IPE D.A.CH: Herr Roßner, Sie sind Fondsberater des ART Global Macro. Für alle Leser die Ihren speziellen Investmentansatz noch nicht kennen – mögen Sie uns diesen zum Einstieg kurz erläutern?
Roßner: Unser makroökonomischer Multi-Asset-Ansatz setzt auf eine systematische Strategie, die kurzfristige wirtschaftliche Prognosen nutzt, um historische Ursache-Wirkungs-Ketten in Echtzeit zu erkennen und ihre Auswirkungen auf die Finanzmärkte zu antizipieren. Die Kombination von quantitativer Technologie und fundamentaler Logik stellt eine sogenannte „quantamentale“ Strategie dar.
IPE D.A.CH: Im turbulenten Marktumfeld rund um die US-Zölle konnten Sie mit Ihrer Anlagestrategie mit einem Plus von über 5% ein überzeugendes Ergebnis liefern. Wie bewerten Sie dieses Ergebnis?
Roßner: Wir sind damit natürlich sehr zufrieden, insbesondere angesichts des von Ihnen angesprochenen anspruchsvollen Marktumfelds. Die Entwicklung im April zeigt, dass unser flexibler Ansatz in der Allokation Früchte trägt und unsere Strategie funktioniert.
IPE D.A.CH: Was zeichnet Ihre Anlagestrategie neben der Flexibilität besonders aus?
Roßner: Es ist die Kombination aus Flexibilität und Bewertungsdisziplin, die in unserer Strategie fest verankert ist und damit ein zentraler Erfolgsfaktor. Die Bewertungssignale haben uns beispielsweise in den vergangenen Wochen geholfen, sehr effektiv zu handeln und rechtzeitig auf Veränderungen im Marktumfeld zu reagieren sowie vor dem größten Abverkauf eine defensive Positionierung einzunehmen. Im Anschluss konnte wir – auf Basis der Signale - in Teilen der Absicherungen Gewinne mitnehmen und auch von der Erholung der strukturelle Long-Investments profitieren.
IPE D.A.CH: Wie beeinflusst der politische Wechsel von Biden zu Trump Ihre Perspektive?
Roßner: Der Übergang hat bereits nahezu alle Zyklusphasen verändert. Wir sehen aktuell eine defensive Neujustierung unserer Asset Allokation als angemessen. Insbesondere die neue Zoll- und Steuerpolitik birgt Risiken – vor allem für hoch bewertete US-Märkte. Gleichzeitig identifizieren wir im internationalen Kontext außergewöhnliche Value-Gelegenheiten, da viele Märkte auf dem niedrigsten Bewertungspercentil notieren. Diese Diskrepanz gegenüber etablierten Indizes wie dem MSCI World eröffnet langfristige Outperformance-Potenziale.
IPE D.A.CH: Welche wirtschaftlichen Entwicklungen erwarten Sie im zweiten Halbjahr?
Roßner: Unsere Indikatoren deuten klar auf einen konjunkturellen Abschwung hin – begleitet von trügerisch hohen Aktivitätsdaten, die durch vorgezogene Importe vor neuen Zöllen getrieben werden. In den USA sehen wir stagflationäre Tendenzen, international rechnen wir mit einer Rezession. Die Fed reagiert bislang moderat, doch aus unserer Sicht dürfte sich der Zinssenkungszyklus fortsetzen oder gar beschleunigen.
IPE D.A.CH: Und wie reagieren Sie darauf in der Portfoliokonstruktion?
Roßner: Erstmals seit Fondsstart setzen wir intensiv auf defensive Anleihen. Sollte sich die besonders riskante Frühphase einer Rezession bestätigen, sind wir bereit, auch Short-Positionen in Aktienindizes einzugehen. Unsere Strategie ist darauf ausgerichtet, in allen Marktphasen Chancen zu nutzen und Risiken aktiv zu managen.
IPE D.A.CH: Abschließend noch ein Blick auf das mit über 100 Mio. Euro zuletzt deutlich gestiegene Fondsvolumen bei einem Track Record von mittlerweile mehr als vier Jahren. Was bedeutet das für Ihre Strategie?
Roßner: Neue Zuflüsse haben das Volumen deutlich anwachsen lassen und sind für uns ein Sweet-Spot für das Anstreben ambitionierter Renditen. Dafür möchte ich an dieser Stelle unseren Investoren für das entgegengebrachte Vertrauen herzlich danken. Das höhere Volumen eröffnet uns zusätzliche Möglichkeiten, differenzierte Value-Chancen im Portfolio auch weiterhin gezielt zu verfolgen.
IPE D.A.CH: Vielen Dank für die Einblicke.
„Kombination aus Flexibilität und Bewertungsdisziplin zahlt sich aus – insbesondere in einem herausfordernden Umfeld“

Martin Roßner