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„Institutionelle Investoren sollten der Assetklasse Devisen bei der Portfoliodiversifikation mehr Aufmerksamkeit schenken“

Währungsanlagen können einen positiven Beitrag zur Portfoliorendite leisten und dabei gleichzeitig die Schwankungsbreite reduzieren. Die Funktionsweise der unterschiedlichen Währungsstrategien und die Frage, ob der Euro aus dem Gesichtspunkt der Kaufkraftparität derzeit niedrig oder hoch bewertet ist, beantwortet Manfred Schraepler, Leiter von db funds, im Gespräch.

Manfred Schraepler, db funds

IPE Institutional Investment: Währungen werden in jüngster Zeit verstärkt als Anlageklasse für die Portfoliodiversifikation genannt. Wie sehen Sie das, Herr Schraepler?
Schraepler: Research der Deutschen Bank hat gezeigt, dass Währungen in der Tat die Chance auf attraktive Renditen bieten. Da die Korrelation von Währungen mit anderen Assetklassen wie Aktien und Renten niedrig bzw. sogar negativ ist, eignen sich Währungen aus unserer Sicht für die Portfoliodiversifikation und können die risikobereinigten Renditen in den meisten traditionellen Portfolios deutlich steigern. Wir sind daher der Ansicht, dass Investoren Währungen nicht nur als alternative Investments betrachten sollten, sondern tatsächlich als eigene Assetklasse.

IPE Institutional Investment: Aber handelt es sich bei Währungsanlagen letztlich nicht um ein Nullsummenspiel?
Schraepler:
Nun, die Devisenmärkte haben ein tägliches Handelsvolumen von 3,2 Bio. US-Dollar. Im Vergleich dazu kommen US-Staatanleihen nur auf ca. 500 Mrd. und das Aktienvolumen an der NYSE beläuft sich auf etwa 100 Mrd. US-Dollar. Es handelt sich bei den Devisen somit um die Assetklasse mit der höchsten Liquidität. Und trotzdem gibt es in diesem Bereich Marktineffizienzen, da für ca. 70% der Marktteilnehmer die Liquidität im Vordergrund steht und weniger die Rendite. Diese Marktteilnehmer sind z.B. Unternehmen, Touristen und Zentralbanken; sie haben keine Gewinnerzielungsabsicht, sie sind sogar bereit eine Liquiditätsprämie für den Marktzugang zu zahlen. Frühere Research-Analysen haben gezeigt, dass über den Devisenmarkt im Zeitverlauf aus genannten Gründen systematisch positive Renditen generiert werden können.

IPE Institutional Investment: Können sich Anleger im Devisenmarkt an einer Benchmark orientieren?
Schraepler:
Letztlich sind Benchmarks Handelsregeln. So wie für einen Aktienindex subjektive Aspekte wie die tägliche Liquidität oder die Marktkapitalisierung zugrunde gelegt werden, sind solche Handelsregeln auch im Währungsmarkt zu erkennen. Wichtig bei der Erstellung einer Währungsbenchmark ist, dass grundsätzlich allgemein bekannte und verwendete Ansätze zur Abbildung von Währungsrenditen zum Einsatz kommen. Es haben sich im Devisenmarkt über die Jahre drei wesentliche Handelsstrategien entwickelt. Hierzu zählt die Carry-, die Momentum- und die Valuation-Strategie, bei denen es sich vermutlich um die am häufigsten eingesetzten Devisenstrategien handelt. In unserer 2007 entwickelten Benchmark für Devisenmarktrenditen, dem Deutsche Bank Currency Returns Index (DBCR Index), werden diese drei Strategien mit gleicher Gewichtung nachgebildet. Der Index soll somit die langfristigen systematischen Renditen abbilden, die durch eine Anlage in Devisenmärkte zur Verfügung stehen können.

IPE Institutional Investment: Können Sie uns die drei genannten Strategien bitte genauer erläutern?
Schraepler: Gerne. Die Carry-Strategie nutzt letztlich Zinsunterschiede zwischen den einzelnen Volkswirtschaften. Für den DBCR+ Index werden bei der Carry Strategie aus dem Währungskorb die fünf Währungen mit der höchsten Verzinsung gekauft und die fünf Währungen mit der niedrigsten Verzinsung verkauft. Dabei muss sichergestellt werden, dass es sich bei den gehandelten Währungen um mindestens zwei Währungen aus dem G10-Universum handelt. Die Momentum-Strategie handelt nach dem Motto: „the trend is your friend“. Dabei werden die drei Währungen, die die höchste Rendite der vergangenen 12 Monate gegenüber US-Dollar erzielt haben, gekauft und umgekehrt. Die dritte Strategie „Valuation“ – auch als Bic Mac Index im Markt bekannt – geht von der Theorie aus, dass sich Währungen mittelfristig in Richtung der Kaufkraftparität bewegen. Hierzu gehört unter anderem der Euro, der bei der letzten Umschichtung im Juni 2010 nach dieser Strategie zu einer der drei unterbewertetsten Währungen zählte – aufgrund der Kursrückgänge in den vergangenen Wochen. Interessant ist dabei, dass sich diese drei Strategien wiederum unabhängig voneinander entwickeln. Während die Carry-Strategie im Jahr 2008 deutliche Kursrückgänge verzeichnete, entwickelte sich die die Momentum- und auch die Valuation-Strategie überdurchschnittlich gut. Durch die Kombination dieser Strategien kommt es daher zu einer guten Balance.

IPE Institutional Investment: Gibt es statistische Daten darüber, wie sich Portfoliorenditen mit einer Währungskomponente ändern?
Schraepler:
Ja. Schaut man die klassische Vermögensallokation bei auf Euro lautenden Pensionsfonds an, so tragen Aktien in etwa die Hälfte zur Portfoliogewichtung bei. Auf Anleihen entfallen ca. 35% und Waren, wie z.B. Rohstoffe, machen rund 15% des Gesamtportfolios aus. Ein solches Portfolio hätte in einem Zeitraum von 11 Jahren, nämlich zwischen dem 1. Januar 1999 und dem 31. Dezember 2009 eine annualisierte Rendite von 3,3% bei einer Volatilität von 11,5% erzielt. Hätte man stattdessen die Aktienquote von 50% auf 30% reduziert und dafür in gleichem Maße Devisen in das Portfolio aufgenommen, hätte sich die jährliche Rendite auf 4,7% erhöht und das Risikomaß, die Volatilität, hätte auf 8% abgenommen. Das zeigt, dass institutionelle Investoren der Assetklasse Devisen bei der Portfoliodiversifikation durchaus Aufmerksamkeit schenken sollten.