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„Im Multi-Asset-Bereich wird wesentlich breiter und granularer investiert als noch vor einigen Jahren“

Multi Asset Ansätze werden zunehmend diversifizierter und haben nichts mehr mit den ehemals als Mischfonds bezeichneten Produkten zu tun. IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Sigrid Zecha, Managing Director und Leiterin Multi Asset Class Solutions (MACS) bei Credit Suisse Deutschland über die Bedeutung einer globalen Diversifikation im Portfolio und alternativen Renditequellen.

Sigrid Zecha

IPE Institutional Investment: Frau Zecha, wie würden Sie die Grundüberzeugungen der MACS-Einheit bei der Credit Suisse umschreiben?
Zecha: Eines unserer wichtigsten Themen ist die globale Diversifikation. Wir sehen dies als das wichtigste Element beim Portfolioaufbau an. Dabei spielen für uns Alternative Anlagen wie Immobilien, Hedgefonds und Rohstoffe eine Schlüsselrolle als alternative Renditequelle.

IPE Institutional Investment:
Glauben Sie, dass sich die Zinslandschaft absehbar ändern wird?
Zecha: Wir rechnen weiterhin mit einer lockeren Geldpolitik der Notenbanken – auch in den USA – und folglich mit anhaltend niedrigen Realzinsen. Ich gehe fest davon aus, dass die Anlagekurse auch in den kommenden Jahren schneller steigen werden als die von realen Gütern und Dienstleistungen. Die Asset Bubble könnte in dieser Hinsicht größer werden.

IPE Institutional Investment: Sprechen wir mittlerweile auch von einem Währungskrieg der Notenbanken? Daraus abgeleitet auch die Frage, wie positionieren Sie sich auf der Währungsseite?
Zecha: Ich denke, die Notenbanken wissen wohl, dass es hier langfristig keinen Gewinner geben würde. Innerhalb unserer Multi-Asset-Portfolios sehen wir Währungen allerdings als sehr wichtig an, gerade ihre diversifizierende Wirkung im Aktienbereich.

IPE Institutional Investment: Wie sieht es dann auf der Anleiheseite aus?
Zecha: Im Anleihebereich wiegen für uns die Nachteile aktiver Währungspositionen schwerer als die Vorteile. Entsprechend vermeiden wir hier ein Währungsrisiko, unter Umständen auch durch eine entsprechende Absicherung.

IPE Institutional Investment: Lassen Sie mich zurück auf das Thema Multi Asset kommen. Wie würden Sie hier die Veränderungen der letzten Jahre beschreiben?
Zecha: Ich hatte vorhin schon das Stichwort Diversifikation genannt. Im Multi-Asset-Bereich wird wesentlich breiter und granularer investiert als noch vor einigen Jahren. Auch das Thema Risikomanagement ist natürlich nach 2008 ein ganz anderer Faktor geworden. Die Portfoliokonstruktion wird im institutionellen Bereich sehr stark von der Risikotragfähigkeit des Kunden beeinflusst.

IPE Institutional Investment: Welche Erwartungen hinsichtlich Rendite werden derzeit an Sie als Multi-Asset-Manager gestellt?
Zecha: Am Markt hängt man noch immer an der 4%-Marke. Ich denke aber, dass im aktuellen Umfeld ein Return – je nach Risikoprofil – von 3-3,5% p.a. ein sehr gutes Ergebnis darstellt.

IPE Institutional Investment: Welcher maximale Drawdown ist auf der Kundenseite noch akzeptabel?
Zecha: Sicher nicht Drawdowns bei rund 30%, die wir bei klassischen Mischfonds im Rahmen der Finanzkrise gesehen haben. Für Investoren wird es aktuell schon schwer sein, Drawdowns im hohen einstelligen Prozent-Bereich auch bei konzentrierteren Strategien zu tolerieren.

IPE Institutional Investment: Letztlich bleibt es dann aber eine sehr individuelle Entscheidung des Kunden?
Zecha: Richtig, wir haben hier auch keine standardisierten Absicherungsentscheidungen, sondern besprechen diese ganz individuell mit den Kunden, wenn wir die Gefahr sehen, dass vordefinierte weiche Grenzen gerissen werden könnten. Dies passiert auch abhängig vom dahinter stehenden Szenario.

IPE Institutional Investment: Wie war das beispielsweise vor einigen Wochen rund um die „Brexit“-Entscheidung?
Zecha: Wir haben unseren Kunden hier individuell ausgearbeitete Absicherungsstrategien vorgelegt, letztlich hat sich aber fast keiner für die Sicherung entschieden. Im Nachhinein war dies in der konkreten Situation sicher die richtige Entscheidung. Es war schon häufiger der Fall, dass Entwicklungen, die auf politische Entscheidungen zurückgehen, nur kurzfristige Reaktionen auslösten.

IPE Institutional Investment: Wen würden Sie als besonders offen gegenüber Multi-Asset-Konzepten bezeichnen, gibt es hier Schwerpunkte bei den Kunden?
Zecha: Typische Kundensegmente sind derzeit Versorgungswerke, Stiftungen, kirchliche Einrichtungen und auch kleinere Unternehmen. Über die letzten Jahre haben sich aber auch große institutionelle Anleger wie Versicherungen und Pensionseinrichtungen wieder stärker den Multi-Asset-Konzepten zugewandt, statt alles selbst zu machen.

IPE Institutional Investment: Sie hatten eingangs über die Bedeutung der Diversifikation gesprochen. Wo sehen Sie hier noch weitere Potenziale?
Zecha: Im Emerging-Market-Debt-Bereich kann ich mir durchaus vorstellen, dass die immer besser werdende Markttiefe noch stärker eingebunden werden kann.

IPE Institutional Investment: Besten Dank für diese Einblicke.