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Gastbeitrag: Fünf Themen, die Euro-Unternehmensanleihen prägen

Attraktive Renditen und positive technische Daten unterstützen die Anlageklasse, während sich die Konjunktur abschwächt.

Der europäische Markt für Investment-Grade-Unternehmensanleihen ist weiterhin attraktiv, da die Renditen auf dem höchsten Stand seit über zehn Jahren liegen. Auch die technischen und fundamentalen Daten sprechen für den Markt, doch angesichts der anhaltenden Konjunkturabschwächung in der Eurozone ist die Titelauswahl entscheidend. Im Folgenden gehen wir auf fünf Themen ein, die derzeit die Aktivitäten und die Wertentwicklung auf dem europäischen Markt für Investment-Grade-Unternehmensanleihen bestimmen.

1. Renditen bleiben attraktiv
Der europäische Markt für Investment-Grade-Unternehmensanleihen bietet Anlegern nach wie vor überzeugende Renditechancen, insbesondere für langfristig orientierte Anleger. In der Tat liegt die durchschnittliche Rendite in dieser Anlageklasse bei 4,45% und damit auf dem höchsten Stand seit Januar 2012. Dies ist nicht nur in absoluten Zahlen wettbewerbsfähig, sondern auch in relativen Zahlen, da es einen Renditeanstieg gegenüber traditionellen Staatsanleihen bietet.

2. Positives technisches Bild
Die technischen Daten dürften Euro-Investment-Grade-Unternehmensanleihen positiven Rückenwind verleihen. Die Anlageklasse hat wieder Zuflüsse verzeichnet, und wir gehen davon aus, dass dieser Trend angesichts der hohen Gesamtrendite, die den Anlegern zur Verfügung steht, anhalten wird. Das Emissionsvolumina dürfte überschaubar sein, da der Finanzierungsbedarf von Investment-Grade-Unternehmen derzeit gering ist und sich die Zahl der Fusionen und Übernahmen auf einem Zehnjahrestief befindet. Darüber hinaus verfügen die Unternehmen über einen hohen Bestand an liquiden Mitteln, so dass sie sich weniger auf dem Primärmarkt finanzieren müssen. Insgesamt sind wir der Ansicht, dass der starke Zinsanstieg für Unternehmensanleihen unter dem Strich positiv ist, da die wahrscheinlichen positiven Auswirkungen auf die Nachfrage die Risiken im Zusammenhang mit höheren potenziellen Finanzierungskosten und einer strafferen Geldpolitik überwiegen dürften.

3. Unterstützende Fundamentaldaten lassen leicht nach, allerdings von einer starken Basis aus
Der wirtschaftliche Abschwung beginnt, die Gewinnmargen der Unternehmen zu belasten. Obwohl dies zu einer leichten Verschlechterung der Fundamentaldaten der Unternehmen führt, gehen die meisten Unternehmen aus einer Position der Stärke in diesen Abschwung. Insgesamt verfügen Unternehmen mit Investment-Grade-Rating über solide Fundamentaldaten - der Verschuldungsgrad ist niedrig, und der Zinsdeckungsgrad liegt immer noch deutlich über dem historischen Durchschnitt. Dies ist hilfreich und verschafft den Unternehmen einen größeren Puffer, um diese Phase des schwachen Wirtschaftswachstums zu überstehen.

4. Die Europäische Zentralbank hat die Zinserhöhung wahrscheinlich beendet
Das wahrscheinliche Ende des Zinserhöhungszyklus der Europäischen Zentralbank (EZB) sollte die Märkte beruhigen, insbesondere wenn dies zu einer Verringerung der Zinsvolatilität beiträgt. Auf der letzten geldpolitischen Sitzung im Oktober hielt die EZB die Zinssätze nach zehn aufeinanderfolgenden Erhöhungen konstant. Wir gehen davon aus, dass die nächste Phase des geldpolitischen Zyklus nun begonnen hat und es angesichts der schwachen Wirtschaft irgendwann im Jahr 2024 zu Zinssenkungen kommen wird. Dies könnte zu einigen Kapitalgewinnen bei europäischen Investment-Grade-Unternehmensanleihen führen. Wir sind uns jedoch des laufenden quantitativen Straffungsprogramms der EZB bewusst und schließen eine daraus resultierende Volatilität nicht aus, insbesondere wenn der Prozess beschleunigt wird.

5. Titelauswahl bei schwächerem Wachstum unabdingbar
In einem Umfeld, in dem sich das Wachstum abschwächt, ist eine geschickte Wertpapierauswahl und Sektorallokation auf der Grundlage einer gründlichen Fundamentalanalyse von entscheidender Bedeutung. Derzeit sind wir vorsichtig, was die Aussichten für den Immobiliensektor betrifft, einen Sektor, der anfällig für erhöhte Finanzierungskosten ist und in dem unserer Meinung nach ein erhöhtes Risiko von „gefallenen Engeln“ besteht. Die Fundamentaldaten sind schwach, insbesondere im Teilsektor Büroimmobilien, da die Kreditkonditionen verschärft wurden und die Möglichkeiten zum Schuldenabbau begrenzt sind.

Im Gegensatz dazu gefällt uns der europäische Finanzsektor, der durch attraktive Bewertungen und weitgehend robuste Fundamentaldaten unterstützt wird. Insbesondere isländische Banken sind aufgrund ihrer soliden Kapital- und Liquiditätsausstattung im Blickfeld sowie ausgewählte spanische Banken, die von starken Gewinnmargen profitieren. Wir halten auch mittel- und osteuropäische Banken für attraktiv. Viele dieser Banken sind mit westeuropäischen Finanzinstituten verbunden, bieten jedoch einen attraktiven Spread sowohl gegenüber ihren Konkurrenten in den Industrieländern als auch gegenüber den Staatsanleihen der Länder, in denen sie ansässig sind. Vorsichtig sind wir beispielsweise bei Banken mit einem besonders hohen Engagement in Gewerbeimmobilien.

Fazit
Insgesamt sind wir der Ansicht, dass die Anlageklasse mit ihren positiven technischen Daten und den höchsten verfügbaren Renditen seit mehr als zehn Jahren weiterhin überzeugende Argumente bietet. Das wahrscheinliche Ende des Zinserhöhungszyklus der EZB ist ebenfalls förderlich, insbesondere wenn dies zu einer Verringerung der Zinsvolatilität führt. Auch wenn es Anzeichen für eine Abschwächung der Fundamentaldaten gibt, so ist dies doch von einer starken Basis aus geschehen, die bei einer Abschwächung des Wachstums in der Eurozone einen gewissen Schutz bieten sollte.

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*) Howard Woodward, Portfoliomanager bei T. Rowe Price