich gegenüber US-Dollar an Wert verlor. In Osteuropa war hingegen bei den Währungen eine gemischte Performance zu beobachten. Die türkische Lira und der polnische Zloty konnten sich zumindest gegen EUR behaupten, was in beiden Märkten auch durch Interventionen der jeweiligen Zentralbank zugunsten der eigenen Währung getrieben wurde. Demgegenüber verloren der russische Rubel und der ungarische Forint, belastet durch politische Schlagzeilen, selbst gegen EUR deutlich an Wert. Sie belegten damit beim Performance-Ranking in der Gruppe der im Index vertretenen Währungen die letzten Plätze.

Fazit:
Anleihen aus stark wachsenden und gering verschuldeten Emerging Markets bieten strategisch denkenden und risikobewussten Anlegern immer noch eine gute Gelegenheit für eine optimale Anlagediversifikation. Viele Schwellenländer verfügen weiterhin über gesunde Staatsfinanzen und hohe Währungsreserven. Hinzu sprechen die Aspekte einer vergleichsweise steigenden Produktivität, ein wachsender Binnenmarkt und eine relativ dynamische demografische Entwicklung für den anhaltenden Aufschwung der Schwellenländer.


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*) Dr. Nicolas Schlotthauer, Head of Emerging Markets Debt, DB Advisor.
(Kontakt: nicolas.schlotthauer(at)db.com bzw. +49 (69) 71 706 34 85).