Foundation | Welcome

Menu


Expertenkommentar: Emerging Markets Corporate Bonds - eine unterschätzte Anlageklasse

Einer kürzlich von J. P. Morgan veröffentlichten Studie zufolge haben sich Unternehmensanleihen aus den Emerging Markets mit einem Volumen von weltweit derzeit ca. 620 Mrd. US-Dollar zu einer eigenen Anlageklasse entwickelt. Der Hype für diesen Markt ist zwar abgeklungen. Doch Papiere aus Schwellenländern bieten auch derzeit bessere Chancen und niedrigere Ausfallquoten als Bonds aus etablierten Märkten.

Søren Bertelsen

Mit Unternehmensanleihen ist es wie mit Turnschuhen. Obwohl die meisten renommierten Firmen in denselben Fabriken Chinas und Vietnams fertigen lassen, sind Konsumenten bereit, viel Geld für ein Label aus einem Industrieland zu bezahlen. Keine einzige Marke aus einem Schwellenland ist en vogue. Auch bei Corporate Bonds bevorzugen Anleger Papiere aus Europa oder den USA. Dabei bieten Corporate Debts hier oft bessere Konditionen.

Ein Beispiel: Die indische ICICI-Bank zählt laut Forbes-Liste zu den größten Finanzinstituten der Welt. Das Geldhaus verfügt über ein Triple-B-Rating, ist Marktführer in Indien und erzielt hohe Gewinne. Dennoch ist der Kupon deutlich höher als bei vergleichbaren Bonds europäischer oder amerikanischer Finanzinstitute.

Die höheren Spreads sind ein wichtiges Argument, um in Emerging Markets Bonds zu investieren. Die niedrigen Ausfallraten von Unternehmensanleihen aus Schwellenländern sind das zweite: Im historischen Vergleich liegen diese Zahlen deutlich unter dem weltweiten Durchschnitt. Denn in den Emerging Markets sind zum einen die erforderlichen Standards, die Firmen bei Neuemissionen erfüllen müssen, meist strenger als in den Industrieländern. Zum anderen haben Unternehmen aus Schwellenländern immer wieder ein niedrigeres Rating, als ihre finanzielle und strategische Stärke es eigentlich indizieren würde.

Ein Beispiel dafür ist Gajah Tunggal aus Indonesien: ein Wert, der mit einem B3-Rating zu den riskantesten Papieren im Portfolio zählt. Das Unternehmen stellt Reifen für Autos und Motorräder her. Der französische Reifenhersteller Michelin ist einer der größten Kunden und hat sich an der Firma beteiligt. Aufgrund einer Restrukturierung in der Finanzkrise sehen die Zahlen erheblich besser aus, als das Rating vermuten lässt. Daher ist der Kupon für dieses Risiko äußerst attraktiv.

Dennoch ist gerade bei Unternehmensanleihen aus Schwellenländern das Risikomanagement äußerst wichtig. Wir streuen Risiken stets breit. So dürfen nie mehr als 3% in die Papiere eines Emittenten investiert sein. Die Obergrenze liegt pro Land, das mit Investmentgrade bewertet wurde, bei 20%. Bei einem schlechteren Rating liegt der Anteil maximal bei 10%. Zudem ist für Neuinvestitionen eine Note von mindestens CC beziehungsweise Ca vorgeschrieben.

Darüber hinaus meidet BankInvest Papiere aus Ländern, die strukturell schwach sind oder in eine Krise geraten könnten, denn historisch gesehen sind 70% aller Ausfälle in den Emerging Markets durch eine Wirtschaftskrise eines Landes bedingt. Trotzdem gibt es Ausnahmen. So sind wir langfristig gesehen skeptisch bezüglich argentinischer Titel. In IRSA haben wir dennoch investiert. Das Unternehmen verfügt über ein sehr konservatives Management. Wir glauben, dass dies ein sicherer Weg ist, um von den derzeit hohen Spreads zu profitieren. Dennoch haben wir nur geringe Summen investiert.

Unterm Strich halten wir den Markt für dauerhaft attraktiv und freuen uns über jede Gelegenheit, für unsere Anleger Titel mit vergleichsweise niedrigem Risiko und hoher Rendite zu kaufen. Bisher konzentrieren sich nur wenige Investoren auf diese Anlageklasse. Daher gibt es für unsere Analysten dort immer wieder Perlen zu entdecken.


---
*) Søren Bertelsen ist Fondsmanager des BI SICAV Emerging Markets Corporate Debt.