Foundation | Welcome

Menu


Gastkommentar: Gold trotzt der Krise

Inmitten der zuletzt an den Finanzmärkten erlebten Volatilität war die starke Preisentwicklung von Goldbarren äußerst beeindruckend, besonders als klar wurde, wie tückisch die Kapitalmärkte im Angesicht der Kreditkrise sein werden. Diese Bedingungen haben sicherlich den Zulauf in so genannte „sichere Häfen“ verstärkt, zu denen auch Goldbarren gerechnet werden. Der Preisaufschwung bei den Edelmetallen steht aber in jedem Fall auf einem soliden Fundament.

Jüngste Höchststände, bei denen der Goldpreis erstmals die Marke von 1.000 USD pro Feinunze überschritt, wurden unterstützt durch die starke Nachfrage von Anlegern, denen das vorherrschende Bankenklima Angst machte. Zudem haben Barren eine lange Tradition als Absicherung gegenüber Inflation, Dollarschwäche und geopolitischen Spannungen. Neben diesen bereits starken Argumenten haben auch Zentralbanken aus Asien, dem Mittleren und Nahen Osten, die für ihre USD-Reserven bekannt sind, mit der Diversifizierung jenseits des Dollars begonnen. Es wäre von daher nicht überraschend, wenn einige sich dem Gold als Alternative zugewandt haben. Auch die Nachfrage aus der Schmuckindustrie könnte auf lange Sicht steigen, in den entwicklungsstarken Schwellenländern entwickelt sich eine wohlhabendere Mittelschicht.

Auf der anderen Seite der Gleichung steht eine Goldminenproduktion, die seit 2001 stagniert oder gar zurückgeht. In den 1990er Jahren wurde der Goldpreis niedrig gehalten durch Zentralbanken, die wesentliche Teile ihrer Bestände veräußerten und so das Angebot auf dem Markt erhöhten. Als die Goldpreise fielen, sparten Minengesellschaften bei der Exploration und kürzten die Investitionen in existierende Anlagen. Mit dem nachfolgenden Anstieg des Goldpreises hielten die Investitionen dann nicht mehr Schritt, sodass neue Goldquellen heute rar sind. Bemerkenswerterweise gehen einige Branchenprognosen davon aus, dass die Produktion sich weiter verringern wird, um zehn bis 15 Prozent innerhalb der nächsten fünf Jahre. Der langfristige Ausblick für die Goldnachfrage aus der Schmuckindustrie ist dagegen wegen des steigenden Wohlstandes in den Schwellenländern positiv, wenngleich es nicht überrascht, wenn die Nachfrage kurzfristig aufgrund von Preisspitzen schwächelt. Angesichts der stagnierenden oder gar zurückgehenden Goldminenproduktion würde es aber wohl Preise jenseits von 1.000 USD pro Unze brauchen, um den Trend abzuflachen oder umzukehren.

Auf der Basis dieser starken Fundamentaldaten sehen Goldbarren nicht mehr ganz so teuer aus, wie es zunächst scheint. Wenn man den heutigen Preis ins rechte Licht rücken will, muss man zudem anmerken, dass der im Januar 1980 erreichte letzte Höchststand von 850 USD pro Feinunze Gold in heutiger Währung einem Preis von etwa 2.279 USD entsprechen würde. Ungeachtet der erreichten neuen nominellen Höchststände und des Umstandes, dass Goldaktien relativ zu Goldbarren weiterhin günstig sind, scheint der Aufwärtstrend erhalten zu bleiben. Jeden Rücksetzer sollte als Chance betrachtet werden, Goldaktienbestände auf- oder auszubauen.

*****
*) Evy Hambro ist Fondsmanager des BGF World Gold Fund bei Blackrock.