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Kommentar: Ein klares Regelwerk ist bei unruhigen Börsen wichtig

Aktuell befinden wir uns in Zeiten erhöhter Unsicherheit. Ob der Tiefpunkt an den Märkten bereits überwunden ist oder ob wir uns in einer Zwischen-Rally befinden und uns daher ein weiterer, womöglich größerer Abschwung noch bevorsteht, kann niemand vorhersagen. Auch die letztendlichen Auswirkungen auf die globalen Aktien- und Anleihemärkte sind nicht absehbar. In solchen von Extremen geprägten und volatilen Zeiten ist es selbst für erfahrene Anleger schwierig, die Nerven zu behalten und die weitere Marktentwicklung einzuschätzen. Ehemals sichere Häfen wie Anleihen kamen unter Druck und wurden massiv verkauft, um Liquidität zu schaffen. Auch der Ölpreis (WTI) stürzte vorübergehend nahezu ins Bodenlose.

Leo Willert

Fondsmanager sollten gerade in Zeiten, die durch hohe Volatilität geprägt sind, ihre Nerven behalten und auf ein klares Regelwerk setzen, um die von ihnen verwalteten Fonds so wertstabil wie möglich durch die Krise zu navigieren. Eine wesentliche Entscheidung, die aktive Fondsmanager in diesen Tagen treffen müssen, ist, wann und in welchem Umfang sie wieder in den Aktienmarkt einsteigen. Auch hier sollten klare Regeln definiert und vor allem befolgt werden, um die Anlageentscheidungen auf eine objektive Basis zu stellen.

Momentumstrategie bietet klare Regeln für den Ein- und Ausstieg aus den Märkten
Ein quantitativer Investmentansatz ermöglicht das Investieren nach mathematischen Regeln. Die Automatisierung des Investmentprozesses bewahrt das Fondsmanagement davor, Meinungen und Emotionen einfließen zu lassen. Gerade bei einem Börsencrash sind auch professionelle Investmentmanager nicht vor Gefühlen wie Angst und Panik gefeit. Wenn der Markt sich kurzfristig wieder nach oben bewegt, kann die Panik leicht in Gier umschlagen und der Wiedereinstieg in den Markt zu früh erfolgen.

Eine Strategie innerhalb des quantitativen Ansatzes, die zudem als eine der am häufigsten wissenschaftlich untersuchten gilt, ist die Momentumstrategie. Diese besagt, dass Sektoren und Regionen, die in der jüngeren Vergangenheit die relativ stabilsten Aufwärtstrends im Vergleich zu allen anderen Märkten hervorgebracht haben, mit erhöhter Wahrscheinlichkeit weiterhin zu den Top-Performern zählen werden.

Das quantitative Handelssystem kann zusätzlich in kurzer Zeit eine umfassende Menge an Daten auswerten und identifiziert dadurch Investmentchancen, die aufgrund der Vielzahl an Möglichkeiten einem normalen Fondsmanager oftmals verborgen bleiben.

Eine weitere wichtige Stellschraube bieten flexible Anlagerichtlinien gepaart mit einem aktiven Risikomanagement. Infolge einer marktbedingten Aktienquotensteuerung kann eine konsequente Risikobegrenzung gewährleistet werden. Beispielsweise kann bei einem gut laufenden Aktienmarkt die Aktienquote auf bis zu 100% erhöht werden Bei Marktkorrekturen wird die Quote auf null reduziert und in andere Assetklassen wie Anleihen und den Geldmarkt investiert, um das Risiko zu minimieren.

Ein anderer wesentlicher Punkt des Risikomanagements ist das Setzen von Stop-Loss-Limits. Unterschreitet der Kurs ein bestimmtes Limit, wird aus dem Investment konsequent ausgestiegen. Dies war im Februar dieses Jahres der Fall, als die Aktienbörsen innerhalb weniger Tage mehr als 30% verloren. Beim Handelssystem von ARTS beispielsweise wurden in dieser Phase zahlreiche Stop-Loss-Limits getriggert und das Portfolio mit Cash-Positionen abgesichert.

Stabilität ist der entscheidende Faktor
In turbulenten Phasen an den Börsen beginnen Asset Manager oftmals, ihr System und ihre Investmentprozesse zu modifizieren. Handelsfrequenzen werden erhöht und neue Regeln aufgestellt. Kurzfristige marktbedingte Systemänderungen sind für ARTS jedoch kein Thema: das Rebalancing der Fonds erfolgt wie gewohnt wöchentlich, lediglich Stop-Loss-Limits greifen täglich.

Ein System kurzfristig anzupassen und nach den jeweils aktuellen Marktbedingungen zu optimieren, ist zweifelsohne auf den ersten Blick verlockend, wäre aber langfristig nachteilig. Denn gerade das technische Handelssystem soll ja gewährleisten, dass Investmententscheidungen durchgängig und konsequent umgesetzt werden und sich nicht am tagesaktuellen „Börsenklima“ ausrichten. Simulationen haben zudem gezeigt, dass Veränderungen auf Basis eines kurzfristigen Rückblicks im System zwar kurzfristig theoretisch Probleme gelöst, aber langfristig Performance gekostet hätten und somit nicht erfolgsversprechend sind.

„The trend is your friend“
Ob mit der Marktkorrektur im März bereits die Talsohle der Krise erreicht wurde wird sich nur ex-post beurteilen lassen. Am Ende gilt für den Momentumstrategen aber wie immer schlicht: The trend is your friend – und der Trend wird einzig und allein vom Computer erkannt und die Handelssignale des Systems in Folge konsequent umgesetzt.

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*) Leo Willert, CEO und Head of Trading bei ARTS Asset Management