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Kommentar: CoCo-Bonds bleiben einer der attraktivsten Bereiche des Anleihenmarkts

Der CoCo-Markt blickt auf sein turbulentestes Jahr seit Auflegung des ersten CoCo-Bonds zurück. Trotz der Verwerfungen und Pandemie-Einflüsse steht mit einer Rendite von knapp sechs Prozent (ICE BofA Contingent Capital Index) ein solides Ergebnis für 2020 in den Büchern.

Holger Krohn

Insbesondere im 4. Quartal konnten CoCo-Anleihen überdurchschnittlich zulegen und erzielten einen Kurszuwachs von über sechs Prozent. Im November schnitten sie mit 4,7% besonders stark ab. Wesentlicher Treiber waren zweifellos die frühen positiven Impfstoffnachrichten, die in Kombination mit anhaltend soliden Bilanzstrukturen und Kapitalkraft, bestätigt durch die Ergebnisse des 3. Quartals, zur Stärke des Marktes beitrugen. Im letzten Berichtszeitraum lag der mittlere Kapitalpuffer bei 5,1%. Dies entspricht einem Anstieg um 180 Basispunkte (Bp) im Jahresvergleich und sollte dazu beitragen, Befürchtungen zu Annullierungen von Kupons auf breiter Basis zu zerstreuen. Die hohe Korrelation zwischen der Performance des CoCo-Markts und positiven Impfstoffnachrichten deutet darauf hin, dass der CoCo-Markt von einer fortgesetzten Normalisierung stark profitieren dürfte.

Da sich die Credit-Spreads im Laufe des Herbstes allmählich verengten und sich die CoCo-Investoren dank erneut positiver Quartalsergebnisse zuversichtlicher zeigten, herrschte am Primärmarkt für CoCo-Anleihen eine rege Aktivität. Auf das Anlegerinteresse reagierten seit Ende September nicht weniger als elf Großbanken und Versicherer mit weltweiten Emissionen von Coco-Anleihen. Die meisten neuen Anleihen wurden von großen europäischen Banken (zum Beispiel Credit Agricole, Credit Suisse, NatWest, Societe Generale) herausgegeben. Aber auch die Allianz gab ihre erste CoCo-Anleihe heraus und nationale Bankenchampions aus verschiedenen Schwellenländern (beispielsweise China oder Vereinigte Arabische Emirate) legten neue Anleihepapiere auf.

Bei den Neuemissionen im 4. Quartal war das Management unseres CoCo-Fonds etwas wählerischer, da es diese Neuemissionen als etwas weniger attraktiv erachtete als die CoCo-Anleihen, die im 2. und 3. Quartal aufgelegt wurden. Trotzdem, die meisten Neuemissionen waren mit einem Reset-Spread von über 400 bps nach wie vor eine Investition wert. Darüber hinaus betrachten wir den Eintritt eines großen globalen Versicherers wie der Allianz in den CoCo-Markt als positives Zeichen für ein anhaltendes Wachstum und Anlegerinteresse am CoCo-Anleihenmarkt.

Das erste Halbjahr 2021 wird in unseren Augen durch den Wettlauf zwischen Impfungen auf der einen Seite und Virusmutationen/neuen Lockdown-Maßnahmen auf der anderen Seite geprägt sein. Angesichts der Herausforderungen in den Bereichen Produktion und Logistik bei den neuen Impfstoffen gehen wir von dem Basisszenario aus, dass Virenmutationen und neue Lockdown-Maßnahmen zumindest im 1. Quartal die Oberhand behalten werden. In dieser Zeit dürfte die notwendige Infrastruktur für Massenimpfungen aufgebaut worden sein.

Im 2. Quartal könnte dann zumindest die Mehrheit der zur Risikogruppe gehörenden Menschen geimpft worden sein. Über die Sommermonatedürften die Krankenhauseinweisungen deutlich abnehmen. Die Herdenimmunität könnte dann (frühestens) im Laufe des 3. Quartals erreicht werden. Wir rechnen daher damit, dass es 2021 oder sogar bis ins Jahr 2022 hinein fiskalische, monetäre und regulatorische Unterstützung geben wird. Das bedeutet, dass für den Großteil des Jahres 2021 weiterhin unterstützende finanzielle Bedingungen zu erwarten sind.

Was den Bankensektor betrifft, so gehen wir davon aus, dass sich der Zeitpunkt, zu dem aus erwarteten Kreditverluste tatsächliche Kreditverluste werden, bis Ende 2021 verschieben könnte. Seit dem Ausbruch der Krise im März 2020 hat das Management die Positionierung des Fonds entsprechend auf solide Banken und Versicherer mit starker Rentabilität vor Rückstellungen, guter Kapitalisierung und geringeren Kreditrisiken ausgerichtet. Denn bei diesen Emittenten halten wir eine mögliche Kupon-Annullierung bezüglich ihrer CoCo-Anleihen für unwahrscheinlich.

Gleichzeitig sind die Spreads bei CoCo-Anleihen vom Vorkrisen-Niveau weit entfernt (im Schnitt >100 bps Verengungspotenzial). Im Vergleich zu den meisten Anleihemärkten bieten CoCo-Anleihen 2021 sowohl ein hohes Carry- als auch ein signifikantes Spread-Verengungspotenzial. Damit ist der CoCo-Markt einer der attraktivsten Bereiche des Anleihemarkts und sollte von institutionellen Investoren weiterhin zur Portfolio-Diversifikation in Betracht gezogen werden.

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*) Holger Krohn, CSIP, verantwortet seit Oktober 2014 als Leiter Vertrieb Institutionelle Deutschland bei Swisscanto Asset Management International S.A. in Frankfurt das institutionelle Geschäft.