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Invesco: Für alternative Anlageklassen dürfte 2022 nicht so glatt laufen wie das Vorjahr

Vor dem Hintergrund der anhaltenden Suche nach Rendite haben Paul Jackson, Global Head of Asset Allocation Research, und András Vig, Multi Asset Strategist aus dem Global Market Strategy Office von Invesco, die jüngste Performance und den Ausblick für potenziell ertragreichere alternative Anlageklassen untersucht. Im Vergleich zu traditionelleren Investments wie Geldmarktanlagen, Staatsanleihen, Investment-Grade- und Hochzinsanleihen oder Aktien war 2021 für einige „Alternatives“ - insbesondere Private Equity und Bitcoin – ein herausragendes Jahr. 2022 dürfte das Bild anders aussehen, so die These die Invesco-Experten.

Paul Jackson

Nachdem die weltweite Erholung von einer tiefen Rezession zyklischen Anlagen in den letzten zwölf Monaten einen viel besseren Lauf beschert hat als defensiven Anlagen, werde 2022 ein Jahr des Übergangs sein. Anstelle der zuletzt hohen Wachstumsraten rechnen die Invesco-Strategen mit einer Rückkehr in Richtung der Trendwachstumsrate. Dadurch würden sich die Renditen der verschiedenen Anlageklassen stärker aneinander annähern. Jackson und Vig vermuten, dass zyklische Anlagen erneut am besten abschneiden werden, aber weniger deutlich als zuvor. Angesichts der Aussicht auf eine Wachstumsabschwächung und nennenswerte Straffung der Geldpolitik sollten sich die Anleger auf eine höhere Volatilität und eine insgesamt durchwachsenere Entwicklung einstellen.

Dennoch sollten alternative Anlagen ein Bereich sein, in dem Investoren im andauernden Niedrigzinsumfeld weiterhin auskömmliche Erträge erzielen können. Eine echte Zinswende bei traditionellen Anleiheninvestments halten die Invesco-Experten auf mehrere Jahre hinaus für unwahrscheinlich. Wie Jackson in einem Artikel für die Invesco-Publikation „Uncommon Truths“ hervorhebt, herrscht weiterhin der Eindruck vor, dass der durchschnittliche Anleger keinen Zugang zu diesen nicht liquiden Anlagen habe. Dabei seien viele „Alternatives“ wie Immobilien-Direktinvestitionen, Private Equity, Hedgefonds-Strategien, Rohstoffe und Kryptowährungen durch Produkte wie REITs, Private-Equity-Fonds, börsengehandelte Hedgefonds, Rohstofffonds und Zertifikate viel leichter zugänglich geworden.

Da die Renditen der meisten Vermögenswerte derzeit am unteren Ende der historischen Spanne liegen, richten die Invesco-Experten ihre Aufmerksamkeit bei der Suche nach Erträgen vor allem auf Immobilien aus Schwellenländern und Schwellenländeranleihen (einschließlich China), Hochzinsanleihen und Master Limited Partnerships (MLPs).

„Alle diese Anlagen sind im Risikospektrum weiter oben angesiedelt, aber wir schätzen insbesondere Immobilien aus Schwellenmärkten – als einzige der von uns analysierten Anlageklassen liegt ihre Rendite deutlich über dem historischen Normbereich“, sagt Jackson.

Angesichts des sehr niedrigen Renditeniveaus sei es Anlegern leichter gefallen, in Anlagen mit bestenfalls geringen laufenden Erträgen wie Wachstumsaktien, Gold und Kryptowährungen zu investieren. Wenn die Zentralbanken ihre Anleihenkäufe drosseln und die Zinsen anheben, würden die Opportunitätskosten dieser ertragsarmen/-losen Anlagen jedoch steigen. Daher erwarten die Invesco-Experten auch, dass Gold und Bitcoin in diesem Jahr zu kämpfen haben werden. Die von ihnen durchgeführte Analyse der Renditen unterschiedlicher Anlageklassen seit 2006 zeigt, dass Bitcoin in jedem Jahr mit Ausnahme des Jahres 2021, in dem die Kryptowährung den zweiten Platz belegte, entweder die beste oder die schlechteste Wertentwicklung erzielt hat. „Timing ist also alles: Wenn es gut läuft, läuft es sehr gut, aber wenn es schlecht läuft, tut das richtig weh, und wir vermuten, dass 2022 ein schmerzhaftes Jahr werden könnte“, so Jackson.

Angesichts des zu erwartenden Anstiegs der Volatilität im Zuge einer restriktiveren Geldpolitik könnten einige Anleger traditionell weniger volatile Hedgefonds-Strategien bevorzugen. Die Invesco-Experten warnen jedoch, dass diese es seit 2001 in kaum einem Jahr unter die Top 50% der Anlageklassen geschafft haben. Ihrer Ansicht nach hätten Staatsanleihen oder Investment-Grade-Anleihen in diesem Zeitraum ein besseres Risiko-Ertrags-Verhältnis geboten. Private Equity, im Grunde genommen eine stark zyklische Version börsennotierter Aktien mit hohem Beta, habe seit der Jahrtausendwende die höchsten Renditen geliefert, sei jedoch mit einer hohen Volatilität verbunden. Mit seiner Kombination aus niedrigen Renditen, geringer Volatilität und einer geringen Korrelation zu anderen Vermögenswerten ist Cash Jackson und Vig zufolge nach wie vor ein guter Diversifikator.

Unter der Annahme, dass die künftige Entwicklung der der vergangenen zwei Jahrzehnte ähneln wird, hätten die Invesco-Experten eine Präferenz für Aktien gegenüber Diamanten und Rohstoffen, die beide durch niedrigere Renditen und eine höhere Volatilität gekennzeichnet gewesen sind. Außerdem würden sie Direktimmobilien, REITs, Hochzinsanleihen und Gold den Vorzug gegenüber Aktien geben, da erstere höhere Renditen bei einer geringeren Volatilität aufgewiesen haben. Wie ihre Untersuchung zeigt, haben Cash, Staatsanleihen, Investment-Grade-Anleihen und Hedgefonds niedrigere Renditen als Aktien geliefert, das aber bei einer geringeren Volatilität, sodass die Wahl hier letztlich von den Risikopräferenzen des Anlegers abhängt. Private Equity und teurer Wein – ein alternatives Investment, das am besten als Sammlerobjekt beschrieben werden kann – haben höhere Renditen als Aktien erbracht, allerdings mit stärkeren Wertschwankungen, sodass auch hier die Wahl von den Risikopräferenzen abhängt. „Dabei hat Wein natürlich den zusätzlichen Vorteil, dass Anleger – wenn der Vermögenswert physisch gehalten wird – ihre Sorgen ertränken können, falls es ganz schlecht laufen sollte“, ergänzt Jackson.