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Kommentar: Buy & Maintain – das Beste aus zwei Welten

Ein Buy-and-Maintain-Ansatz kombiniert die Vorteile von aktiven und passiven Ansätzen und kann Anlegern helfen, ihren Cash-flow-Bedarf gezielt zu decken – bei geringerem Risiko und niedrigeren Transaktionskosten.

Olaf John

Die Suche nach Zinserträgen beschäftigt Anleger auch in diesem Jahr. Nachdem die 10-Jahres-Rendite von deutschen Bundesanleihen im vergangenen August ein Rekordtief von -0,71% verzeichnete, liegt sie aktuell bei -0,22%. Derzeit notieren Anleihen im Gegenwert von mehr als 10 Billionen Euro (Quelle: Handelsblatt) mit einer negativen Rendite. Dies entspricht rund einem Viertel des weltweiten Volumens an Anleihen mit Investment Grade (IG). Betrachtet man lediglich den Euro-IG-Markt erhöht sich der Anteil der Anleihen mit einer negativen Rendite auf ca. 20%.

Dieses Umfeld stellt institutionelle Anleger mit Direktanlage vor größte Herausforderungen. Ohne Abstriche bei der Kreditqualität oder Liquidität zu machen, ist es kaum mehr möglich, auskömmliche Renditen zu erwirtschaften. Daher ist es wichtig, in einer risikokontrollierten Art und Weise auf ein breiteres Investmentuniversum zuzugreifen. Dieses bietet die Auslagerung eines Teils der Direktanlagen mittels Buy & Maintain-Mandat an einen externen Asset Manager.

Kundenspezifische Anforderungen mit einer Buy & Maintain-Strategie umsetzen
Buy & Maintain (B&M) ist im Grundgedanken an Buy & Hold angelehnt und setzt darüber hinaus auf eine fortlaufende Überwachung des Kreditrisikos. Das Ziel einer B&M-Strategie ist der Aufbau eines breit diversifizierten Fixed-Income-Portfolios mit Emittenten, die als langfristig fundamental stark und nicht von Zahlungsausfällen betroffen erachtet werden. Die Umschlagshäufigkeit in einem B&M-Portfolio wird auf diese Weise geringgehalten. Anleihen werden mit dem Ziel gekauft, sie bis zur Endfälligkeit zu halten, nur Rückzahlungen wie Kupons und auslaufende Anleihen müssen im Idealfall wieder angelegt werden. Damit ist der Vergleich mit einer Kapitalbenchmark obsolet. Die Qualität des Asset Managers bemisst sich dann an der Entwicklung der Kreditqualität im Portfolio im Vergleich mit der Kreditqualität des am Anfang festgelegten Investmentuniversum. Ein B&M-Portfolio vermeidet zusätzlich Konzentrationsrisiken sowie unerwünschte Emittenten. Die langfristige Kreditqualität steht im Vordergrund.

Der Aufbau eines B&M-Portfolios geht von den kundenspezifischen Anforderungen aus und wird in Bezug auf Kreditrisiko, Duration, Währungen sowie Nachhaltigkeitskriterien zusammengestellt. Zusätzlich besteht die Möglichkeit das Portfolio so zu konstruieren, dass sich Kupon- und Fälligkeiten am Auszahlungsprofil der Verpflichtungsseite orientieren. So lassen sich zum Beispiel negativ verzinste Cash-Bestände im Portfolio auf ein Minimum reduzieren.

Mit Buy & Maintain durch die Niedrigzinslandschaft
B&M-Strategien ermöglichen dem Anleger den Zugriff auf ein großes, globales Universum an Anleihen. Durch die Investition in Bonds besitzt ein B&M-Portfolio potentiell eine wesentlich höhere Liquidität im Vergleich zu einem Direktanlageportfolio, welches typischerweise von illiquiden Schuldscheindarlehen und Namensschuldverschreibungen dominiert sein mag. Best-Execution-Prozesse können helfen, den marktgerechten Handel bei Käufen und gegebenenfalls auch bei Verkäufen zu gewährleisten.

Ein weiterer Aspekt zielt auf die Empfehlung einer eigenen Rating-Beurteilung ab. Die Europäische Ratingverordnung (VERORDNUNG (EG) Nr. 1060/2009) verweist institutionelle Anleger darauf, Ratings von Ratingagenturen nicht blind zu vertrauen, sondern eigene Analysen vorzunehmen. Hier geht es zum einen um die initiale Beurteilung der Kreditqualität beim Kauf der Anleihen und zum anderen um die fortlaufende Überwachung der Kreditqualität. Im Rahmen einer Auslagerung der Direktanlage an einen externen Asset Manager hat der Anleger die Möglichkeit, diese Verantwortlichkeit zu delegieren.

Bei einer gewünschten Integration von Nachhaltigkeitsaspekten kann der Manager auf das volle Spektrum an Möglichkeiten zugreifen, von klassischen Ausschlusslisten bestimmter Branchen oder Worst-in-Class Unternehmen in Bezug auf ESG-Kriterien oder den Carbon-Footprint, über positive Allokationen zu Unternehmen mit überlegenen ESG-Profilen und Impact-Bonds bis hin zu Engagement-Tätigkeiten.

Buy & Maintain – Abgrenzung zu Passiv- und Index-Management
Der Ansatz, zu kaufen und zu halten (passives Management), ist von einem Index-Management zu unterscheiden. Beim Index-Management wird ein Portfolio über einen Kapitalmarktindex umgesetzt, was einem regelbasierten aktiven Ansatz entspricht, weil ein Index sich durch die Indexregeln auch häufig ändert, beispielsweise durch die Aufnahme von neuen Emissionen oder dem Ausscheiden einzelner Titel aus dem Index aufgrund der Unterschreitung der erforderlichen Mindestlaufzeit oder bei einer Herabstufung. Ein B&M-Ansatz kombiniert die Vorteile von aktiven und passiven Ansätzen und wird oft auch als „The better Passive“ bezeichnet. Im Bereich Selektion und Monitoring fließen Komponenten des aktiven Managements ein. Die Kosteneffizienz spiegelt sich in den niedrigeren Gebühren wider, die Anleger oft als Argument für die Auswahl von passiven Ansätzen wählen.

Im Vergleich zu passiven Ansätzen zeichnet sich ein B&M-Ansatz zudem wegen der geringeren Umschlagshäufigkeit durch wesentlich geringere Transaktionskosten aus. Auch hier bietet ein B&M-Ansatz einen entscheidenden Vorteil – denn der Verkauf direkt nach einer Herabstufung ist vom Timing her oft der ungünstigste Zeitpunkt. Läuft die Anleihe nur noch eine kurze Zeit und ist die Rückzahlungswahrscheinlichkeit hoch, ist es oft besser, die Anleihe bis zur Fälligkeit zu halten.

Abbildung 1: Vergleich von B&M mit passiven und aktiven Mandaten


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*) Olaf John ist seit Februar 2009 Head of Business Development Europe bei Insight Investment.